BIOFACH 2025

Neue Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Klimawandel, Konflikt und Migration

Klimawandel als Auslöser von Konflikten

Mehr über das Thema Klimawandel und Migration lesen Sie im Schwerpunkt Klima, Krieg und gute Taten in forum Nachhaltig Wirtschaften 4/2016.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden klimatische Bedingungen nicht selten für politische Unruhen, Bürgerkrieg und Migrationsbewegungen verantwortlich gemacht – bis dato allerdings ohne wissenschaftliche Evidenz. Eine aktuelle Studie von WU-Professor Jesus Crespo Cuaresma gemeinsam mit KollegInnen von IIASA, der University of East Anglia, der Shanghai University und der JKU Linz bestätigt nun erstmals den Zusammenhang zwischen klimatischen Bedingungen, Konflikten und Migration.

Gemeinsam mit Guy Abel (Shanghai University, IIASA), Raya Muttarka (University of East Anglia, IIASA), Michael Brottrager (JKU Linz, WU, IIASA) widmete sich WU-Professor Jesus Crespo Cuaresma, Leiter des Instituts für Makroökonomie, der Frage nach dem kausalen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration. Dabei zeigt sich: Unter bestimmten Umständen führen extreme klimatische Bedingungen zu Migrationsströmen – allerdings indirekt: durch das Auslösen von Konflikten.
 
Trockenheit und Wasserengpässe als Konfliktursache
Vom Klimawandel verursachte Dürren verstärken bereits bestehende Konflikte und Krisen. © PublicDomainPictures, pixabayDie Studie macht deutlich, dass die wachsende Zahl an Dürreperioden und Wasserknappheit Konflikte und Krisen verstärkt. Beispielhaft zeigte sich dies während des sogenannten Arabischen Frühlings zwischen 2010 und 2012 an den politischen Unruhen in Tunesien, Libyen, Jemen und Syrien, in dem der Krieg mittlerweile zu einem anhaltenden Bürgerkrieg wurde. „In Syrien beispielsweise führten die langanhaltende Trockenheit und die Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels zum Ausfall der Ernte. Zahlreiche bäuerliche Familien flohen in urbane Gebiete. Es entstand eine Überbevölkerung der Städte, viele Menschen waren ohne Arbeit, der Stein für politische Unruhen und Krieg war gelegt", so Jesus Crespo Cuaresma. Ähnliches zeigten die Studienergebnisse auch für die subsaharischen Länder Afrikas. 
 
Hochkomplexes Studiendesign
Nachdem Asylsuchende besonders von Konflikten betroffen sind, zogen die StudienautorInnen als Datenbasis die Asylanträge aus 157 Ländern von 2006 bis 2015, zur Verfügung gestellt durch die United Nations High Commissions for Human Rights (UNHCR), heran. Zur Messung der klimatischen Bedingungen in den jeweiligen Herkunftsländern der Asylsuchenden nutzten Jesus Crespo Cuaresma und seine KollegInnen den Standardised Precipitation-Evapotranspiration Index (SPEI). Dieser misst Dürreperioden im Vergleich zu durchschnittlichen Klimabedingungen durch Identifikation von Anfang und Ende der Trockenheit sowie der Intensität auf Basis von Niederschlag, Verdunstung und Verdampfung sowie der Temperatur. Zur Messung von Konflikt griffen die StudienautorInnen auf Daten zu kriegsbedingten Todesfällen des Uppsala Conflict Data Program (UCDP) zurück. Auch eine Vielzahl an sozioökonomischen und geographischen Daten wurden für die Untersuchung herangezogen, unter anderem die Distanz zwischen Herkunftsland und Zielland der Asylsuchenden, Bevölkerungsgröße, migrantische Netzwerke, politische Gegebenheiten innerhalb der Länder sowie ethnische und religiöse Gruppen. Anschließend wurde das gesammelte Datenmaterial in ein eigens entwickeltes Modell gegossen.
 
Berücksichtigung bei SDGs
„Klimawandel wird nicht immer und überall Ursprung jedes Konflikts und des daraus resultierenden Migrationsstroms sein. Aber gerade im Kontext schwacher staatlicher Institutionen und mit einem mittleren Demokratieindex können extreme klimatische Bedingungen Konflikte aufgrund knapper Ressourcen ankurbeln", so Crespo Cuaresma.
 
Einig sind sich die StudienautorInnen auch darin, dass die gewonnenen Erkenntnisse zu durch Klimawandel induzierten Konflikten und darauffolgenden Migrationsbewegungen auch im Kontext der UN Sustainable Development Goals (SDGs) Beachtung finden sollten. Aktuell würde dieser Zusammenhang noch nicht anerkannt, sondern Klimawandel und Migration als einzeln, voneinander unabhängige Felder behandelt werden. Zudem seien weitere Untersuchungen notwendig, um Migrationsbewegungen vollständig verstehen zu können.

Zur Studie:

Kontakt: Mag. Anna Maria Schwendinger, Wirtschaftsuniversität Wien
anna.schwendinger@wu.ac.at | www.wu.ac.at

Gesellschaft | Migration & Integration, 22.01.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Der Zauber des Wandels

forum 04/2024 ist erschienen

  • Windkraft
  • Zirkuläre Produkte
  • Tax the Rich
  • Green Events
  • Petra Kelly
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
26
NOV
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!"
80336 München
28
NOV
2024
17. Deutscher Nachhaltigkeitstag
Transformation im Gegenwind - Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises
40474 Düsseldorf
10
DEZ
2024
KI-PowerWorkshop
Die besten KI-Tools für Selbständige & KMU's
online
Alle Veranstaltungen...
Lassen Sie sich begeistern von einem Buch, das Hoffnung macht

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Sport & Freizeit, Reisen

Ein Fest für Frieden und Völkerverständigung
Christoph Quarch wünscht sich zu den olympischen Spielen eine Besinnung auf deren historische Tradition des Friedens und der Menschlichkeit
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Eindämmung der Barbarei durch Kultur

Einerseits... und andererseits

Der Gender Pay Gap in Pizzaform:

"Real Estate Social Impact Investing Award 2024"

When less equals more: the incredible potential of efficiency

Simulation beschleunigt Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung

Kompostierbare Verpackung für Vicentini Teebeutel

Akzeptanz durch Erleben

  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • circulee GmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen