Holzbauten halten der Erderwärmung stand

Lt. Studie sind heute und in den nächsten 100 Jahren auf Basis der aktuellen Klimaprognosen keine bauphysikalischen Schäden an Holzbauten zu erwarten.

Gebäude aus Holz halten dem Klimawandel stand und helfen CO2 zu binden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI gemeinsam mit dem Holzbau Deutschland-Institut durchgeführt hat. Heute und in den nächsten 100 Jahren sind auf Basis der aktuellen Klimaprognosen keine bauphysikalischen Schäden an Holzbauten zu erwarten. Für die zukünftige Bauplanung haben die Forschenden außerdem Empfehlungen zum Schutz vor Hitze, Holzschädlingen und Extremwetterereignissen wie Sturm und Starkregen entwickelt.
 
Typisches Holzrahmenhaus mit Wärmedämmverbundsystem mit Dämmplatten aus Holzfasern. © Fraunhofer WKI, Norbert RütherMit einer Rekordhitzewelle im Juli 2019 und dem wärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen stellt sich die Frage, welche Anpassungen unserer Lebensweise aufgrund des Klimawandels notwendig werden könnten. Müssen beispielsweise Gebäude in Zukunft anders gebaut werden? Ist es auch unter den prognostizierten klimatischen Bedingungen sinnvoll, mit Holz zu bauen? Forschende am Fraunhofer WKI haben daher untersucht, ob die heute erstellten Holzbauten den künftigen Auswirkungen des Klimawandels standhalten.
 
»Wir haben die Gebrauchstauglichkeit von Holzbauten in Deutschland unter Berücksichtigung der prognostizierten klimatischen Bedingungen bis zum Jahr 2115 analysiert und sind zu dem Schluss gelangt, dass die Änderungen des Klimas keine negativen Auswirkungen auf das Bauen mit Holz haben«, fasst Projektleiter Norbert Rüther zusammen. Damit sind gute und nachhaltige Zukunftsperspektiven für das Bauen mit Holz gegeben. Gebäude aus Mauerwerk, Stahl und Beton sind zwar sehr dauerhaft, für die Ausführung werden allerdings endliche Ressourcen wie Sand, Kalkstein und Eisenerze benötigt. Diese Bauweise ist darüber hinaus energieintensiv und setzt bei der Herstellung und dem Transport große Mengen an CO2 frei. Holz als Baumaterial bietet hier viele Vorteile, denn es ist regional gut verfügbar, nachwachsend, recycelbar und hat einen deutlich geringeren Energiebedarf als herkömmliche Baustoffe. »Während seiner Nutzungszeit speichert Holz CO2 und entlastet damit die Atmosphäre, das ist ein weiterer großer Vorzug von Holzbauten«, erklärt Rüther.
 
Prognostizierte Jahresmitteltemperatur verschiedener deutscher Städte. © Fraunhofer WKI, Shaghayegh Ameri (Datenquelle: Climate Service Center Germany)In der ersten Projektphase haben die Forschenden des Fraunhofer WKI und des Holzbau Deutschland-Instituts mit Hilfe von Klimamodellen die Randbedingungen der Simulationen festgelegt. Anschließend folgte die Modellierung und Simulation des Holzbaus unter Bedingungen des Klimawandels. Daraus wurden im dritten Schritt Handlungsempfehlungen für die Bauplanung und Ausführung abgeleitet, die drei Bereiche umfassen.
 
»Unsere Empfehlung ist, Extremwettereignisse in die Bauplanung einzubeziehen. Sturmböen sollten in der Art und Weise der Windsogverankerung berücksichtigt werden und Starkregenereignisse in Bezug auf die Regenwasserführung. Diese Aspekte betreffen das gesamte Bauwesen, nicht nur das Bauen mit Holz«, erläutert Rüther.
 
Die zweite Schlussfolgerung der Forschenden betrifft den sommerlichen Wärmeschutz, der bei der Planung und Erstellung von Bauten sowie in der gesetzlichen Regelung eine größere Rolle spielen müsse.
 
Das dritte Thema sind Holzschädlinge: »Durch den Temperaturanstieg und kürzere Frostperioden verbessern sich die Lebensbedingungen für holzzerstörende Insekten wie Hausbock oder Termiten. Auch durch den globalen Handel eingeführte Arten fühlen sich in Europa zunehmend wohl und haben bisher keine natürlichen Feinde. Die Folgen aus einem möglichen zukünftigen Populationsanstieg von Holzschädlingen sind aktuell noch unzureichend untersucht. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf«, resümiert Rüther.
 
Das erfolgreich beendete Forschungsprojekt wurde im Programm »Waldklimafonds« des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch den Projektträger Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.
 
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer WKI bringen ihre Expertise zum Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen unter der Berücksichtigung von Klimawandel und Ressourcenschutz auch in andere Forschungsvorhaben ein. Im Forschungsverbund »Mehr als nur Dämmung - Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo-Dämmstoffe)«, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, ermittelt das Fraunhofer WKI derzeit Grundanforderungen für das Dämmen von Gebäuden mit Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen und entwickelt materialspezifische Parameter und Messverfahren. Mit diesen Erkenntnissen können Normen und Regelwerke angepasst werden, um den Einsatz von nachhaltigen Dämmstoffen zu erleichtern.
 
Vor kurzem ist auch das Projekt »Development of sustainable insulation materials and building elements for the chilean market (Susi4Chile)«, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), am Fraunhofer WKI gestartet. Es hat zum Ziel, Dämmstoffe aus in Chile einheimischen Pflanzen sowie bislang weitestgehend ungenutzten pflanzlichen »Abfällen« zu entwickeln, die in der chilenischen Land-, Forst- oder Holzwirtschaft anfallen. Damit tragen die Forschenden des Fraunhofer WKI zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie zur Verbesserung der Umweltbilanz des Bauwesens in Chile bei und eröffnen neue Wertschöpfungsmöglichkeiten.
 
Zum Hintergrund
Nachhaltigkeit durch Nutzung nachwachsender Rohstoffe steht seit über 70 Jahren im Fokus des Fraunhofer WKI. Das Institut mit Standorten in Braunschweig, Hannover und Wolfsburg ist spezialisiert auf Verfahrenstechnik, Naturfaser-Verbundkunststoffe, Holz- und Emissionsschutz, Qualitätssicherung von Holzprodukten, Werkstoff- und Produktprüfungen, Recyclingverfahren sowie den Einsatz von organischen Baustoffen und Holz im Bau. Nahezu alle Verfahren und Werkstoffe, die aus der Forschungstätigkeit hervorgehen, werden industriell genutzt.
 
Kontakt: Anna Lissel, Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI | anna.lissel@wki.fraunhofer.de 

Technik | Green Building, 22.08.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
06
FEB
2025
Konferenz des guten Wirtschaftens 2025
Mission (Im)Possible: Wie Unternehmen das 1,5-Grad-Ziel erreichen
80737 München
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Wer die Demokratie retten will, muss den Willen zur Macht eindämmen."
Christoph Quarch analysiert die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen aus philosophischer Perspektive
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Profiküche 2025: Geräte-Innovation spart mehr als 50 Prozent Energie für Grill-Zubereitung ein

Sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Engagement Global gGmbH
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • Kärnten Standortmarketing
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • circulee GmbH
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • NOW Partners Foundation
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH