EBS Executive School: Top-Weiterbildung in Sustainable Finance & Sustainable Business

Matching Makes the World Go Round

Mit den richtigen Leuten in Kontakt kommen

Geht es Ihnen auch so: Sie gehen auf eine Konferenz und wissen, dass dort jede Menge spannende ­Leute sind, die Sie kennenlernen möchten, aber die Kontakte beschränken sich auf ­Zufallsbekanntschaften in der Kaffeepause? Oder Sie brüten über einem Problem und würden sich gerne mit anderen Menschen vernetzen, die auch daran arbeiten oder gar schon Lösungen haben? Doch wie findet man diese?

© pixabay, Arek Socha© pixabay, Arek Socha
Die oben beschriebene Situation sah ich auch bei meiner Anmeldung zum rad°hub von BMW, eine mehrtägige Zusammenkunft von internationalen Vordenkern aus verschiedenen Branchen und gesellschaftlichen Bereichen, auf mich zukommen. Spannende Teilnehmer – aber wen werde ich treffen?

Doch bei dieser Veranstaltung nahm es eine andere Wendung. Ich bekam lange vor dem Event eine E-mail mit einem Link, der mich auf ein Matching-Tool führte. Es sollte mir effizient und effektiv ermöglichen, die Potenziale der Veranstaltung voll zu nutzen und den richtigen Menschen nicht nur zufällig zu begegnen.

Zu diesem Zweck füllte ich vorab einen Fragebogen aus und siehe da, schon vor der Veranstaltung kam es zur digitalen Begegnung. Und gleich als ich bei der BMW Think Tank Veranstaltung eintreffe, kommt Benjamin von Wong, mein Match, freudestrahlend auf mich zu. Nachdem wir bereits im Vorfeld unsere Interessen ausgetauscht hatten, kommt es nun nicht nur zum gemeinsamen Drink, sondern auch zu einem inspirierenden Gedankenaustausch und einer sofortigen Zusammenarbeit. Benjamin von Wong ist Umwelt-Aktivist und Fotokünstler mit Millionen von Followern, und unser Treffen führt dazu, dass sein Kunstwerk auf dem Cover und im Brennpunkt des folgenden forum-Magazins erscheint.

Wer bringt wen wie zusammen?
Später lernte ich Rosmarie Steininger kennen, die smarte Frau, die hinter dem Algorithmus steht, der mich und Wong beim rad°hub zusammenbrachte. Doch dazu später mehr... Angeregt von diesem Matching, begab ich mich auf die Suche nach weiteren Initiativen. Ich habe fünf Matchmaker für Sie ausgewählt, um deren Ansätze kurz zu beleuchten.

Grundsätzlich ist das Problem alt, es geht immer darum, die richtigen Menschen, Produkte, Lösungen und Firmen zusammenzubringen, und wer denkt, dass das alles durch das Internet so viel leichter wurde, sieht sich getäuscht, denn oft findet man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Doch gezieltes, computergestütztes Matching kann unverhoffte Möglichkeiten eröffnen.

Internationaler Gedankenaustausch im Sinne der Nachhaltigkeit
Manchmal ist es entscheidend, durch welche Türe man geht. Matchingplattformen helfen, neue und vor allem die richtigen Gesprächs- oder Businesspartner zu finden. © ChemistreeManchmal ist es entscheidend, durch welche Türe man geht. Matchingplattformen helfen, neue und vor allem die richtigen Gesprächs- oder Businesspartner zu finden. © Chemistree
Auf dem Deutschen Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf treffe ich die nächste Matchmakerin: Katharina Jung. Mit ihrer Plattform GlobalMatch will sie junge Menschen aus dem globalen Süden und dem globalen Norden interkulturell zusammenbringen, damit sie gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft arbeiten können. Hat GlobalMatch ein Tandempaar gefunden, beginnt für das Team eine spannende Reise. Auf der Online-Plattform trifft sich das Match in regelmäßigen Abständen zum Video-Chat und hat vielfältige e-Learning-Tools zur Verfügung. Besonders wichtig ist es den Initiatoren, beiden Partnern die Besonderheiten ihrer eigenen kulturellen Prägung vor Augen zu führen, diese kritisch zu hinterfragen und damit neue Perspektiven zu gewinnen. Dabei entstehen spannende Ideen und auch Projekte, wie zum Beispiel Straßenkindern in Uganda Computerkurse anzubieten. Internationale Unternehmen haben bereits ein großes Interesse an GlobalMatch angemeldet.

Menschen verbinden, Wissen teilen, Mehrwert schaffen
Volunteer Vision, ein Münchener Startup, bietet ebenfalls eine interessante Lösung. Angetrieben durch ihre Begeisterung für ein gesellschaftliches Engagement von Mitarbeitern (Corporate Volunteering) und dem Anspruch, dieses in den Unternehmensalltag zu integrieren, entwickelten die drei Gründerinnen ein geniales Konzept: digitales 1:1-Mentoring von Mitarbeitern für Menschen auf der Suche nach einem beruflichen Einstieg.

Im Rahmen von Patenschaften können Berufstätige ihre ­Expertise teilen und junge Menschen davon profitieren lassen. Mentees erhalten damit die Möglichkeit, ihre beruflichen Ziele gemeinsam mit einem Mentor zu erreichen und ihr Leben zu verbessern. Mentoren erhalten die Möglichkeit, ihre Mentoring-Fähigkeiten zu trainieren und eine neue Perspektive auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft zu gewinnen. Dadurch wird gesellschaftliches Engagement von Mitarbeitern erstmals in das digitale Zeitalter übersetzt und überbrückt so räumliche Distanz. Auch diese Online-Plattform ermöglicht den Teilnehmern Zugang zu hochwertigen e-Learning-Materialien, die in Kooperation mit sozialen Organisationen und akademischen Instituten entwickelt wurden. Alle Programme zielen auf definierte Lernziele ab und werden über wissenschaftliche Tools, die in einem mehrjährigen Forschungsprojekt an der Universität Hamburg entwickelt wurden, begleitet.

Talente erkennen und mit dem richtigen Arbeitgeber ­verbinden
© Talents Connect© Talents Connect
Viele Arbeitgeber vertrauen bei der Suche nach talentierten Berufseinsteigern immer noch auf eine eindimensionale Suchlogik und gehen davon aus, dass der Berufseinsteiger genau weiß, wonach er sucht. Falsch gedacht, denn gerade junge Menschen sind auf der Suche nach Berufsorientierung. Statt Suchlogik ist deswegen Antwortlogik gefragt, das heißt, Arbeitgeber müssen Fragen von Kandidaten wie „Welcher Job passt zu mir, meinen Fähigkeiten, meinen Interessen und meinen beruflichen Zielen?" beantworten, die schon in der frühen Phase der Jobsuche auftauchen. Gefordert ist also eine ganz neue Matching-Methode, die die richtigen Menschen in die richtigen Jobs führt. Das Kölner Startup Talents Connect hat genau diese Technologie entwickelt. Ein psychologisch fundierter Fragebogen gibt Bewerbern in Echtzeit individuelle Orientierung und führt sie erst dann zu passenden Stellen im jeweiligen Unternehmen. Dementsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Jobsuchende dort etwas vorfindet, was zu ihm passt. Gleichzeitig erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit einer qualitativ hochwertigen Bewerbung für den ausschreibenden Arbeitgeber.

Gekonnt sourcen und Synergien schaffen
Der passende Match kann auch online erfolgen. Wichtig ist, dass der Algorithmus richtig „gefüttertDer passende Match kann auch online erfolgen. Wichtig ist, dass der Algorithmus richtig „gefüttert
Ein Unternehmen kann nur so gut sein, wie seine Geschäftspartner oder seine Verbindung in die Branche. Das wurde mir besonders deutlich beim Besuch der fairfashion in Berlin. Dabei begegnete ich unzähligen innovativen und progressiven Labels aus den verschiedensten Ländern. Sie alle klagten, es fehle an Austausch und Zusammenarbeit innerhalb der Branche. Diese Herausforderung erkannte Sourcebook, ein B2B Netzwerk für Modemacher, Textilhandwerker, Produzenten, Rohstofflieferanten und Dienstleister der Modebranche. Mitglieder können sich über diese Plattform vernetzen und somit Textilprojekte gemeinsam mit den Besten der Branche realisieren. Die Netzwerker von Sourcebook stellen dazu Tools und Dienstleistungen zur Verfügung, die Textilunternehmen effizienter machen, komplexe Prozesse vereinfachen und Geschäftspartner zusammenbringen sollen. Mit ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit und technologischer Innovation wollen sie damit eine treibende Kraft in der Transformation der Textilbranche sein. Denn auf der einen Seite haben es besonders die grünen Modelabels immer noch schwer, die richtigen Materialien und Produzenten zu finden. Auf der anderen Seite haben gerade lokale Handwerker und kleine Manufakturen wenig Erfahrung mit digitalen Medien und brauchen Unterstützung, um sich und ihre Dienstleistungen online zu vermarkten. Sourcebook bringt diese Akteure in Kontakt und hilft mit Rat und Tat, damit zukunftsfähige Alternativen zu Fast Fashion und Ausbeutung entstehen und handwerkliche Kulturtechniken in ganz Europa überleben können. Über 2.000 Sourcebook-Mitglieder aus zehn europäischen Ländern, zum großen Teil kleine und mittelständische Unternehmen mit einer Vielzahl an beeindruckenden Skills und Fertigkeiten, haben sich so schon zusammengeschlossen.

Zurück zum Matching im rad°hub...
... und damit zum zündenden Erlebnis meiner Begegnung mit dem Künstler Benjamin von Wong. Ein ganz besonders spannender Ansatz namens Chemistree hatte hier die Fäden beziehungsweise den Algorithmus gezogen, um die Begegnungen nicht dem Zufall zu überlassen. Die Gründerin und Geschäftsführerin von Chemistree, Rosmarie Steininger, ist der festen Überzeugung: „Neues entsteht, wenn die richtigen Menschen sich begegnen."

