Fazit zur IAA

Der Schulterschluss von Bundesregierung und Autoindustrie belastet das Klima und die Menschenrechte

Eine aktuelle Unternehmensbefragung der Entwicklungsorganisation INKOTA untermauert den Eindruck von der Automesse und belegt, dass die Automobil-Konzerne eine global gerechte Verkehrs- und Mobilitätswende derzeit ausbremsen: Nur vier Hersteller waren bereit, für Transparenz zu sorgen und die Fragen zu beantworten. Und selbst bei diesen vier Konzernen sind die Ergebnisse mangelhaft. Das bestätigt den Eindruck, den die Internationale Automobilausstellung (IAA) hinterlässt: Die Automobilkonzerne forcieren zwar die Antriebswende – weg vom Verbrenner und hin zum Elektro-Auto. Dabei nehmen sie die ökologischen und menschenrechtlichen Folgen der Autoproduktion aber weiterhin nicht ernst genug. Der Schulterschluss von Bundesregierung und Autoindustrie muss deshalb endlich aufgebrochen werden, resümiert INKOTA-Rohstoffreferentin Beate Schurath. Am Sonntag endet die IAA in Frankfurt am Main.
 
Nur vier Automobil-Hersteller waren bereit, für Transparenz zu sorgen und die Fragen zu beantworten. © INKOTA-netzwerk e.V.„Die sehr begrenzten Aussagen der Unternehmen lassen vermuten, dass das Wissen und der Gesamtüberblick über die eigenen Lieferketten sehr beschränkt ist", sagt Beate Schurath. „Wenn das so ist, dann ist folglich auch unklar, unter welchen Arbeitsbedingungen die Rohstoffe abgebaut werden." Die INKOTA-Herstellerbefragung hat in den vergangenen Monaten mehr als 11.000 Nachfragen von VerbraucherInnen zur Lieferkettenverantwortung in die Postfächer der Autobauer gebracht. Keines der Unternehmen antwortete umfassend auf die Frage nach der Herkunft seiner Rohstoffe. Lediglich für einige Rohstoffe wurde angegeben, in welchen Schmelzen sie verarbeitet wurden. Welche Abbauregionen und Minen im Einzelnen zu den Zulieferern gehören, blieb unbeantwortet. Von mehr als 15 Unternehmen antworteten nur BMW, Daimler, VW und Renault.
 
„Wenn Unternehmen in Deutschland es nicht für nötig halten, über Menschenrechte in ihren Lieferketten Auskunft zu geben, zeugt das von einer Arroganz innerhalb der Branche, die dringend eine Replik seitens der Bundesregierung braucht", sagt Beate Schurath. Hersteller, die eine entsprechende Unternehmenspolitik und ein Risikomanagement der Lieferketten etabliert haben, hätten zumindest eine Basis, um die Einhaltung von Menschenrechten entlang ihrer Lieferketten zu kontrollieren. Allerdings gehe die Umsetzung auch dort viel zu schleppend voran. Deshalb müsse die Bundesregierung intervenieren. „Das wirtschaftspolitische Kalkül Deutschlands darf die globalen Entwicklungsziele niemals konterkarieren. Diese Balance ist im Handeln der Bundesregierung aber nicht gegeben, wenn sie nur das Wachstum der Automobilbranche unterstützt, sich gleichzeitig aber nicht konsequent für menschenrechtliche Sorgfalt entlang der Lieferketten einsetzt. Der Schulterschluss von Automobilbranche und Bundesregierung muss endlich aufgebrochen werden", sagt Schurath.
 
Lithium-Ionen-Batterien von Elektro-Autos als menschenrechtliche Herausforderung
Aus menschenrechtlicher Perspektive sind die Batterien der Elektro-Autos eines der gravierendsten Probleme. Die Batterie eines einzigen Fahrzeuges enthält heute mehrere Kilogramm Lithium, Nickel, Graphit und Kobalt – Rohstoffe, die noch immer in großen Teilen unter menschenunwürdigen und umweltgefährdenden Bedingungen abgebaut werden. „Die rasant steigende Nachfrage, die mit der forcierten Antriebswende einhergeht, setzt deutsche Hersteller und die Bundesregierung weiter unter Druck, sich endlich angemessen mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen zu beschäftigen, die diese Rohstoffe abbauen", sagt Beate Schurath.
 
Weitere Informationen:
Das INKOTA-netzwerk ist eine entwicklungspolitische Organisation, die mit politischen Kampagnen und in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im globalen Süden Hunger und Armut bekämpft und für eine gerechte Globalisierung eintritt. INKOTA stärkt Menschen im globalen Süden, damit sie sich selbstbestimmt von Hunger und Armut befreien können.
 
Kontakt: Beate Schurath, INKOTA-netzwerk e.V. | schurath@inkota.dewww.inkota.de

Technik | Mobilität & Transport, 19.09.2019

     
Cover des aktuellen Hefts

Jede Menge gute Nachrichten

forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2024 mit dem Schwerpunkt "Der Weg zum Mehrweg – Transport und Logistik"

  • Circular Cities
  • Kllimagerecht bauen
  • Kreislaufwirtschaft für Batterien
  • ToGo-Mehrwegverpackungen
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
25
APR
2024
Lunch & Learn: Begeisterung für die Erde!
Wie gelingt der ökologische Wandel?
online
26
APR
2024
ChefTreff Gipfel 2024
Get Inspired by Brave Leaders
20457 Hamburg
24
SEP
2024
Climate-Neutral Strategies and Resource Management 2024
Sharing Corporate Climate-Neutral Best Practices for a Sustainable Future
60598 Frankfurt
Alle Veranstaltungen...
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

"Demokraten sollten immer auch das Recht haben, zu ihren Feinden auf wirkungsvolle Weise „Nein“ zu sagen"
Christoph Quarch begrüßt die Idee, Björn Höcke die politischen Grundrechte zu entziehen und schlägt die Einführung von "Nein"-Stimmen vor.
B.A.U.M. Insights

Jetzt auf forum:

Incycle – rundum nachhaltig

PTA IT-Beratung erhält Siegel „Klimaneutral durch Kompensation“ von PRIMAKLIMA

„Der Earth Day erinnert uns daran, wie wichtig es ist, sich gemeinsam für den Schutz unserer Umwelt einzusetzen.”

„Das Beste an meinem Beruf ist, Menschen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen für sie zu finden!“

Die Zukunft nachhaltiger Ernährung in Städten

toom zum sechsten Mal für Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Nachhaltig, zusammen, laut:

Nachhaltige Proteinquellen

  • Engagement Global gGmbH
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • B.A.U.M. e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • toom Baumarkt GmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • Global Nature Fund (GNF)