Copernicus: Wie 2019 die Welt in Flammen stand
Wir blicken auf weltweite Feueraktivitäten zurück, die teilweise sehr ungewöhnlich waren
ExpertInnen des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdiensts beobachten die Intensität und Emissionen von Flächenbränden in der ganzen Welt. Sie stellten 2019 zum Teil außergewöhnliche Aktivitäten fest.
Zum Ende des Jahres 2019 blickt der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service, CAMS) auf weltweite Feueraktivitäten zurück, die teilweise sehr ungewöhnlich in Bezug auf Intensität und Emissionen waren.
Wald- und Flächenbrände sind nichts Außergewöhnliches, manche Regionen haben regelmäßig zu bestimmten Zeiten im Jahr mit Feuern zu kämpfen. Die WissenschaftlerInnen von CAMS beobachteten die Aktivitäten in diesem Jahr mit Hilfe des Global Fire Assimilation System (GFAS) mit täglichen Messungen von aktiven Feuern und Einschätzungen der Emissionen. Diese Einschätzungen der von den Bränden verursachten Emissionen werden auf Basis von Satellitendaten erhoben und ermöglichen den WissenschaftlerInnen zusammen mit dem EZMW-Wettervorhersagesystem zahlreiche wichtige Informationen, wie etwa den Einfluss der Brände auf die Luftqualität, bis zu 5 Tage im Voraus zur Verfügung zu stellen. CAMS wird im Auftrag der Europäischen Union vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) implementiert.
Flächenbrände können für eine deutlich größere Luftverschmutzung verantwortlich sein, als die Emissionen der Industrie. Zudem entstehen durch sie eine Mischung aus Feinstaub, Kohlenstoffmonoxid und weiteren Schadstoffen, die stark gesundheitsgefährdend sein kann.
„Für CAMS war es, was die Beobachtung von Bränden angeht, ein sehr arbeitsreiches Jahr, um es mal so auszudrücken", sagt Mark Parrington, Senior Scientist bei CAMS. „Über das gesamte Jahr haben wir detailliert die Intensität der Feuer und ihre Rauchentwicklung beobachtet – und zwar weltweit. Dabei gab es auch ein paar sehr ungewöhnliche Aktivitäten, teilweise in Regionen der Welt, die normalerweise zu bestimmten Zeiten eigentlich keine Feuer aufweisen. Dabei sind unsere Beobachtungen von großer Bedeutung, um auf die weitreichenden Folgen von Bränden und deren Rauchemissionen aufmerksam zu machen, so dass Organisationen, Unternehmen und auch jede Einzelperson sich informieren und gegen die potenziellen Gefahren von Luftverschmutzung wappnen kann.
"CAMS zeigt, dass zwischen 1. Januar und 30. November 2019 auf der gesamten Welt schätzungsweise 6,735 Megatonnen CO2 durch Brände in die Atmosphäre ausgestoßen wurden. Manche machten Schlagzeilen, wie die Brände im Amazonasgebiet, in Indonesien, in der Arktis oder in Australien. Doch auch Feuer, die medial nicht zirkulierten, hatten einen signifikanten Effekt auf die Umwelt und Luftqualität, wie beispielsweise die Brände in Kolumbien, Venezuela, Syrien oder Mexiko. Für das Jahr 2019 hebt CAMS vor allem 5 Brände hervor:
Feuer in Syrien
Flächenbrände in Syrien im Frühling und Sommeranfang verbrannten große Areale Ackerland, was Sorgen über die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung auslöste. Verschiedene Brände wüteten in der Nähe der Frontlinien, aber auch andere Regionen des Landes, wie die Weizen- und Gerstenfelder in der fruchtbaren Hassekeh Provinz, waren betroffen. Wie CAMS berichtet, lag die Fire Radiative Power (FRP) in Syrien vom 10. Mai bis zum 5. Juni deutlich über dem Durchschnitt von 2003-2018. Heiße und trockene Bedingungen durch überdurchschnittlichen hohe Oberflächentemperaturen Ende Mai sorgten für exzellente Bedingungen für die Entstehung und schnelle Ausbreitung der Feuer und erschwerten die Löscharbeiten.
Feuer im nördlichen Polarkreis
Anfang Juni 2019 wüteten am nördlichen Polarkreis Wildbrände, die in Bezug auf Ort, Ausmaß und Dauer nie dagewesene Maßstäbe erreichten. Dabei wurden 182 Megatonnen CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Die Feuer brannten unter anderem in Jakutien, Sibirien sowie in Alaska über einen außerordentlich langen Zeitraum von Juni bis August. CAMS WissenschaftlerInnen beobachteten über 100 verschiedene Brandherde, die erneut von außergewöhnlich heißen und trockenen Bedingungen in den Regionen profitierten.
Normalerweise dauert die Brandsaison im borealen Nadelwald und nördlichen Polarkreis zwischen Mai und September, jedoch war die schiere Anzahl an Bränden dieser Größe und Dauer für den nördlichen Polarkreis höchst ungewöhnlich.
Indonesien in Flammen
Waldbrände in Indonesien waren nach 2015 die Verheerendsten seit knapp zwei Jahrzehnten. Schätzungsweise 708 Megatonnen CO2 wurden durch sie von August bis Ende November 2019 in die Atmosphäre ausgestoßen. Die Brände entstanden durch Brandrodungen der Kohlenstoffreichen Torflandschaften und durch überdurchschnittlich trockene Bedingungen. Außergewöhnlich hoch war dabei die tägliche Gesamtintensität der Brände – deutlich über dem Durchschnitt der letzten 16 Jahre. Tausende Hektar ökologisch wichtigen Landes fielen den Flammen zum Opfer und sorgten für giftige Dunstschleier, die die Gesundheit der lokalen Bevölkerung sowie Flora und Fauna bedrohten. Glücklicherweise schwanden die Feuerintensität und das Ausmaß der Emissionen im Oktober. In den ersten beiden Novemberwochen stießen die Brände nur noch schätzungsweise 48 Megatonnen CO2 aus. Grund dafür waren Regenfälle im südlichen Kalimantan im Oktober, jedoch brennt es weiterhin im südlichen Sumatra.
Australische Buschbrände in Queensland und New South Wales
CAMS-Daten zeigen, dass die Buschfeuer in Australien, die im September anfingen und vor allem Anfang November ihre Intensität steigerten, in einigen Regionen eine nie dagewesene Schwere im Vergleich zu dem vorhergehenden 16 Jahren erreichten und großflächig zu Problemen durch Luftverschmutzung führten. New South Wales war besonders betroffen sowie Queensland. In beiden Regionen sorgten Rauchschwaden dafür, dass in manchen Regionen der Tag zur Nacht wurde. Der Rauch überquerte zudem über Neuseeland hinweg den Südpazifik und erreichte sogar Südamerika. Die hohe Feinstaubbelastung sorgte dafür, dass mehrere Regionen sogar den Ausnahmezustand ausriefen. Dabei war es nicht das erste Mal, dass Australien in diesem Jahr von schweren Bränden heimgesucht wurde.
Feuer im Amazonasgebiet
Mit Hilfe des Global Fire Assimilation System GFAS errechnete CAMS für die Brände im Amazonasgebiet Emissionen von schätzungsweise 25 Megatonnen Kohlenstoffdioxid für die ersten 26 Tage des Augusts 2019. Für die Brasilianischen Teile des Amazonasgebiets waren die geschätzten Emissionen die höchsten gemessenen Werte für August, für ganz Brasilien lagen die Emissionen jedoch eher im Durchschnitt der GFAS Daten seit 2003. Große Rauchschwaden mit einer Ausbreitung über Millionen von Quadratkilometern hinweg konnten von Satellitenbildern beobachtet werden, die vor allem durch Feuer im Westen von Amazonien entstanden. Der Rauch der Feuer im Amazonasgebiet, Rondônia und Mato Grosso auf brasilianischer Seite und aus Santa Cruz in Bolivien, wurde durch Winde weit getragen. Wie bei jedem Feuer in üppiger Vegetation, sorgten die Emissionen für weitreichende Atmosphärenverschmutzung und Feinstaubausstoß, was die Luftqualität in den Gebieten stark beeinträchtigte. Vor allem Sao Paolo war durch einen Wechsel der atmosphärischen Strömungen stark von den Rauchemissionen betroffen, als Nordwestwinde den Rauch in die Stadt und bis zur Atlantikküste trieben. Neben den Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung, gefährdeten die Flammen auch die drei Millionen Tier- und Pflanzenarten in der Region. Brände dieser Größe in der Region geben Grund zur Sorge, da sie durch den Verlust des Regenwaldes und den Veränderungen in der Vegetation den CO2-Kreislauf der ganzen Welt beeinflussen.
CAMS stellt Daten zu Waldbränden für die App Windy zur Verfügung
Brände auf der ganzen Welt können ab sofort mit der kostenlosen App Windy beobachtet werden – mit Hilfe des neuen „Active fires"-Layers. Die Daten für die neue Auswahlmöglichkeit liefert das Copernicus GFAS und zeigt die tägliche durchschnittliche FRP.
Wenn Sie weitere Fragen zu Bränden haben, finden Sie hier mehr Details. Sehen Sie sich auch die Grafik mit den Brandherden 2019 an.
Weitere Informationen finden Sie online.
Über Copernicus
Copernicus ist das wichtigste Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Es liefert frei zugängliche Betriebsdaten und Informationsdienste, die den Nutzern zuverlässige und aktuelle Informationen zu Umweltfragen liefern.
Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) wird vom EZMW für die Europäische Union implementiert. Das EZMW implementiert auch den Copernicus Climate Change Service (C3S). Das EZMW ist eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die digitale Wettervorhersagen erstellt und an ihre 34 Mitgliedstaaten und kooperierenden Staaten weitergibt.
- Der Copernicus Atmosphere Monitoring Service
- Der Copernicus Climate Change Service
- Mehr Informationen zum Copernicus Programm
- Die Website ECMWF
Kontakt: Nuria Lopez, European Centre for Medium-Range Weather Forecasts | copernicus-press@ecmwf.int
Umwelt | Umweltschutz, 12.12.2019
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