Manchmal passiert das zufällig, der Richtige sitzt auf der Konferenz direkt neben einem und hat auch noch den Mut, ein Gespräch zu beginnen. Aber oft auch nicht – oder der Zufall hat gar keine Chance, weil alle damit beschäftigt sind, ihre Smartphones zu checken. Man kann die richtigen Begegnungen zwischen Menschen zwar auch persönlich herbeiführen, nämlich mit guter Vorbereitung, Fingerspitzengefühl und Bereitschaft zum Querdenken. Wenn aber die Zeit oder das Hintergrundwissen fehlen, funktioniert das nicht und Chancen bleiben ungenutzt. Dann können laut Chemistree Algorithmen helfen, um besondere Begegnungen zu ermöglichen: Digitalisierung wird dabei als Vehikel eingesetzt, um in der realen Welt reale Vernetzungen zu schaffen, bei denen die Chemie stimmt. Doch wie kann das der Computer und ein Programm aus Nullen und Einsen bewerkstelligen und dabei auch noch die „Chemie" berücksichtigen?

Damit die Chemie stimmt
Ausgehend von der beabsichtigten Wirkung erarbeitet Chemistree zunächst gemeinsam mit dem Auftraggeber, welche Begegnungen dazu beitragen könnten, die gesteckten Ziele zu erreichen. Das können Matches auf Konferenzen wie dem rad°hub sein, aber auch zwischen Mentoren und Mentees, innerhalb einer Community, um das Netzwerk zu stärken, oder unter Kollegen, wenn es darum geht, interne Silos aufzubrechen oder oder oder. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Im zweiten Schritt werden die passenden Kriterien und Fragen entwickelt. Dabei geht es um Fachgebiete, Regionen, Sprachen genauso wie um individuelle Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmale. Und zuletzt wird die Matching-Lösung auf einer Online-Plattform umgesetzt. Dort melden sich die Teilnehmer an und beantworten die entwickelten Fragen. Algorithmen berechnen dann im Hintergrund, wer wie gut zu wem passt.

Durch die angegebenen Informationen und Ideen entstehen Verbindungen zwischen Menschen, die füreinander in dem gegebenen Kontext die Richtigen sind. Das Ganze basiert auf einem fein austarierten Zusammenspiel aus Psychologie und IT, Wellenlänge und effizientem Algorithmus. Ein genialer Ansatz in einer Zeit, in der wir nicht nur auf gute, sondern auch auf die richtigen Kontakte angewiesen sind. Zu diesem Thema hat Rosmarie Steininger zusammen mit der LMU München eine Studie durchgeführt. (Siehe Kasten).

Auf der Suche nach meinem Ziel: Was will ich erreichen?
Eine Flut von Informationen prasselt täglich auf uns ein, neue Kontakte tun sich auf, meistens aber so viele, dass sie gänzlich ungenutzt bleiben. Matching eröffnet Möglichkeiten, von denen wir persönlich und professionell profitieren können. Nicht nur um Neues zu schaffen, sondern auch um einen Fokus zu definieren. Denn die Grundlage für ein gutes Matching ist nicht nur ein ausgeklügelter Algorithmus oder eine gut abgestimmte Online-Plattform mit hilfreichen Tools, sondern vor allem die Voraussetzung, dass der Matchsuchende sich fragt: Was und wen will ich eigentlich erreichen?

 
Von Fritz Lietsch

Gesellschaft | Megatrends, 01.12.2018
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2018 - Frauen bewegen die Welt erschienen.
     
        
Cover des aktuellen Hefts

Save the Ocean

forum 02/2025 ist erschienen

  • Regenerativ
  • Coworkation
  • Klimadiesel
  • Kreislaufwirtschaft
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
29
MÄR
2025
"Dünnes Eis"
"Komm mit auf Polar-Expedition!"
80339 München, bis 08.11.
02
APR
2025
5. Runder Tisch der Infrarotheizungsbranche
& Konferenz "Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus"
97070 Würzburg
03
APR
2025
CSRD-Verschiebung & wirtschaftliche Unsicherheit - Was jetzt zählt
Auswirkungen verstehen, Chancen nutzen, wirtschaftlich erfolgreich handeln
Webinar
Alle Veranstaltungen...

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Naturschutz

Mika erzählt uns auch davon, dass diese Natur bedroht ist
Christoph Quarch empfindet beim Anblick des Eisbärenbabys im Karlsruher Zoo Demut
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Hidden Champion OEMs

LVR-Kulturkonferenz 2025: Kultur. Nachhaltig. Wirtschaften. | Krefeld, 21. Mai

Friede sei mit uns – ein christlicher Wunsch!

Damen-Deodorant ohne Schadstoffe:

Product Compliance, Herstellerverantwortung und Nachhaltigkeit in einem Event

CBD: Anwendungsgebiete & therapeutisches Potenzial

Getriebeölwechsel bei Kleinwagen und Kompaktwagen

circulee stattet WWF Deutschland zukünftig mit grüner IT aus

forum extra, Beilage in der Wirtschaftswoche
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • circulee GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • NOW Partners Foundation
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • toom Baumarkt GmbH
  • circulee GmbH