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Nachhaltigkeitsratings

Als Orientierung und Maßstab beim Investment

Diesen Beitrag von Dieter Niewierra, oekom research AG, finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2018 – Nachhaltiges Investieren.
 
Die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von international tätigen Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern (GLCU) zeigt: Tendenz positiv, doch es gibt noch viel zu tun und besonders an der Spitze ist Luft nach oben (Angaben in Prozent, Stand jeweils 31.12. des Jahres, Quelle:oekom research, 2017). © oekom researchDie Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von international tätigen Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern (GLCU) zeigt: Tendenz positiv, doch es gibt noch viel zu tun und besonders an der Spitze ist Luft nach oben (Angaben in Prozent, Stand jeweils 31.12. des Jahres, Quelle:oekom research, 2017). © oekom research
Zentrale Aspekte, die einem Nachhaltigkeitsrating Glaubwürdigkeit und Aussagekraft verleihen, sind die Unabhängigkeit der bewertenden Ratingagentur, die Qualität der Ratingmethodik sowie die Expertise und Fachkenntnis der Analysten. Zu den Pionieren des Nachhaltigkeitsratings gehört seit 1993 oekom research. Mit dem oekom Corporate Rating analysiert das Research-Haus die Nachhaltigkeitsperformance und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Dabei werden sowohl der Umgang mit branchenspezifischen Nachhaltigkeitsherausforderungen und -risiken als auch die Nutzung nachhaltigkeitsbezogener Chancen bewertet.
 
Um die vielfältigen ökologischen und sozialen Herausforderungen hinsichtlich der Aktivitäten von Unternehmen umfassend analysieren zu können, wurde ein Pool von inzwischen etwa 700 Indikatoren zu weit über 100 Themenfeldern entwickelt, von denen branchenspezifisch die ca. 100 relevantesten Indikatoren zur Anwendung kommen. Branchenübergreifende Untersuchungsfelder umfassen unter anderem den Umgang der Unternehmen mit Mitarbeitern und Zulieferern, die umweltgerechte Ausgestaltung der Produkte und Aktivitäten, Umfang und Qualität des Umweltmanagements sowie die resultierende konkrete Ökoeffizienz. Die Kriterien werden kontinuierlich weiterentwickelt, um beispielsweise neuen technischen, gesellschaftlichen oder rechtlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
 
Zusätzlich führt oekom research Analysen zu kontroversen Geschäftsfeldern wie z.B. Alkohol, Atomenergie oder Rüstungsgüter und kontroverse Geschäftspraktiken, beispielweise Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte durch, die als Ausschlusskriterien individuell operationalisiert und genutzt werden können. Für die Beurteilung, wie ein Unternehmen in seinem Geschäftsmodell die Chancen der nachhaltigen Entwicklung nutzt und zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beiträgt, spielt die Bewertung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios des Unternehmens eine zentrale Rolle.
 
Das Rating-Universum
oekom research hat eine umfassende interne Datenbank zu Emittenten von Aktien und Anleihen aufgebaut, denen das jeweilige Rating der bewerteten Muttergesellschaft bzw. des jeweiligen Staates zugeordnet werden kann. Somit können Investoren neben den Informationen zu Unternehmen und Ländern auch Informationen darüber beziehen, welche assoziierten Anleiheemittenten – beispielsweise Finanzierungs- und Finanztöchter oder Gebietskörperschaften – ihre inhaltlichen Mindestanforderungen in puncto Nachhaltigkeitsleistung erfüllen. Auf diese Weise umfasst die Abdeckung über 6.200 Emittenten, davon sind 5.500 Unternehmen und 700 Staaten bzw. Gebietskörperschaften.
 
Bislang erfüllen nur etwas mehr als 16 Prozent der analysierten Unternehmen (Stand September 2017) die branchenspezifischen Anforderungen des oekom Prime Status. Dieser Anteil hat sich im Vergleich zu den Vorjahren zwar kaum verändert, über einen längeren Zeitraum hinweg ist jedoch insgesamt ein allmählicher Trend hin zu einer generellen Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen zu sehen (s. Abb. S. 22).
 
