Ambitionierter European Green Deal muss auch Grundlage für angekündigte EU-Konjunkturpakete zur Bewältigung der Corona-Krise sein
Stiftungen appellieren an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für ambitionierten Klimaschutz
Vertreter von Stiftungen und Philanthropen aus dem deutschsprachigen Raum haben sich am 18. März in einem offenen Brief an die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union (EU), Ursula von der Leyen, gewandt, um für ein entschlosseneres Vorgehen beim Europäischen Green Deal zu werben und diesen auch zur Grundlage für die Konjunkturpakete zur Bekämpfung der Corona-Krise zu machen. Zwar halten die Unterzeichner die eingeschlagene Richtung der EU- Kommission für „notwendig und richtig". In ihrem Appell an die Kommissionspräsidentin sowie an Vizepräsident Frans Timmermans erwarten sie aber von Brüssel höhere Ambitionen im Klimaschutz, bei der internationalen Kooperation sowie bei der Klimafinanzierung.
Nicht mehr einzudämmender Erderwärmung entgegenwirken
„Das Jahr 2020 ist zentral für den internationalen Klimaschutz, um einer nicht mehr einzudämmenden Erderwärmung entgegenzuwirken. Die neuesten Erkenntnisse des Weltklimarates IPCC zeigen, dass das CO2 Budget, das noch zur Erfüllung der Klimaziele von Paris zur Verfügung steht, kleiner ist als bislang angenommen. Man muss demzufolge noch deutlich schneller und kraftvoller handeln. Die Chance muss daher jetzt genutzt werden, die eklatante Lücke zwischen den Zielen des Pariser Klimaabkommens mit Obergrenze unter zwei Grad und den bislang vorliegenden Beiträgen zu schließen. Dies muss aber auch die Grundlage der angekündigten Konjunkturprogramme der EU anlässlich der globalen Corona-Krise sein. Der Europäischen Union kommt als einem der bedeutendsten Wirtschaftsräume mit den dritthöchsten Treibhausgasemissionen der Welt eine zentrale Verantwortung zu", sagt Klaus Milke, Vorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit und Chair der internationalen Stiftungsplattform Foundations 20.
Erhalt der Biodiversität größere Bedeutung zumessen
Die Unterzeichner begrüßen ausdrücklich die Ankündigung der EU-Kommission, das europäische Klimaziel für 2030 Richtung -55% anzuheben. Gleichwohl sei das Ambitionsniveau weiterhin nicht ausreichend, um die globale Temperaturerhöhung auf nicht mehr als eineinhalb bzw. zwei Grad zu begrenzen. „Mit besonders großer Sorge sehen wir aber, dass die Vorlage des neuen 2030-Ziels erst für das dritte Quartal dieses Jahres geplant ist. Dies muss in der ersten Hälfte 2020 vorgelegt werden", ergänzt Klaus Milke. Es sei sicherzustellen, dass die EU geopolitisch handlungsfähig bleibe und rechtzeitig mit anderen großen Emittenten in Verhandlungen treten könne. Da es ohne "Nature Based Solutions" nicht gelingen werde, zentrale Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müsse dem Erhalt der Biodiversität, insbesondere dem Schutz und der Wiederherstellung von wichtigen Ökosystemen, größere Bedeutung zugemessen werden. Und nur wenn Europa seiner historischen Verantwortung entsprechend frühzeitig klare Signale an die internationale Gemeinschaft sende, könne das Beste aus der europäischen Ambitionssteigerung für die Eindämmung der Klimakrise herausgeholt werden, so die Unterzeichnenden.
Stiftungen verstehen sich auch selbst als Teil der Lösungen
Die Stiftungsvertreter begrüßen insbesondere, dass die Kommission beim European Green Deal der Notwendigkeit von verstärkten transformativen Kooperationen insbesondere auch im privaten Finanzsektor, bei der Forschung und bei der Technologieentwicklung der EU mit anderen großen Staaten - z.B. China, Indien und Südafrika - großen Stellenwert beimisst. Dem EU-China-Gipfel im September dieses Jahres in Leipzig komme daher besondere Bedeutung zu. Die Stiftungen verstehen sich auch selbst als Teil der Lösungen zur Umsetzung der globalen Entwicklungsziele der 2030 Agenda und der 17 Sustainable Development Goals. Sie sehen sich damit auch als Teil der Lösung für die Implementierung des Pariser Klimaabkommens und kündigen auch selbst ein stärkeres Engagement an. Auch sind sie davon überzeugt, dass nur Kooperation mit und von Stiftungen auf allen Ebenen - nicht zuletzt auch auf G20-Ebene und in den G20-Ländern selbst - die für die Wahrung der planetaren Grenzen erforderliche Kraft für eine erfolgreiche globale Energie-, Mobilitäts- und Agrarwende erzeugt.
Die Unterzeichner des offenen Briefes
Den offenen Brief unterstützen folgende Stiftungen und Stifter: Alexander Bonde, Generalsekretär Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU); Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand WWF Deutschland; Stephen Brenninkmeijer, Aufsichtsratsvorsitzender European Climate Foundation; Prof. Dr. Reinhold Geilsdörfer, Vorstand/Geschäftsführer Dieter-Schwarz-Stiftung; Winfried Kneip, Sprecher der Geschäftsführung Stiftung Mercator; Klaus Milke, Vorsitzender Stiftung Zukunftsfähigkeit, Chair von Foundations 20; Prof. Dr. Michael Otto, St ifter, Kuratoriumsvorsitzender der Umweltstiftung Michael Otto und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung 2° - Deutsche Unternehmer für Klimaschutz; Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung Robert Bosch Stiftung; Dr. Michael Schaefer, Vorstandsvorsitzender BMW Foundation Herbert Quandt; Dr. Michael Schmidt für Stifterfamilie Karl Schmidt; Hans Schöpflin, Stitfter Schöpflin Stiftung; Dr. Felicitas von Peter, Geschäftsführende Gesellschafterin Forum for Active Philanthropy; Dr. Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender Klimastiftung für Bürger (gefördert durch die Dietmar Hopp Stiftung); Hansjörg Wyss, Stifter, Wyss Foundation.
Umwelt | Klima, 18.03.2020
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