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Rettungsplan für das Weltmeer

Internationale Expertengruppe erstellt Maßnahmenkatalog zur Rettung des Ozeans

Ein Hochseeabkommen mit großflächigen Schutzgebieten im Ozean zählen zu den Maßnahmen, die innerhalb des nächsten Jahrzehnts umzusetzen sind, um die lebenserhaltende Funktion der Ozeane zu bewahren. Dies ist die Empfehlung einer Studie, die unter Beteiligung von Wissenschaftler Torsten Thiele entstand, der am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) im Team Ocean Governance arbeitet.
 
Ein Hochseeabkommen mit großflächigen Schutzgebieten im Ozean zählen zu den Maßnahmen, die innerhalb des nächsten Jahrzehnts umzusetzen sind, um die lebenserhaltende Funktion der Ozeane zu bewahren. © Fotoworkshop4You, pixabay.comEin Hochseeabkommen mit großflächigen Schutzgebieten im Ozean zählen zu den Maßnahmen, die innerhalb des nächsten Jahrzehnts umzusetzen sind, um die lebenserhaltende Funktion der Ozeane zu bewahren. © Fotoworkshop4You, pixabay.com
„Es besteht schneller Handlungsbedarf, denn es mehren sich die Anzeichen von Veränderungen der Ozeane, die rascher auftreten als dies selbst jüngere Modelle prognostiziert haben", sagt Mitautor Thiele vom IASS, der zu den Experten des Internationalen Programms zum Zustand der Ozeane (IPSO) zählt.
 
Folgende Veränderungen seien laut der internationalen Expertengruppe von IPSO besonders gefährlich:
  • Die Ozeane erwärmen sich schneller als Schätzungen eines Gremiums der Vereinten Nationen vor fünf Jahren annahmen: durchschnittlich um 40 Prozent schneller.
  • Die Erwärmung der oberen Ozeanschichten verändert weltweit die Wellenbedingungen: die Wellen werden verstärkt.
  • Ozeane setzen allmählich einen Teil der gespeicherten Wärmeenergie frei, was in den kommenden Jahren weltweit zu einem erheblichen Temperaturanstieg beitragen könnte.
  • Der sinkende Sauerstoffgehalt der Ozeane führt dazu, dass in Kombination mit chemischen Schadstoffen weite Gebiete für Lebewesen unbewohnbar werden.
  • Das arktische und antarktische Eis schmilzt schneller als von Wissenschaftlern prognostiziert. Der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels hat katastrophale Folgen für Städte weltweit.
„Oberste Priorität hat daher die konsequente Bekämpfung der globalen Erderwärmung und die Begrenzung des Anstiegs der Oberflächentemperatur auf 1,5 Grad Celsius bis 2100", sagt Wissenschaftler Thiele – „und es sollten jedoch zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um auf einen Temperaturanstieg von zwei bis drei Grad Celsius vorbereitet zu sein."
 
Das multidisziplinäre Team, bestehend aus Meeresforschern und Experten aus den Bereichen Recht, Politik und Finanzen, überprüfte die Ergebnisse von 131 wissenschaftliche Arbeiten, um sowohl die auftretenden Veränderungen als auch die Folgen der Untätigkeit zu bewerten.
 
Die heute und aus der Analyse hervorgegangene Bewertung geht davon aus, dass die Verarmung der Nahrungsketten in den Meeren, die verminderte Kapazität zur Einlagerung von Kohlenstoff, der sinkende Sauerstoffgehalt und das Risiko, dass die gespeicherte Wärme wieder an die Erdatmosphäre abgegeben wird, zu den Folgeprobleme der Veränderungen zählen, die entweder bereits aufgetreten sind oder nachgewiesenermaßen auftreten können, weil die Weltmeere aufgrund der menschliche Aktivitäten unter einer Art Dauerbeschuss stehen.
 
Die IPSO-Publikation in „Aquatic Conservation" nennt die Schwerpunktmaßnahmen, die zeitgleich umgesetzt werden müssen, um die Worst-Case-Szenarien und möglicherweise irreversible Veränderungen der Ozeane abzuwenden. Dazu gehört insbesondere auch ein angemessener Finanzierungsmechanismus zum Schutz der Ozeane.
 
Weitere dringliche Sofortmaßnahmen für die Ozeane:
  • Abschluss eines belastbaren und umfassenden Schutzabkommens für die Hohe See mit Vertragsstaatenkonferenz und wissenschaftlichem Ausschuss. Zudem reformierte Stimmrechte für Organisationen wie die Internationale Meeresbodenbehörde, um zu verhindern, dass das Vorsorgeprinzip von Einzelinteressen untergraben wird.
  • Durchsetzung bestehender Standards für wirksame Meeresschutzgebiete (MPAs), insbesondere für vollständig geschützte Meeresschutzzonen sowie deren Ausweitung auf mindestens 30 Prozent der Ozeanfläche. Gleichzeitige Gewährleistung einer effektiven Bewirtschaftung für die restliche Ozeanfläche.
  • Beendung der Überfischung und zerstörerischer Praktiken, einschließlich illegaler, nicht gemeldeter und nicht regulierter Fischerei.
  • Drastische Reduzierung der Verschmutzung der Meeresgewässer, einschließlich Stickstoffdünger, Abwasser und Plastik.
  • Vor Beginn jeglichen Tiefseebergbaus eine Gedenkpause, um ausreichendes Wissen zu sammeln und nachhaltiges Management zu ermöglichen.
  • Steigerung der Meeresforschung und Erhöhung der Zugänglichkeit von Daten aller Quellen von Wissenschaft über Regierung bis Industrie. Forschungsfokus sollte ein besseres Verständnis der Wärmeaufnahme und -abgabe der Meere an die Atmosphäre sein. Die von der UNO ausgerufene Internationale Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung ab 2021 wäre die Gelegenheit, um dies zu forcieren.
Das IASS forscht mit dem Ziel, Transformationsprozesse hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzuzeigen, zu befördern und zu gestalten, in Deutschland wie global. Der Forschungsansatz des Instituts ist transdisziplinär, transformativ und ko-kreativ: Die Entwicklung des Problemverständnisses und der Lösungsoptionen erfolgen in Kooperationen zwischen den Wissenschaften, der Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende, aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation. Gefördert wird das Institut von den Forschungsministerien des Bundes und des Landes Brandenburg.
 
Kontakt: Sabine Letz, Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung e.V. (IASS)

Umwelt | Wasser & Boden, 15.08.2019

     
        
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