Die Qualität der Ratingmethodik
Vor knapp zehn Jahren wurde der freiwillige internationale ARISTA Responsible Investment Research Standard als Qualitätsstandard für Nachhaltigkeitsratings entwickelt. Er fordert von den Agenturen unter anderem fortlaufende Qualitätsverbesserungen und Qualitätskontrollsysteme. Außerdem muss ein Verhaltenskodex aufgestellt werden, um Unabhängigkeit, Integrität, Aufrichtigkeit, Transparenz und Verantwortlichkeit in jeder Abteilung sowie im Rechercheprozess und auch gegenüber Kunden und anderen Akteuren zu gewährleisten. Die Einhaltung dieser und weiterer Anforderungen wird regelmäßig durch unabhängige Prüfer im Rahmen von Audits überwacht.
 
oekom research gehörte 2009 zu den ersten Agenturen, die sich nach diesem Standard haben zertifizieren lassen. Darüber hinaus gibt es weitere internationale Transparenz- und Qualitätsstandards, an deren Konzeptionierung und Umsetzung oekom research beteiligt ist. Projekte wie die Global Initiative for Sustainability Ratings (GISR) und der Deep Data Delivery Standard sollen sicher stellen, dass Investoren und Auftraggeber die Unterschiede zwischen den verschiedenen Research-Anbietern in Hinblick auf ihre Methodik und die Qualität der Ratingprozesse und Ergebnisse erkennen und den passenden Partner für ihren jeweiligen Anspruch und Investmentansatz auswählen können.
 
Nachhaltigkeitsratings sind die Haupttreiber für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen
Deepwater Horizon: Eine Katastrophe für Umwelt und Anleger. Unkalkulierbare Risiken für Umwelt und Gesellschaft sollten für Investoren in Zukunft tabu sein. Wer auf die Zukunft setzt, fördert erneuerbare Energien. © Jens Bredehorn/pixelioDeepwater Horizon: Eine Katastrophe für Umwelt und Anleger. Unkalkulierbare Risiken für Umwelt und Gesellschaft sollten für Investoren in Zukunft tabu sein. Wer auf die Zukunft setzt, fördert erneuerbare Energien. © Jens Bredehorn/pixelio
Im Rahmen der von oekom research in Partnerschaft mit den Principles for Responsible Investment (PRI) durchgeführten Impact Studie 2017 wurde untersucht, welchen Einfluss der nachhaltige Kapitalmarkt – und hierunter auch explizit das Nachhaltigkeitsrating – auf die Unternehmen und deren Umgang mit den sozialen und umweltbezogenen Herausforderungen hat.
 
Demzufolge sind Nachhaltigkeitsratingagenturen inzwischen zum stärksten Treiber für das Thema Nachhaltigkeit bei Unternehmen geworden. 61,3 Prozent der Befragten geben an, durch sie zur Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit motiviert worden zu sein. Dabei wurde auch deutlich, wie wichtig ein transparenter Ratingprozess für den potenziellen Impact des Nachhaltigkeitsratings auf die Unternehmen ist. Nur, wenn die Unternehmen nachvollziehen können, warum sie wie bewertet werden, können sie entsprechende Schritte zur Verbesserung der Qualität ihres Nachhaltigkeitsmanagements einleiten.
 
Darüber hinaus geben insgesamt knapp 90 Prozent an, dass sie ein gutes Nachhaltigkeitsrating als generell wichtig erachten. Es wird auch als Basis dafür verstanden, dass Unternehmen in Nachhaltigkeitsfonds und -indizes aufgenommen bzw. darin gelistet werden. Allein dies ist für 78 Prozent der befragten Unternehmen ein ausschlaggebender Faktor, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Bereits bei mehr als einem Drittel der Unternehmen (insgesamt 36,5 Prozent haben die Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten sogar einen hohen bis sehr hohen Einfluss auf die allgemeine Unternehmensstrategie.
 
Fazit: Nachhaltiges Investment benötigt Nachhaltigkeitsratings
Sowohl bei Unternehmen als auch im Finanzmarkt ist ein zunehmendes Interesse an Nachhaltigkeitsresearch zu registrieren. Informationen über die Performance der Investments in Bezug auf ESGKriterien werden als wesentlich und deren Berücksichtigung als Teil der treuhänderischen Pflicht der Vermögensverwalter betrachtet. In dem Maße, in dem sich für Investoren ein Handlungsbedarf aus diesen Themenfeldern ableitet, sind Dienstleister gefragt, die verlässliche Daten, Informationen und Bewertungen als qualifizierte Entscheidungsgrundlagen liefern.
 
Dieter Niewierra ist seit 2015 Director Communications bei oekom research. Er studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Regensburg und der Arizona State University in Tempe/USA und absolvierte eine journalistische Ausbildung beim Bayerischen Rundfunk. Von 1999 bis 2015 war er als PR-Manager bei verschiedenen PR-Agenturen tätig.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Lifestyle | Geld & Investment, 01.01.2018

     
        
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