20 Jahre PEFC International: Kein Grund, sich auszuruhen
Zertifizierung soll „aus der Nische zum Mainstream" geführt werden
In der „PEFC-Wiege" Würzburg, wo vor 20 Jahren erstmals das PEFC-Logo der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, trafen sich Repräsentanten aus 51 PEFC-Nationen vom 11. bis 15.11.2019 zur internationalen PEFC-Week. Sie berieten über die zukünftigen Herausforderungen nachhaltiger Waldbewirtschaftung und Holzverwendung. Im „Stakeholder Dialogue" diskutierten dann 200 Gäste mit Vertretern aus Waldbesitz, Naturschutz sowie Industrie und Handel geeignete Rezepte, um die Zertifizierung „aus der Nische zum Mainstream" zu führen.
Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, sprach in ihrer Gratulationsbotschaft zum 20. PEFC-Jubiläum von einer „sehr beeindruckenden Entwicklungsgeschichte". Dennoch blickte die „Forest Certification Week" nur kurz auf das Erreichte: Über alle Kontinente hinweg wurden binnen 20 Jahren rund 312 Millionen Hektar Wald nach PEFC zertifiziert, bei denen eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sichergestellt ist. Seit dem 30. Juni 1999 wuchs die globale PEFC-Familie mit den in dieser Woche frisch aufgenommenen Mitgliedern Ukraine und Guyana auf nun 53 Mitglieder an.
„Global betrachtet sind erst rund zehn Prozent der Waldfläche durch Zertifizierungsstandards geschützt", gab Ben Gunneberg, Generalsekretär von PEFC International, zu bedenken. Der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum und der Artenschwund ließen PEFC keine Zeit, sich auf den verdienten Lorbeeren auszuruhen, so Gunneberg.
Dies sahen die Delegierten aus der ganzen Welt in ihren Würzburger Beratungen und Diskussionen genauso. Obwohl die Nachfrage nach PEFC-zertifizierten Produkten in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, hat die Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung sowie nachhaltiger Holz- und Papierprodukte den Sprung aus der Nische hin zum massenhaft nachgefragten Gut noch nicht geschafft.
Ausgangspunkt: Klimaschutzeffekte als Megathema
Nach geeigneten Sprungfedern suchte der „PEFC-Stakeholder Dialogue" am 14.11.2019 auf der Festung Marienberg. Der Klimaschutz durch Walderhalt und Holzverwendung sei der kommunikative Hebel, führte Peter Latham, Vorstandsvorsitzender von PEFC International, in die Diskussion ein. Allerdings müsse sich die zertifizierte Forst- und Holzwirtschaft stärker als bislang als „Teil der Lösung" positionieren. Auf Mitteleuropa bezogen, bedeute dies auch, die Aufforstungsleistungen ins rechte Licht zu rücken, die die PEFC-Waldbesitzer im Zuge des aktuellen „Waldsterben 2.0" vollbringen, merkte Prof. Dr. Andreas W. Bitter an, Vorsitzender von PEFC Deutschland. Ein „Klimahelden-Image" sei ein zentrales Ziel, aber es komme nicht von selbst, mahnte Ben Gunneberg. Schließlich würden aktuell 47 Prozent der Menschen das Fällen von Bäumen generell ablehnen, bei den sogenannten „Millennials" (geboren in den frühen 1980ern bis zu den späten 1990er Jahren) seien es sogar 57 Prozent.
Im ersten von drei Themenblöcken ging es dann um die Erwartungen der Unternehmensseite an die Nachhaltigkeitszertifizierung. Zu Wort kamen Wendelin von Gravenreuth, Manager Global Forest Investments, MEAG / Asset Manager der Munich Re Group, Mikhail Tarasov, Global Forestry Manager bei IKEA und Vesa Junnikkala, Sustainability Director der Metsä Board Corporation. Im Ergebnis nutzen sie die Zertifizierung zur Risikobeurteilung und -vermeidung sowie als Marketinginstrument, sehen sich aber nicht in der aktiven Rolle, selbst zur Verbreitung und zum Reputationsgewinn der Zertifizierungssysteme beizutragen. Gerade dies aber hätte dem Wunsch der PEFC-Delegierten entsprochen – geäußert über das digitale Konferenz-Tool „slido" per Smartphone.
Die Konformitätsbewertung und Wirkungsanalyse der Nachhaltigkeitszertifizierung stand im Mittelpunkt des zweiten Blockes. Denn ähnlich wie das Commitment der Industrie ist der Nachweis effizienter und effektiver Arbeit für das Vertrauen der Verbraucher elementar. Die Vorträge und Diskussionsbeiträge machten anschaulich, dass es unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe gibt (z. B. orientiert an den 17 Sustainable Development Goals / SDGs der UN) und ein regionaler Ansatz den größten Aufschluss verspricht. Den Fragen des Publikums stellten sich Julia Young, World Wide Fund for Nature (WWF), Steve Germishuizen, South African Forestry Assurance Scheme, und Sven-Erik Hammar, LRF Schweden und CEPF.
Den Bezugsrahmen Wald, Forstwirtschaft und Landschaft diskutierten abschließend Jerg Hilt, Forstkammer Baden-Württemberg, Tom Martin, American Forest Foundation, und Sachin Raj Jain vom indischen Network for Certification and Conservation of Forests. In den Mittelpunkt der Zertifizierungsbetrachtung rückte hier ein land- und landschaftsbezogener Ansatz (landscape approach). Indem PEFC die Herausforderungen der Waldbewirtschaftung auf regionaler Ebene berücksichtigt, könne sich das System über die Forstwirtschaft hinaus als Partner und Unterstützer von Landbesitzern profilieren und in der Fläche international weiterverbreiten.
PEFC
PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft.
PEFC Deutschland e.V. wurde 1999 gegründet und entwickelt die Standards und Verfahren der Zertifizierung, stellt der Öffentlichkeit Informationen bereit und vergibt die Rechte am PEFC-Logo in Deutschland. PEFC ist in Deutschland das bedeutendste Waldzertifizierungssystem: Mit rund 7,6 Millionen Hektar zertifizierter Waldfläche sind bereits mehr als zwei Drittel der deutschen Wälder PEFC-zertifiziert.
Quelle: PEFC Deutschland e. V.
Umwelt | Ressourcen, 18.11.2019
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