Immer mehr Bürger fordern mit lokalen Online-Petitionen ein Silvester ohne Schwarzpulver-Böllerei

Die DUH setzt sich für saubere und sichere Alternativen zu Schwarzpulver-Feuerwerken wie Licht- und Lasershows ein.

Immer mehr Menschen wünschen sich ein Silvester ohne archaische Böllerei. Innerhalb weniger Wochen starteten 11 Petitionen in Augsburg, Darmstadt, Esslingen, Kassel, Köln, Leipzig, Lübeck, Mainz, Mühlheim an der Ruhr, Stuttgart und Waldburg. Die Petitionsstarter fordern gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) einen friedlichen Jahreswechsel ohne unnötige Luftverschmutzung, zahlreiche Unfälle, Müllberge und Brände durch Schwarzpulver-Böllerei. Innenminister Horst Seehofer muss seine Ankündigung, das Sprengstoffrecht zu ändern, um den Kommunen mehr Möglichkeiten für das Aussprechen von Böller-Verboten zu geben, nicht erst in der nächsten Legislaturperiode, sondern umgehend umsetzen.
 
DUH beklagt: Silvester-Böllerei sorgt für extreme Feinstaubbelastung, vermeidbare Unfälle, Müllberge und Brände zum Jahreswechsel. © lenskaya_jz, pixabay.com„In 11 Städten haben nun Bürger das Heft in die Hand genommen und üben Druck auf ihre Stadt über eine Online-Petition für ein örtliches Böller-Verbot aus. Weitere Petitionen sind in Vorbereitung. Wir fordern alle Menschen, die genug haben von schlechter Luft, abgerissenen Fingern und verletzten Augen bei Kindern sowie Müllbergen am Neujahrstag: Starten auch Sie eine Online-Petition für Ihren Heimatort. Umfragen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der Menschen es satthaben, den Jahreswechsel im Böllerhagel verbringen zu müssen. Deshalb werden sie selbst aktiv und fordern ihre Kommune auf, zentrale Silvesterfeiern wie in Landshut mit Licht- und Lasershows zu veranstalten. Der Druck von unten zeigt aber vor allem: Bundesinnenminister Seehofer darf sich nicht wie angekündigt zwei Jahre Zeit nehmen, um einen Satz in der ersten Sprengstoffverordnung zu ändern. Wenn es geht, den Autokonzernen – wie Anfang November geschehen – 3,5 Milliarden Euro binnen wenigen Wochen zu gewähren, dann kann auch eine Rechtsverordnung zum Schutz von Mensch und Umwelt noch vor Weihnachten geändert werden", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
 
Aktuell hat die DUH in insgesamt 98 Städten, in denen die Grenzwertempfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO für Feinstaub (PM10) von 20 µg/m³ nicht eingehalten wird, den Stopp der archaischen Feuerwerk-Böllerei beantragt. Zu 78 der Städte hat die DUH seither Rückmeldung erhalten. Davon begrüßen 32 Städte ein Verbot oder haben bereits erste Maßnahmen ergriffen oder realisiert. Beispielsweise in Passau und Bayreuth wurde am 8. bzw. am 9. Oktober ein Böller-Verbot beschlossen. Weitere Rückmeldungen gehen bei der DUH fast täglich ein. Die DUH plant Anfang Dezember einen Überblick über nahezu alle Städte zu haben, zu denen entsprechende Anträge gestellt wurden.
 
Die DUH setzt sich für saubere und sichere Alternativen zu Schwarzpulver-Feuerwerken wie Licht- und Lasershows ein. Städte wie Landshut haben mit großer Zustimmung ihrer Bürger auf solche schwarzpulverfreien Silvesterfeiern umgestellt. Am ersten Tag eines jeden Jahres herrschen in deutschen Städten aufgrund des Silvester-Feuerwerks teils Rekord-Feinstaubbelastungswerte von bis zu 1000 µg/m³. Polizei und Krankenhäuser registrieren viele Verletzte. Zahlreiche Haus- und Wohnungsbrände sind die Folge. Allein in den fünf größten deutschen Städten wurden zum Jahreswechsel 2017 rund 191 Tonnen Silvesterabfall produziert.
 
Der Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen warnt vor den gesundheitlichen Belastungen durch die Schwarzpulver-Böllerei an Silvester: „Feinstaubspitzenbelastungen durch Silvesterfeuerwerk führen zu fünf bis sechs Tage anhaltende Beschwerden. Silvesterfeuerwerk schädigt die Lungen von Kranken, Kindern und Gesunden in gleichem Maße, nur leiden Gesunde weniger. Aber die Lunge vergisst nichts! So wie jede einzelne Zigarette zählt auch jedes Silvesterfeuerwerk."
 
Auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund äußert sich kritisch zur Silvester-Böllerei: „Für Kinder und Erwachsene mit Atemwegserkrankungen stellt das Abbrennen von Feuerwerkskörpern, speziell zum Jahreswechsel, eine gesundheitliche Belastung dar. Wenn Feuerwerkskörper abgebrannt werden, steigt die Belastung der Luft mit Schadstoffen explosionsartig an. Zu großen Teilen besteht der Feuerwerksqualm aus Feinstaub. Auswertungen des Umweltbundesamtes zeigen: Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Daher unterstützen wir die von vielen Seiten vorgetragene pragmatische Forderung, Pyrotechnik nur begrenzt an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten zu erlauben. Dies ermöglicht den Betroffenen aktiv zu entscheiden, ob sie sich an diesem Spektakel beteiligen möchten und wenn ja in welchem Abstand dazu."
 
Links:
Kontakt: Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) | presse@duh.dewww.duh.de

Umwelt | Umweltschutz, 29.11.2019

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
23
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Politik

Ohne Vertrauen ist alles nichts
Christoph Quarch wirft einen besorgten Blick auf den Zustand der politischen Kultur
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

Auf der Überholspur: Förderpolitik hat E-Busse wettbewerbsfähig gemacht.

TARGOBANK spendet 200.000 Euro für Herzensprojekte von Mitarbeitenden

  • circulee GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • NOW Partners Foundation
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften