Kulturwandel 4.0 als hierarchieunabhängiger Transformationsprozess

Unternehmerische Verantwortung in der digitalisierten Welt

Diesen Beitrag von Dr. Johannes Merck, Otto Group, finden Sie im B.A.U.M.-Jahrbuch 2019 - New Work.
 
Wir leben in spannenden Zeiten. Die Digitalisierung – wahrscheinlich der größte Umbruch in der Geschichte der Menschheit seit der Renaissance – hat gerade erst begonnen. Die Welt rückt zusammen, wird mit Computer und Smartphone vernetzter. Das birgt fantastische Möglichkeiten, aber auch große Veränderungen, die es zu meistern gilt.
 
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Die digitale Revolution stellt nicht nur herkömmliche Geschäftsmodelle und Produktionsverfahren in Frage, sondern auch die Welt, so wie wir sie heute noch kennen. Viele Entscheider in Industrie und Wirtschaft stehen in ihrer Innovations- und Produktstrategie vor der fundamentalen Frage, welchen Entwicklungspfad sie für ihr Unternehmen einschlagen wollen. Denn vieles ist machbar und die Ingenieure und Programmierer sind zu allem bereit. Aber sind es gleichermaßen auch die Bürger, die Konsumenten, die Kunden und vor allem die Mitarbeiter?
 
Unternehmerische Verantwortung in der digitalisierten Welt
Das wachsende Unbehagen in der Bevölkerung speist sich vor allem daraus, dass viele von uns nicht Akteure dieser faszinierenden Technologie sind, sondern sich als passive Objekte fühlen, die gescannt, ausgewertet und berechnet werden und deren Arbeitsplätze durch den Wandel bedroht sind. Selbstverständlich wollen die meisten von uns nicht auf die Geschwindigkeit und die Vorteile der digitalen Innovationen verzichten. Und natürlich kann die Digitalisierung zur Grundlage für eine neue, langfristig erfolgreiche globale Prosperitätsstrategie werden. Dennoch muss sich die Gesellschaft über einen eingrenzenden Rahmen verständigen, in dem sich der rasante digitale Wandel vollziehen kann, denn viele Menschen sehnen sich nach mehr Sicherheit und Orientierung und machen sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Arbeit.
 
Der Wandel stellt insbesondere die Unternehmen vor große Aufgaben und Herausforderungen. Es ist bereits vorauszusehen, dass ganze Berufszweige entfallen und dafür neue entstehen werden. Das schürt nicht nur Angst unter den Mitarbeitern. Es bedroht auch den sozialen Frieden insgesamt. Denn Arbeit ist mehr als Broterwerb. Arbeit gibt den Menschen Identität und fördert ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Unternehmen müssen deshalb in Zukunft mehr soziale Verantwortung übernehmen. Sie müssen zum einen öffentlich Erklärungen liefern, wie sich die digitale Transformation auf das künftige Leben und Arbeiten auswirken könnte. Zum anderen müssen sie die Verantwortung dafür übernehmen, dass ihre Mitarbeiter nicht durch das Raster der Digitalisierung fallen. Das bedeutet einen Wandel im Umgang mit den Mitarbeitern und einen Wandel in der Zusammenarbeit unter- und miteinander.
 
Digitalisierung und werteorientierter Wandel schließen sich nicht aus
Daran arbeiten wir bei der Otto Group. Wir nennen diesen Prozess Kulturwandel 4.0. Und wir haben hier bereits einen großen Schritt nach vorne getan. Für uns ist der Kulturwandel 4.0 vor allem eines: ein hierarchieunabhängiger Transformationsprozess. Dabei geht es darum, die Eigenverantwortung der Mitarbeiter zu stärken, sie zu ermutigen, ihre Ideen gewinnbringend für alle im Unternehmen zu entwickeln, vernetzt und bereichsübergreifend miteinander zu arbeiten und transparent miteinander umzugehen. Ein partizipatives Leitbild, weg von der „Ober-sticht-unter-Mentalität" hin zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe sowie eine veränderte Fehlerkultur gehören zu diesem Transformationsprozess ebenso wie mehr Offenheit, Flexibilität, Agilität und Geschwindigkeit in der Umsetzung von Projekten. Wir müssen schneller werden, wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen.
 
Für die anstehenden Aufgaben im digitalen Wandel brauchen wir deshalb zum einen gut ausgebildete, technikaffine und überdurchschnittlich motivierte Digitalkräfte, digitale Treiber, die darin aufgehen, das jeweilige Unternehmen voranzutreiben. Wir müssen aber auch vorhandene Potenziale unter den Mitarbeitern noch besser als bisher nutzen, müssen die Lust auf Neues unter den Kolleginnen und Kollegen stärken und sie motivieren, sich den Veränderungen in ihrem jeweiligen Bereich zu stellen. Es ist nicht alleine damit getan, Menschen weiterzubilden und digital fit zu machen. Es braucht in den Unternehmen auch eine echte Verhaltensänderung, einen Kulturwandel. Das ist eine Frage der persönlichen Haltung, der Bereitschaft jedes Einzelnen, sich zu verändern, und daran arbeiten wir.
 
Keine Angst vor Veränderung
Veränderungen sind keine Frage des Alters und der Tradition der Unternehmen. Sie sind vielmehr eine Frage der Agilität und der Innovationsbereitschaft, der Haltung der Unternehmensführung und der Mitarbeiter, ihrer Offenheit für Neues und ihres Vertrauens darauf, dass sich Dinge trotz des zunehmenden Kontrollverlustes, den die Digitalisierung mit sich bringt, gut entwickeln können. Um den digitalen Wandel zu bestehen, muss man vor allem die Angst vor der Veränderung verlieren, lernen loszulassen und dabei auf die Regulierung der Kräfte untereinander zu vertrauen.
 
Wir alle müssen den Wandlungsprozess annehmen und in unsere Kultur integrieren, ohne unsere Identität über Bord zu werfen. In einem werteorientierten Unternehmen wie der Otto Group, in dem Fairness, Respekt und Verantwortung für das eigene Tun zu den Schlüsselfaktoren im Umgang miteinander gehören, ist dieser Wandel, so bin ich überzeugt, möglich.
 
Dr. Johannes Merck, promovierter Historiker, kam 1989 zur Otto Group, um den Aufbau des Umweltmanagementsystems zu übernehmen. Er gehört unter anderem dem Kuratorium der Aid by Trade Foundation und dem Beirat der Systain Consulting an. Als Direktor Corporate Responsibility der Otto Group ist er Mitglied zahlreicher politischer Gremien und Honorarprofessor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Wirtschaft | Führung & Personal, 01.01.2019

     
        
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