Ich bin gerne unabhängig. Und unangenehm.

Anne Mendens „Vegan Hunt“ will Vorbild sein, nicht missionieren

Anne Menden ist Schauspielerin. Sie ist bekannt. Und vegan. Um ihre vielen Follower auf der Social-Media-Plattform Instagram auf diese Reise mitzunehmen, hat sie vor einem Jahr „Vegan Hunt" gegründet.

Anne, wie lange lebst du schon vegan und wie kam es dazu?
IAnne Menden spielt seit 15 Jahren die Emily Wiedmann in der täglichen Serie 'Gute Zeiten, Schlechte Zeiten' und wurde damit einem Millionenpublikum bekannt. Ihre Popularität benutzt sie, um ihre Herzensthemen Umweltschutz und veganes Leben voranzutreiben. © Florian Reickch lebe seit sechseinhalb Jahren vegan. Ich war nie ein großer Fleischesser, sondern wurde eher zum Fleisch erzogen, hatte mir aber nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Manchmal fand ich auch Ei ekelhaft. Als ich in Thailand den Tauchschein gemacht habe, wurde mir plötzlich eine ganze Menge bewusst: Wie schmutzig das Wasser ist, wie furchtbar generell die Tiere gehalten werden und wie sehr das eine mit dem anderen zusammenhängt; und dass ich mich zwar über das Tragen von Pelz aufrege und es auch nicht tue, meine Schuhe aber aus Leder sind. Ich stellte fest: Ich finde schrecklich, was passiert, aber gleichzeitig treffe ich in meinem Alltag Entscheidungen, die genau diese Dinge auslösen. Das kann ich nicht mehr unterstützen. Es liegt in meiner Macht, das zu ändern. Ich bin ein freier Mensch!
 
Wie ist Vegan Hunt entstanden?
Vegan Hunt ist entstanden aus der Idee, den Menschen meine Passion für den Umwelt- und Tierschutz, die ich schon sehr früh entwickelt habe, näherzubringen. Ich bin nicht nur im Bereich Ernährung, sondern auch bei Fashion und Kosmetik vegan. Alles muss frei von Leder, von Pelz und von Wolle sein. Auch die Farben, mit denen Kleidung gefärbt wurde, sollen biologisch und so nachhaltig wie möglich sein.
Kosmetik muss selbstverständlich auch tierversuchsfrei sein. Vegan zu werden war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich möchte zeigen, wie einfach es ist, so zu leben. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich auf irgendetwas verzichte.
 
Was findet der Nutzer auf Vegan Hunt?
Zuerst einmal ganz, ganz viele leckere Rezepte, denn wie gesagt: Vegan hat für mich nichts mit Verzicht zu tun. Ich brauche morgens nicht länger für meine Pancakes als früher und bin ein Fan von Pizza und Pasta!
 
Aber dann findet man auch alle anderen Themen, die mir auf der Seele brennen, jetzt zum Beispiel im wahrsten Sinne des Wortes der brennende Regenwald. Es ist halt nicht immer alles fröhlich und toll und ich glaube ganz fest daran, dass es Leute geben muss, die keine Angst haben, Sachen auszusprechen, die vielleicht auch unangenehm werden. Ich bin gerne unabhängig. Und unangenehm.
 
Vegan Hunt ist also unabhängig?
Ja, es ist mein Herzensprojekt. Wenn Vegan Hunt wirklich weiter wachsen und sich daraus eine Firma entwickeln sollte, kann ich jetzt schon mit hundertprozentiger Überzeugung sagen, dass es niemals in Berührung mit Großkonzernen kommt, die bio, vegan oder Umweltschutz nur für Greenwashing benutzen.
 
Welche Pläne hast du mit Vegan Hunt für die Zukunft?
Die Zukunft hat schon begonnen. Eines Abends habe ich mich tierisch über Handtags (Kartonanhänger zur Verkaufsförderung oder Informationsträger) in Hoodies aufgeregt. Du kaufst was, reißt es raus und schmeißt es weg, keiner guckt sich Handtags an! Also habe ich beschlossen: Ich mach jetzt selber Hoodies, hab aus Vegan Hunt eine Untermarke rausgelöst, die „VH" heißt. Das fand ich lustig, denn es heißt natürlich Vegan Hunt aber das englische h wird „age" ausgesprochen, also veganes Zeitalter.
 
Von den Leuten bei Sea Shepard habe ich erfahren, wo sie ihre Klamotten machen lassen, der Produzent ist Fairtrade, GOTS zertifiziert und hat den Grünen Knopf, und los ging es. Es sind tatsächlich die ersten Dinge geordert. Und das Geile ist: Weil ich mich so über den Handtag aufgeregt habe ist meiner aus ganz dünnem Papier, in das Küchenkräuter eingesetzt sind. Du pflanzt ihn ein und bekommst die Kräuter für die Vegan Hunt Rezepte! Es ist wichtig zu zeigen, dass du dich toll kleiden und toll schminken kannst, aber alles nachhaltig und vegan.

Kommt als nächstes dann eine Vegan-Hunt-Kosmetiklinie?
Sehr gerne. Ich habe eine Marke angemeldet und in meinem kleinen, kreativen Künstlerkopf innerhalb von fünf Tagen ein Konzept entworfen und aufgeschrieben. Ich war sehr stolz auf mich! Aber jeder, dem ich es gezeigt habe, hat nur gesagt: „Aber Schatzi, da fehlen ja die Zahlen!" Ich bin aber nun einmal die Kreative und nicht der Zahlenmensch und habe ein Konzept für eine echt coole Kosmetiklinie, die jung ist und trendig – für die Räubertöchter, die sich nichts sagen lassen, die angreifen. Aber es ist schwer, hier den richtigen Partner zu finden, der meinen Ansprüchen genügt. Da bin ich null kompromissbereit.
 
Wieviel hast du bei deinen Followern schon erreicht?
Es gibt sehr viele, die sich Gedanken machen wie sie leben, das kann ich an den Kommentaren sehen. Manche schreiben, sie verzichten auf Fleisch, manche fangen damit an, einzelne Gerichte auszutauschen: „Die Bolognese mache ich jetzt vegan." Wieder ein Stück Fleisch weniger! Was ich nicht mag, ist die Veganpolizei. Leute, die sagen, wenn du nicht zu hundertprozent vegan bist, kannst du es auch lassen. Ich finde auch viele Dinge, die passieren, überhaupt nicht in Ordnung, aber es bringt nichts, mit dem Finger auf Leute zu zeigen. Damit verschließt man sie nur. Ich bin ein Vorbild für viele und das weiß ich auch, aber ich missioniere nicht.

Von Betti Brosche

Lifestyle | Essen & Trinken, 04.12.2019
Dieser Artikel ist in forum 04/2019 - Food for Future erschienen.
     
        
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