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Mehr Transparenz führt zu mehr Akzeptanz

Beratungsangebot zu nachhaltigen Geldanlagen ausbaufähig

Diesen Beitrag von Dr. Annabel Oelmann, Verbraucherzentrale Bremen, finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2018 – Nachhaltiges Investieren.
 
Viele Menschen fühlen sich in Geld- und Anlagegeschäften restlos überfordert. Hier sind bessere Bildungsangebote gefragt. Der Verbraucherschutz informiert im Bereich Geldanlage und Altervorsorge auch zu Aspektender Nachhaltigkeit. © Verbraucherzentrale BremenViele Menschen fühlen sich in Geld- und Anlagegeschäften restlos überfordert. Hier sind bessere Bildungsangebote gefragt. Der Verbraucherschutz informiert im Bereich Geldanlage und Altervorsorge auch zu Aspektender Nachhaltigkeit. © Verbraucherzentrale Bremen
Das Thema „nachhaltige Geldanlage" ist bei Verbrauchern angekommen, aber beileibe noch kein Mainstream. Während der Jahresbericht 2017 des Forums Nachhaltige Geldanlagen erneut Zuwächse bei den institutionellen Anlegern ausweist, ging das Anlagevolumen bei Privatanlegern in Deutschland im vergangenen Jahr sogar zurück. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Großbritannien, Schweden oder Österreich hinken wir deutlich hinterher. Am Verbraucherinteresse liegt es nicht: Bei einer repräsentativen Umfrage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 2015 waren 69 Prozent der Befragten der Auffassung, dass nachhaltige Geldanlagen einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten können. Der Schritt von der Erkenntnis zum Handeln wird allerdings nur von einem kleinen Teil der Anleger vollzogen. Woran liegt das?
 
Das Thema Geldanlage ist generell komplex, die Neigung von Verbrauchern, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen, eher gering. Vielen Anlegern sagt der Begriff „nachhaltige Geldanlage" nichts, oder sie haben davon zwar gehört, können sich aber wenig darunter vorstellen. Das liegt auch daran, dass der Markt unübersichtlich ist und Produkte kaum vergleichbar sind – in Deutschland gibt es rund 380 Investmentfonds, die als nachhaltig bezeichnet werden, mit teilweise sehr unterschiedlichen Nachhaltigkeitsansätzen. Anleger, die auch den wirtschaftlichen Erfolg und das Risiko der Anlage im Blick haben müssen, stehen also vor der schwierigen Aufgabe, aus einer Vielzahl von Informationen die herauszufiltern, die für ihre Anlageentscheidung relevant sind. Andererseits gibt es für jede Anlageform eine nachhaltige bzw. ethisch-ökologische Alternative – vom Girokonto über den Sparbrief bis zu Aktien- oder Rentenfonds. Insbesondere Investmentfondsgesellschaften haben ihr Engagement in den letzten Jahren stetig erhöht – auch, weil das Thema bei ihrer institutionellen Kundschaft eine immer größere Bedeutung gewinnt. Eine Reihe von Stiftungen, Versicherungen und Pensionsfonds haben mittlerweile erkannt, dass eine nachhaltige Investmentstrategie entscheidend dazu beitragen kann, Risiken durch Umweltschäden oder Reputationsverlust zu vermeiden.
 
Beratungsangebot zu nachhaltigen Geldanlagen ausbaufähig
Aber im Privatkundenvertrieb der Banken und Sparkassen spielt das Thema Nachhaltigkeit kaum eine Rolle. Bei vielen Kreditinstituten – mit Ausnahme der alternativen und kirchlichen Banken – besteht noch Nachholbedarf in der Beratung zu nachhaltigen Produkten, auch bei den meisten Vermögensberatern steht das Thema nicht besonders hoch im Kurs. Vielen Vertriebsmitarbeitern fehlt das Know-how auf diesem Gebiet. Eine echte Auswahl können Verbraucher somit kaum treffen. Die Banken wiederum, die sich mit ihrem Geschäftsmodell komplett nachhaltig ausgerichtet haben, sind nach wie vor Nischenanbieter, auch wenn sie seit Jahren beständig mehr Kunden anziehen. Was muss sich also ändern?
 
Für ein stärkeres Verbraucherinteresse an nachhaltigen Finanzprodukten sind vier Handlungsfelder von Bedeutung: Ethisch-ökologische Mindeststandards für staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte, mehr Transparenz bei allen Finanzprodukten, gesetzliche Standards für nachhaltige Finanzprodukte sowie die Verankerung des Themas „nachhaltige Finanzen" in der Bildung.
 
Mindeststandards für staatlich geförderte Altersvorsorge
Während fast alle Fondsanbieter zumindest eine kleine Auswahl an Produkten mit Nachhaltigkeitsstandards anbieten, sieht das Angebot bei der staatlich geförderten Riester-Rente mau aus, wie eine im September 2017 veröffentlichte Untersuchung der Verbraucherzentrale Bremen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest gezeigt hat. Dabei trägt der Gesetzgeber eine ordnungspolitische Mitverantwortung auf den Finanzmärkten. Bei staatlichen Maßnahmen wie dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) oder den Förderkrediten der KfW-Bank wurden Rahmenbedingungen zu einer nachhaltigen Entwicklung geschaffen. Warum nicht auch auf den Finanzmärkten?
 
Um hier in Richtung mehr Nachhaltigkeit umzusteuern, sollten für staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte ethisch-ökologische Mindeststandards eingeführt werden, die bestimmte Branchen oder Geschäftspraktiken generell ausschließen. Der Gesetzgeber könnte durch Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien für staatlich geförderte Finanzprodukte den Markt positiv beeinflussen und seine eigenen Klimaschutzziele unterstützen. Der aktuelle Marktanteil der nachhaltigen Geldanlagen bei Verbrauchern würde dadurch signifikant ausgeweitet werden.
 
Transparenz
Finanzprodukte müssen generell transparenter werden. Für den Bereich der Nachhaltigkeit bedeutet das: Anleger sollten erkennen können, in welche Branchen und Unternehmen sie ihr Geld investieren. Hier besteht insbesondere bei Altersvorsorge- und Versicherungsprodukten erheblicher Nachholbedarf. So ist Anfang 2017 die gesetzliche Informationspflicht zu ethischen, sozialen und ökologischen Belangen bei Riester-Produkten stark verwässert worden. Anleger müssen jetzt nicht mehr vor Vertragsabschluss darüber informiert werden, ob und wenn ja, welche Nachhaltigkeitsstandards der Anbieter bei der Anlage der Beiträge berücksichtigt.
 
Gesetzliche Nachhaltigkeitsstandards
Die Verwendung des Labels „nachhaltig" im Zusammenhang mit Geldanlageprodukten sollte im Sinne des Verbraucherschutzes klar definiert werden. Die Einführung von gesetzlichen Mindeststandards würde die Transparenz für Verbraucher erhöhen. Nur Anbieter, die fest definierte Anforderungen einhalten, sollten ihre Finanzprodukte mit Begrifflichkeiten wie „nachhaltig", „fair" oder „grün" bewerben dürfen. Nachhaltige Anlageprodukte böten so einen klaren Rahmen – ähnlich wie Siegel bei Bio-Lebensmitteln – und könnten von Anlegern im Hinblick auf ihren Nachhaltigkeitsansatz leichter miteinander verglichen werden.
 
Bildung
Neben der Bildung der Mitarbeiter in der Finanzwirtschaft sollte auch die Verbraucherbildung eine wichtige Rolle beim Thema Nachhaltigkeit einnehmen. Die Grundlage dafür wird in der Schule gelegt. Doch derzeit fehlt eine umfassende Integration von alltäglichem Finanzwissen in die schulische Bildung. Schulabgänger müssten jedoch zumindest grundlegende Kenntnisse darüber haben, wie im Alltag mit Finanzen umzugehen ist. Dazu gehört die Fähigkeit, Informationen und Werbebotschaften von Banken und Versicherungen einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. Nachhaltigkeit wiederum ist ein wichtiger Teil der Finanzbildung, damit aus den Schülern und Schülerinnen von heute mündige Verbraucher werden. Dazu gehört auch, die nachhaltigen Geldanlagen in die Ausbildung von Bankund Versicherungskaufleuten zu integrieren. Es führt kein Weg daran vorbei, das Thema auch den Lehrkräften näher zu bringen, damit sie es im Unterricht überzeugend zu vermitteln können.
 
Nur mit einem derart umfassenden Ansatz wird es gelingen, die Nachhaltigkeit qualifiziert und langfristig in Finanzberatung und Gesellschaft zu integrieren. Daraus ergibt sich ein klarer Auftrag an Finanzwirtschaft, Politik und Bildungssektor. Aber auch der Verbraucherschutz kann seinen Teil dazu beitragen, dass immer mehr Anleger sich Gedanken darüber machen, wie und wofür ihr Geld investieren. Dafür stehen die Verbraucherzentralen mit ihrem Beratungs- und Informationsangebot, insbesondere mit dem Onlineportal für nachhaltige Geldanlagen www.geld-bewegt.de zur Verfügung.
 
Dr. Annabel Oelmann ist seit 2016 Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Davor war sie in leitender Position in den Bereichen Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen tätig. Sie hat an der Fachhochschule Osnabrück Wirtschaftsrecht studiert und wurde an der Universität Osnabrück im Bereich Sozialwissenschaften promoviert.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Lifestyle | Geld & Investment, 01.01.2018

     
        
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