"Bauern & Lebensmittelbetriebe machen Ernährungswende"

BÖLW fordert Politik auf, das Öko-Potenzial zu nutzen

Mehr zum Thema Food und die Zukunft unserer Landwirtschaft lesen Sie im kommenden forum Nachhaltig Wirtschaften 3/2019. 
Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Zahlen bestätigen: 2018 ergriffen viele Bauern überall in Deutschland die Chance für mehr Bio. Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert:

Immer mehr Bauern und Lebensmittelhersteller stellen auf Bio um - Maßnahmen der Politik können diesen Trend noch verstärken. © Pexels, pixabay
"Immer mehr Bauern und Lebensmittelhersteller ergreifen die Bio-Chance. Täglich sechs Höfe stellten 2018 auf Öko-Landwirtschaft um und bewirtschafteten insgesamt eine Bio-Fläche fast so groß wie Schleswig-Holstein.

Mehr Bio ist gut für alle. Für die Kunden, die immer mehr Bio von hier kaufen. Für Biene, Hase, Feldlerche und Regenwurm, die davon profitieren, dass Bio-Bauern arten-, klima-, gewässer- und bodenschonend ackern. Und natürlich für die Bauern und Hersteller, die ihren Betrieben mit Bio eine neue Perspektive geben.

Wir fordern die Politik in Bund und Ländern auf: Nutzen Sie das Öko-Potenzial für Umwelt und lebendige Dörfer! Sowohl die Kompetenz und die Erfahrung der Bio-Unternehmen, als auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger, die sich für umwelt- und tierfreundliche Produkte entscheiden, sind der Rohstoff für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und Ernährung.

Wir fordern Bundesministerin Julia Klöckner auf, alle Stellschrauben auf das Koalitionsvertragsziel 20 % Ökolandbau bis 2030 auszurichten. Wichtig ist, dass das geplante Tierwohllabel verpflichtend ist wie die erfolgreiche Eierkennzeichnung - und Bio selbstverständlich ein Teil des Labels ist. Nur so gibt es echte Transparenz an der Ladenkasse.

Wir erwarten, dass alle Ressorts der Bundesregierung den Umbau von Landwirtschaft und Ernährung gemeinsam anpacken, beispielsweise auch in der Forschungs-, der Gesundheits- oder der Umweltpolitik."

Hintergrund
2018 stellten jeden Tag mehr als sechs Betriebe täglich über 400 ha Fläche auf Öko um - das entspricht über 570 Fußballfeldern jeden Tag. Insgesamt wurden im Jahr 2018 1.521.314 ha - 9,1 % der gesamten Landwirtschaftsfläche Deutschlands - von 31.713 Höfen (+2.318, 11,9 % aller dt. Landwirtschafts-Betriebe) ökologisch bewirtschaftet. 839 Betriebe stellten auf die besonders hohen Standards der deutschen Öko-Verbände um und bewirtschaften zusammen über 938.000 ha.

Damit mehr Betriebe die Öko-Chance nutzen können, sind folgende politischen Maßnahmen entscheidend:
  • Wirksam kennzeichnen! Produkte aus guter Tierhaltung kann man bereits heute erkennen: am Bio-Siegel. Was fehlt, ist eine verpflichtende Haltungskennzeichnung wie beim Ei, die mittelfristig zu einer europäischen Kennzeichnung taugt. Die von Ministerin Klöckner geplante freiwillige Kennzeichnung, die nur einen Teil der Produkte abdeckt und Bio nicht berücksichtigt, ist halbherzig und kann die nötigen Veränderungen nicht erreichen.
  • EU-Agrarpolitik umbauen! Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) muss darauf ausgerichtet werden, dass diejenigen Bauern honoriert werden, die Umwelt, Klima und Tiere schützen. Für die aktuelle GAP muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass 70 % der Steuergelder für die Förderung von Umwelt-, Klima- und Tierschutz reserviert werden. Entscheidend für die aktuelle GAP ist, dass genug Mittel für Betriebe zur Verfügung stehen, die auf Öko umstellen wollen (Umschichtung von 1. zu 2. Säule).
  • Neues Öko-Recht gestalten! Ab 2021 wird ein neues Bio Recht gelten. Über 43.000 deutsche Bio-Unternehmen und hunderttausende weitere Bio-Bauern, -Verarbeiter und -Händler in ganz Europa sowie unzählige weitere außerhalb der EU müssen sich nun auf eine neue EU-Öko-Verordnung einstellen. Entscheidende Regelungen mit großen Auswirkungen für die Bio-Betriebe und -Unternehmen sind noch in Arbeit und müssen sinnvoll ausgestaltet werden, damit Bio sich positiv weiterentwickeln kann.
  • Ganzheitlich gesunde Ernährung stärken! Der Bund muss mit deutlich mehr Bio die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung als wirksames Instrument zur Förderung einer gesunden wie nachhaltigen Ernährung nutzen und im Konzert mit den Ländern die Ernährungsbildung voranbringen, um die Ernährungskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken - von der Kita bis zum Schulabschluss.
  • Verursacher packen, Gewässerschützer unterstützen! Das Düngerecht muss gezielt darauf ausgerichtet werden, dass die Betriebe umsteuern müssen, die das Grundwasser verschmutzen. Auf den Flächen dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, wie Böden und Gewässer verkraften (Flächenbindung). Ohne diesen wichtigen Schritt lassen sich Gewässern nicht vor Nitrat schützen. Bio-Betriebe schonen mit ihrer Wirtschaftsweise das Grundwasser ( s. auch Thünen-Studie ), deshalb dürfen sie nicht unsinnig belastet werden - es ist z.B. wichtig, dass die Betriebe weiterhin ihre Zwischenfrüchte im Herbst mit Mist und Kompost düngen können.
  • Nachhaltige Forschung ausbauen! Es muss sichergestellt werden, dass Forschung auf die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie ausgerichtet wird. Wer heute 20 % Bio anstrebt, muss auch ausreichend in Öko-Forschung investieren, um das Innovationspotenzial von Bio voll zu heben. Aktuell werden nur etwa 1,5 % der Agrarforschungsmittel für Bio-Themen investiert.
  • Gentechnik und Patente: Die neue Bundesregierung muss sicherstellen, dass Verbote der Patentierung von Pflanzen und Tieren tatsächlich wirksam werden. Für Konstrukte aus neuartigen Gentechniken wie CRISPR-Cas müssen praktikable Nachweisverfahren etabliert werden, damit auch diese gentechnisch veränderten Organismen (GVO) reguliert und gekennzeichnet werden können.
  • Öko stärken! Das Koalitionsvertrags-Ziel der Bundesregierung von 20 % Öko-Landbau bis 2030 (ab Zeile 3912) muss noch stärker zur Aufgabe der gesamten Bundesregierung werden.
Kontakt: BÖLW, Joyce Moewius | presse@boelw.de | www.boelw.de

Gesellschaft | Politik, 24.06.2019

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
13
MAI
2024
IFAT Munich 2024
Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft
81823 München
10
JUN
2024
ACHEMA 2024 - Freitickets für forum-Leser!
Weltforum und Internationale Leitmesse der Prozessindustrie
60327 Frankfurt am Main
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Fritz Lietsch, CEO ALTOP-Verlag: Meet me at DIGISUSTAIN

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Megatrends

Was sagt die Debatte um die Cannabis-Legalisierung über unsere Gesellschaft?
Christoph Quarch empfiehlt den Blick auf andere Drogen
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Rückwärtsgewandte Alte-Weiße-Männer-Politik

Strategisches Diversity Management

Mikrowechselrichter für kleine Solaranlagen mit 4 Solarmodulen für eine einfachere Installation via Bluetooth-Unterstützung

Ziel übertroffen: Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ stiftet 1,1 Millionen Bäume für den deutschen Wald

RIGK auf der IFAT 2024:

Nachhaltig beleuchten: 5 Gründe für LED statt Halogen

Recruiting: weibliche Talente für männerdominierte Branchen

Ein Gruß zum Tag der Erde

  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • circulee GmbH
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • toom Baumarkt GmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen