Strategien gegen die Desinformation zum Klimawandel

Kommunikationsmodell zur Abstimmung zwischen den einzelnen Parteien fehlt

Um verheerende Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden, müssen wir unseren Lebensstil ändern. Lance Bennett, Professor für Politikwissenschaft und Kommunikation an der University of Washington und derzeit Senior Fellow am IASS, erklärt, wie bessere Kommunikation den notwendigen Kurswechsel vorantreiben kann.
 
Warum sollten wir uns mehr auf Kommunikation konzentrieren als auf konkrete Probleme wie Recycling oder Fleischkonsum?
Lance Bennett © IASSWir wissen eine Menge über die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die für eine lebenswertere Zukunft notwendig sind. Es scheint momentan aber ein Kommunikationsmodell zu fehlen, das Bürgern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, fortschrittlichen Thinktanks und politischen Parteien hilft, sich besser abzustimmen. Umweltaktivisten können gut über Umweltprobleme reden, es mangelt ihnen aber an einer umfassenderen politischen Strategie und einer starken Botschaft zur Wirtschaft. Das ist ein Problem, denn wenn man die Umweltkrise lösen möchte, kann man wirtschaftliche Bedürfnisse und politische Realitäten nicht außer Acht lassen.
 
Die Kommunikation von Klimapolitik wird angesichts zunehmender organisierter Angriffe auf die Klimaforschung nicht einfacher.
Sowohl von gesellschaftlichen Bewegungen – zum Beispiel Gruppen, die die Einwanderung bekämpfen oder Fracking verteidigen ­– als auch von rechten Parteien und Politikern wird Desinformation betrieben. Ohne die Verbindung zu gewählten Politikern würde die Desinformation über Migranten, den Klimawandel, globalistische Verschwörungen und andere nationalistische Themen in den täglichen Nachrichten nicht so sehr um sich greifen. Nun können Journalisten nicht aufhören zu berichten, was Donald Trump, Jair Bolsonaro oder Alexander Gauland sagen. Darum brauchen wir eine Umweltbewegung, die aufhört, als Ansammlung von Einzelinteressen vorzugehen und dieses Problem oder jene Lösung zu propagieren. Was fehlt, ist eine einheitliche Bewegung mit einem umfassenden Wirtschaftskonzept, für das sich politische Parteien und Entscheidungsträger einsetzen können. Zu diesem Zweck müssen sich führende Organisationen, Thinktanks und Geldgeber um stärkere Ideennetzwerke bemühen, die positivere Wirtschaftsvorstellungen entwickeln. Vorstellungen, in denen Investition und Wachstum sowie Ressourcenverbrauch, Abfallverwertung und sozialer Wohlstand besser gegeneinander abgewogen sind.
 
Haben Sie in jüngster Zeit Entwicklungen beobachtet, die wirtschaftliche, politische und ökologische Ziele erfolgreich miteinander verbinden?
Der Green New Deal, über den in den USA und bei einigen Grünen in Europa diskutiert wird, ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Überschneidungen zwischen Politik, Wirtschaft und Umwelt funktionieren können. Diese einfache Idee schafft ein positives Bild von Arbeitsplätzen, Familie und Gemeinschaft in produktiven Wirtschaftssystemen, die für den Menschen und den Planeten besser sind. Solche Ideen haben – vor allem bei der jüngeren Bevölkerung – eine viel stärkere Wirkung, als wenn immer nur wegen eines sterbenden Planeten die Alarmglocke geläutet wird oder eng gefasste und negativ klingende Lösungen wie CO2-Steuern präsentiert werden, die viele Wähler verärgern. Nachdem dieses Konzept in den USA von demokratischen Politikern – der Abgeordneten des Repräsentantenhauses Alexandria Ocasio-Cortez und Senator Ed Markey – propagiert wurde, hoben die meisten Kandidaten der Partei in der US-Präsidentschaftsdebatte für 2020 die Notwendigkeit hervor, die globale Erderwärmung ernst zu nehmen und Möglichkeiten zu finden, Wirtschafts- und Umweltpolitik besser miteinander zu verknüpfen.
 
Das vollständige Interview zu Ihrer Verwendung finden Sie hier.
 
Das IASS forscht mit dem Ziel, Transformationsprozesse hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzuzeigen, zu befördern und zu gestalten, in Deutschland wie global. Der Forschungsansatz des Instituts ist transdisziplinär, transformativ und ko-kreativ: Die Entwicklung des Problemverständnisses und der Lösungsoptionen erfolgen in Kooperationen zwischen den Wissenschaften, der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende, aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation. Gefördert wird das Institut von den Forschungsministerien des Bundes und des Landes Brandenburg.
 
Kontakt: Dr. Bianca Schröder, Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) Potsdam

Umwelt | Klima, 14.08.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (Im)Possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Innovation

Warum ist Deutschland bei der Innovationskraft im weltweiten Vergleich zurückgefallen?
Christoph Quarch im forum-Interview
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Profiküche 2025: Geräte-Innovation spart mehr als 50 Prozent Energie für Grill-Zubereitung ein

Sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • circulee GmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • NOW Partners Foundation
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Engagement Global gGmbH