Mit uns aus der Covid-19 Krise: Soziale Innovationen erhalten und fördern
Die Hälfte der deutschen Sozialunternehmen kann zu den aktuellen Bedingungen noch sechs Monate überleben
Eine sowohl qualitative als auch quantitative Umfrage unter Sozialunternehmen aus
ganz Deutschland zeigt, dass die unterschiedlichen Hilfsangebote von Bund und Ländern
den Sozialunternehmer*innen überwiegend keine Perspektive bieten. Die meisten
Finanzhilfen unterstützen nur die Unternehmen, die in den vergangenen Jahren Gewinne
ausweisen konnten – Sozialunternehmen stecken ihre Gewinne aber in ihre soziale
Wirkung und werden deswegen benachteiligt.
Auf den Einmalzuschuss als Soforthilfe des Bundes oder Landes konnten lediglich 32,9
Prozent der Mitglieder zurückgreifen. Bei den unterschiedlichen Landesprogrammen zur
Liquiditätssicherung waren es nur 10,8 Prozent. Am schlechtesten sieht es bei der
Nutzung der KfW-Darlehensprogrammen aus. Hier konnten sich laut Umfrage gerade
einmal 3,2 Prozent der deutschen Sozialunternehmer*innen erfolgreich bewerben.
"Hier sehen wir die gleichen Probleme, mit denen der Sektor auch schon vor der Krise zu
kämpfen hatte. Die Auswirkungen von Covid-19 wirken wie ein Brennglas auf die
Missstände in der deutschen Förderlandschaft”, sagt Markus Sauerhammer, der
Vorsitzende des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND), das die Umfrage
initiiert hat.
In der Krise werden gerade Sozialunternehmen und ihre Leistungen gebraucht. 35
Prozent der Befragten sagen, ihre soziale Wirkung habe sich in den letzten Wochen sogar
vergrößert. Damit die soziale, gesellschaftliche, nachhaltige Wirkung dieser
Organisationen erhalten bleibt, müssen Sozialunternehmen die Krise überstehen. Die
Hälfte (46 Prozent) der Sozialunternehmen gibt allerdings an, unter den derzeitigen
Umständen höchstens noch sechs Monate geschäftsfähig bleiben zu können.
Kaum Finanzierung für Social Entrepreneurs
"Eine strukturelle Herausforderung wird in der Corona-Krise besonders
sichtbar: Dass es für Social Entrepreneurs keine wirkliche Zuständigkeit
gibt, weder in Politik noch in Verwaltung. Wir sind gewohnt in Wirtschaft zu denken
oder in sozialen Dienstleistungen unter dem Sozialgesetzbuch oder in Ehrenamt. Aber
wir sind nicht gewohnt Innovation, unternehmerisches Handeln und
Gemeinwohlorientierung zusammen zu denken und eine Infrastruktur für
gesellschaftliche Innovation aufzubauen", so SEND Vorstandsmitglied Laura Haverkamp
von Ashoka.
"Sozialunternehmer*innen bieten Lösungen für gesellschaftliche Probleme und wollen
ihren Beitrag dazu leisten, damit Deutschland aus der Krise kommt. Der Bedarf für
Lösungen, z. B. in den Bereichen Nachbarschaftshilfe, Gesundheit oder dem digitalen
Arbeiten, wurde in den letzten Wochen noch sehr viel deutlicher. Für den Aufbau einer
nachhaltigen Zukunft benötigen wir ein Umdenken in der Förderlogik – weg von reinen
Rendite-Kriterien hin zu Wirkungskriterien,” sagt Markus Sauerhammer. "Im
Koalitionsvertrag haben Union und SPD klargestellt, dass ‘Social Entrepreneurship bei der
Lösung aktueller gesellschaftlicher und sozialer Herausforderungen eine zunehmend
wichtige Rolle spielt.’ Sie wollten Social Entrepreneurship deshalb ‘noch stärker als bisher
fördern und unterstützen’. Nun ist die Zeit dafür gekommen", so Sauerhammer.
SEND fordert deshalb:
- Ein Finanzierungsprogramm für Sozialunternehmen, unabhängig ihrer Rechtsform, das sozial-ökologische Kriterien in den Vordergrund stellt und die Finanzierung von privaten und institutionellen Geldgebern hebelt.
- Für gemeinnützige Organisationen wird ein Zuschussprogramm benötigt, idealerweise unter Einbindung weiterer Geldgeber. Hier drängen wir auf eine zügige Umsetzung der Bundesratsinitiative für ein Zukunftsprogramm für zivilgesellschaftliche Organisationen in der Corona-Pandemie.
Weiterführende Links:
- Unsere Forderungen an die Politik
- Blogbeitrag
- PM: #WirVSVirus und bestehende Lösungen im Umgang mit der Corona-Krise
Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschlands (kurz SEND) ist angetreten, um
Sozialunternehmen zu vernetzen, zu stärken und eine gemeinsame Stimme zu geben.
SEND baut wichtige Brücken zur Politik, Zivilgesellschaft und klassischen Wirtschaft, um
positiven Wandel in unserer Gesellschaft voranzutreiben und die Rahmenbedingungen
für soziale Innovationen zu verbessern.
Kontakt: Markus Sauerhammer, Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland
markus.sauerhammer@send-ev.de | www.send-ev.de
markus.sauerhammer@send-ev.de | www.send-ev.de
Gesellschaft | Social Business, 07.05.2020
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