Filme haben die Kraft, das Denken zu verändern
NaturVision Filmfestival 2019 zieht Bilanz
Ludwigsburg: Mit rund 16.700 Zuschauer*innen war das 18. NaturVision Filmfestival, das vom 11.07. – 14.07.2019 in Ludwigsburg stattfand, ein großartiger Erfolg. Insgesamt war eine Besuchersteigerung von 25 Prozent zu verzeichnen. Auf dem Open Air trotzten die Zuschauer*innen den Wetterkapriolen mit Schirmen und Gummistiefeln. Der Publikumspreis, der am Sonntagabend nach Ende aller Vorführungen ausgezählt wurde, geht an die Dokumentation „Der Bach" von Jan Haft.
Claus Wollenschläger, Betreiber des Central Filmtheaters in Ludwigsburg und Mitveranstalter des NaturVision Filmfestivals, hängt neue Schilder auf: In seinen Kinos gibt es ab sofort nur noch Getränke in Glasflaschen – möglichst von regionalen Herstellern. Anstoß für diesen entschiedenen Schritt war die Dokumentation A Plastic Surgery: Coca-Cola's Hidden Secrets von Sandrine Rigaud, die beim Festival den „Deutschen Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis" verliehen bekam. „Ich war erschüttert von den Plastikbergen, die allein der Coca-Cola Konzern verursacht, und von den Lügen, die der Konzern mit seinen Recycling-Versprechen verbreitet. Ganz klar haben die Hauptverantwortung hier die Hersteller. Aber ich sehe mich als Vertreiber der Produkte genauso in der Pflicht, dieses schmutzige Spiel nicht länger mitzumachen", erklärt Claus Wollenschläger.
Nah an den gesellschaftlichen Debatten
Die feste Überzeugung, dass Filme die Kraft haben, das Denken zu verändern, war von Anfang an ein wichtiger Motivator für die Festivalmacher*innen. In ihrem Filmprogramm setzen sie auf eine Kombination von mitreißenden Natur- und Tierfilmen und kritischen Umweltfilmen. Dabei ist NaturVision im Laufe der letzten Jahre sichtlich politischer geworden: „Die neuesten Veröffentlichungen zu Klimawandel und Artensterben lassen die Diskussion über Umwelt und Nachhaltigkeit lauter werden. Man sieht es nicht nur an der Friday for Future Bewegung – die Menschen wollen sich informieren und aktiv werden. Die deutlich gestiegenen Zuschauer*innenzahlen und die überdurchschnittlich vielen jungen Besucher*innen zeigen, dass wir hier die Menschen mit ihren Fragen abholen," erläutert Martina Edin, die für Marketing und Kommunikation bei NaturVision verantwortlich ist.
Naturfilm zwischen schönen Bildern und trauriger Realität
Das Festivalpublikum wählte die Dokumentation „Der Bach" von Jan Haft zu ihrem Favoriten. Der Film offenbart nicht nur die Wunder eines kaum beachteten Lebensraumes vor unserer Haustüre. Er thematisiert auch die Gefährdungen dieses fragilen Ökosystems durch die industrialisierte Landwirtschaft und dokumentiert die Folgen eines Gülleunfalls. Jan Haft bringt hier auf die Leinwand, was viele Natur- und Umweltfilmer*innen täglich hautnah erleben: Die „Naturparadiese", die sie in ihren Filmen festhalten, sind längst äußerst gefährdet und viele Arten sind bereits verschwunden. Festivalleiter Ralph Thoms empfindet es daher nur folgerichtig für das Selbstverständnis und das langjährige Tun des Festivals, dass NaturVision nun den „Ludwigsburger Appell" initiiert hat, der auch an die baden-württembergische Landespolitik herangetragen wird. Unter dem Motto „Mehr Raum für die Natur" fordern Natur- und Umweltfilmemacher*innen die politischen Entscheidungsträger*innen zur sofortigen Umsetzung von Maßnahmen zum Natur-, Tier-, Arten- und Klimaschutz auf.
Mit Projekten wie „Plastikfreie Stadt", Best Of-Veranstaltungen oder eigenen Filmproduktionen im Rahmen der Sonderthemen ist NaturVision auch nach und vor dem nächsten Festival aktiv und präsent. Das 19. NaturVision Filmfestival findet vom 16. bis 19. Juli 2020 statt.
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 18.07.2019
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