SAVE LAND - UNITED FOR LAND

Vorsorgen heißt Schäden begrenzen

Ein Audit kann Risiken von Hochwasser und Starkregen mindern

Sintflutartige Regenfälle mit bis zu 100 Litern Niederschlag pro Quadratmeter, Bäche und Flüsse, die über die Ufer treten, unterspülte Straßen, Erdrutsche, überflutete Keller, Tiefgaragen und U-Bahn-Schächte – kein Schreckensszenario, sondern immer häufiger Realität. Was ist zu tun? 
 
© DWA© DWA
Lokale Unwetter, Starkregen und auch Sturmfluten nehmen zu. Wissenschaftler belegen es: Der Klimawandel – verursacht durch die menschengemachte Erderwärmung - verändert unser Wetter. Die Folge: im schlimmsten Fall Tote und Verletzte, wie gerade tragischerweise in Italien und auf Mallorca, zumeist jedoch große Schäden in Siedlungsgebieten, an Industrieanlagen und in der Landwirtschaft. Schnell tauchen Fragen auf: Wer ist für die Schäden verantwortlich? Hätte man etwas dagegen tun können? Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) sagt ja und empfiehlt Kommunen und Unternehmen ein eigenes Hochwasser-Risikomanagement. Zu wenig Städte und Gemeinden bereiten sich auf die Folgen der Klimaveränderungen vor.

Hochwasser-Risikomanagement: Verbesserung der ­lokalen Vorsorge
Ein Fragenkatalog, mit dem fach- und zuständigkeitsübergreifend der aktuelle Stand und die Grenzen des Hochwasserschutzes ermittelt werden können, bildet die Basis des „Audit Hochwasser und Starkregen", das die DWA für Städte und Gemeinden, Wasserverbände und Abwasserbetriebe zur Eindämmung von Überflutungsschäden entwickelt hat. DWA-Auditoren analysieren gemeinsam mit Mitarbeitern verschiedener Verwaltungsbereiche, zum Beispiel der Umweltverwaltung, der Wasserwirtschaftsbehörde, dem Stadtentwässerungsbetrieb, dem Stadtplanungsamt, dem Bauamt, aber auch mit dem Ordnungsamt, dem Gesundheitsamt, dem Katastrophenschutz, der Feuerwehr und dem Bauhof den Ist-Zustand. Dabei stützen sie sich auf das Merkblatt DWA-M 551 „Audit Hochwasser: Wie gut sind wir vorbereitet?".

Mit Hilfe der Auditoren entwickelt die Kommune geeignete Maßnahmen, mit denen Defizite in der Hochwasservorsorge beseitigt werden können. Sie prüfen dabei allerdings nicht die vorhandenen technischen Schutzmaßnahmen, sondern bewerten die Qualität der Information über Gefahren und Risiken in der Kommune und ob die Kommunikation zwischen den Ämtern, aber auch in Richtung der Bürger funktioniert.

Kommunikation anstoßen – Bewusstsein schaffen
Existieren in der Kommune Alarm- und Einsatzpläne, die alle Gefahrenlagen durch Hochwasser und Starkregen berücksichtigen? Werden Bauherren ausreichend über Möglichkeiten, hochwasserangepasst zu bauen und zu sanieren oder über Überschwemmungsrisiken auf ihrem Grundstück informiert? Mit dem Audit wird ein interner Kommunikationsprozess angestoßen. Immer wieder zeigt sich, dass Mitarbeiter einer Verwaltung, die mit dem Thema Hochwasser befasst sind, aber in verschiedenen Dienststellen arbeiten, erstmals ämterübergreifend ins Gespräch kommen. Das Audit schafft damit ein neues Bewusstsein, innerhalb der Verwaltung und im Dialog mit den Bürgern.
 
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Vom Pilotprojekt …
Nach einer Pilotphase in den Jahren 2011 bis 2013, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wurde, konnte die DWA bereits mehr als 50 Kommunen und Verbände auditieren, darunter die Großstädte Köln, Dresden und Braunschweig, aber auch sehr kleine Gemeinden wie Au am Rhein oder Moos an der Donau mit jeweils nur rund 3.000 Einwohnern. Während in Großstädten – in der Regel unter der Leitung der Umweltverwaltung – oftmals bereits eine Zuständigkeit für die Hochwasservorsorge festgelegt wurde, liegt die Verantwortung in sehr kleinen Kommunen bisweilen beim Bürgermeister, unterstützt durch Bauhof und Feuerwehr. In großen Städten ist die Organisation der inneren Vernetzung ein wichtiges Thema. Kleine ländliche Gemeinden dagegen sollten ihren Hochwasserschutz und die Vorsorge vor allem mit dem Katastrophenschutz der Landkreise und mit den Wasserwirtschaftsbehörden abstimmen. Die Spannbreite der Herangehensweisen ist also breit.

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Ein Hochwasserpass hilft, mögliche Risiken zu erkennen und Transparenz in vorhandene Infrastruktur zu bringen. © DWAEin Hochwasserpass hilft, mögliche Risiken zu erkennen und Transparenz in vorhandene Infrastruktur zu bringen. © DWA
Die Audits bewerten – getrennt nach „Hochwasser" und „Starkregen/Sturzfluten" – die Flächenvorsorge, die Bauvorsorge, die Verhaltensvorsorge und die Risikovorsorge. Flächenvorsorge heißt zum Beispiel, dass überflutungsgefährdete Gebiete nicht als Bauland ausgewiesen werden. Unter Bauvorsorge versteht man die Sicherung von Bauten und unter Umständen auch eine veränderte, an Hochwassergefahren angepasste Nutzung der Gebäude. Die Verhaltensvorsorge verlangt ein funktionierendes Hochwasserwarnsystem mit daraus abgeleiteten Handlungsoptionen. Risikovorsorge bedeutet, dass für den Hochwasserfall finanzielle Vorsorge getroffen wurde, sei es durch Versicherungsschutz oder durch Rücklagenbildung. Neben den vier Vorsorgebereichen wird im Audit außerdem nach den drei Hochwasserszenarien häufiges Hochwasser (HQhäufig), hundertjährliches oder auch mittleres Hochwasser (HQ100) und Extremhochwasser (HQextr) unterschieden.

Die Hochwasservorsorge-Ampel wendet Haftungsrisiken ab
Die Stärken und Schwächen in der Hochwasservorsorge stellt das Audit grafisch als sogenannte „Hochwasservorsorge-Ampeln" dar. Die erreichten Punkte – maximal 250 je Vorsorgebereich und Szenario – werden von grün über gelb und ocker bis rot visualisiert. Die Hochwasservorsorge-Ampeln verdeutlichen den Handlungsbedarf auf einen Blick. Um Defizite zu beseitigen, stellen die DWA-Experten den Kommunen Maßnahmen vor, die sich unter ähnlichen Bedingungen in der Praxis bereits bewährt haben. Damit haben die Entscheider in Kommunen und Zweckverbänden ein Instrumentarium an der Hand, die von der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (EG-HwRM-RL) geforderte Information der Öffentlichkeit über lokale und regionale Hochwasserrisiken umzusetzen. Es hilft, Schwachstellen in der Organisation einer Verwaltung oder eines Betriebs zu erkennen und dient als Nachweis, dass Maßnahmen zur Hochwasservorsorge getroffen wurden. Mögliche Haftungsfolgen können abgewendet werden. Das Audit findet vor Ort statt und dauert in der Regel zwei Tage.

Hilfe für Haus- und Wohnungseigentümer
Privaten und gewerblichen Immobilienbesitzern gibt der Hochwasserpass des HochwasserKompetenzCetrums (HKC) in Köln Auskunft über kritische Aspekte der Lage des Objekts, Überschwemmungsgefährdungen und erforderliche Anpassungsmaßnahmen. Zunächst kann das individuelle Risiko mit Hilfe eines im Internet frei zugänglichen Fragebogens ermittelt werden, auf dessen Basis ein Sachverständiger, der jedoch kostenpflichtig beauftragt werden muss, das Gebäude auf Hochwasser- und Sturzflutgefahren bewerten, Schutzmaßnahmen empfehlen und den Hochwasserpass ausstellen kann. Der Hochwasserpass kann nützlich sein, wenn es um die Einstufung des Objekts bei der Gebäudeversicherung oder um den Verkauf geht.

 
Dirk Barion arbeitet als Fachreferent für die Bereiche Boden, Grundwasser, Hydrologie und Wasserbewirtschaftung bei der DWA. Er berät Kommunen, Verbände und Betriebe bei der Hochwasservorsorge und ist zugleich als Auditor tätig.

Umwelt | Klima, 01.12.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2018 - Frauen bewegen die Welt erschienen.
     
        
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