Zehn Klimaschutz-Fragen an die Fußballklubs der 1. Bundesliga

Non-Profit-Organisation myclimate veröffentlicht Umfrage-Ergebnis

Was bewegt der Profifußball aktuell im Klimaschutz? Dieser zentralen Frage ist die gemeinnützige Organisation myclimate nachgegangen. Dazu wurden alle 18 Klubs der ersten Herrenfußball-Bundesliga, Saison 2019/2020, stichprobenartig  befragt. Mit dem Ergebnis ihrer Nachforschungen zeigen die Klimaschutzberater eine  Momentaufnahme über die Bemühungen des deutschen Spitzenfußballs. 15 Bundesligaklubs haben an der Umfrage teilgenommen. «Der Fokus unserer Erhebung lag gezielt auf den Themen, die in der Ökobilanz eines Profifußballvereins am stärksten ins Gewicht  fallen. Also Mobilität, Energie, Catering, Merchandising und Abfall. Daneben haben wir  abgefragt, ob die Klubs regelmäßig eine CO2-Bilanz durchführen. Die Antworten haben  wir in einer Grafik zusammengefasst», erklärt Stefan Baumeister, Geschäftsführer von myclimate Deutschland.  

Fußball ist die beliebteste Sportart in Deutschland und genießt ein enormes öffentliches Interesse. Gerade deswegen kommt den Profi-Fußballvereinen der 1. Bundesliga eine besondere Verantwortung zu – auch im Bereich Klimaschutz. Die Klubs sollten nach Meinung von myclimate daher mit gutem Beispiel vorangehen und so auch in puncto Nachhaltigkeit ein Zeichen für Gesellschaft und Wirtschaft setzen. © myclimateDie Bestandsaufnahme zeigt, dass das Thema Klimaschutz längst im Profifußball angekommen ist. Alle Klubs sind sich darüber im Klaren, dass sie auch eine ökologische Verantwortung tragen und führen bereits eine Vielzahl an entsprechenden Maßnahmen durch. Dies dokumentieren sie in den meisten Fällen auf ihrer Webseite. Auch ist den Klubs bewusst, dass das Thema Klimaschutz sehr umfangreich ist und ausnahmslos in allen Geschäftstätigkeiten zu berücksichtigen ist. Vor diesem Hintergrund wird aber auch deutlich, dass die Bundesligavereine ihr Verbesserungspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft haben. Das übergeordnete Ziel: Die von den Vereinten Nationen gemeinsam definierte Maßgabe zu erreichen, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen. 
 
«Die Bundesligavereine genießen ein enormes öffentliches Interesse. Daher kommt ihnen eine besonders große Verantwortung zu. Ihre Strahlkraft können die Klubs dazu nutzen, in vielen Bereichen ein Vorbild für Gesellschaft und Wirtschaft zu sein – so auch im Klimaschutz. Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2050 vollständig klimaneutral zu werden, betrifft uns alle. Es gilt also auch für die Profifußballklubs. Dabei ist es entscheidend, dass die Vereine ihr volles Potenzial ausschöpfen. Denn CO2-Emissionen sollten in erster Linie vermieden und reduziert werden.», hebt Baumeister hervor. 
 
Die Umfrage-Ergebnisse im Einzelnen 
60 Prozent der befragten Klubs ermitteln nach eigenen Angaben bereits ihren CO2-Fußabdruck. Daraus können die Verantwortlichen der Fußballvereine sehr genau ablesen, wie viel Tonnen CO2 in den Bereichen Mobilität, Energie, Catering usw. anfallen. Eine derartige Analyse bildet stets das Fundament für wirksamen Klimaschutz. Denn: Nur was analysiert wird, lässt sich auch steuern und kontrollieren.  

Der Bereich Mobilität fällt im Gesamtergebnis aller anfallenden CO2-Emissionen eines Fußballklubs am stärksten ins Gewicht. Hier geben durchweg alle Mannschaften an, dass das Stadionticket an Spieltagen gleichzeitig auch für die kostenfreie Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nutzbar ist. Ein weniger homogenes Bild zeigt sich bei dem Reiseverhalten der Profi-Vereine selbst. Zwar verzichtete mit einem Anteil von 67 Prozent die Mehrheit der Klubs im vergangenen Jahr auf Trainingslager oder Testspiele außerhalb von Europa. Der BVB, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC, SV Werder Bremen und Vfl Wolfsburg waren jedoch auch im weiter entfernten Ausland unterwegs. «Ein Trainingslager mit Gastspielen in den USA mag für viele Vereine wirtschaftlich sinnvoll sein, für das Klima stellt es jedoch eine zusätzliche Belastung dar. Deswegen gilt: Je kürzer die Anreise und je emissionsärmer das Fortbewegungsmittel, desto besser – auch wenn Borussia Dortmund und Vfl Wolfsburg angeben, ihre Mannschaftsreisen kompensiert zu haben», ordnet Baumeister ein. 
 
In Sachen Energieerzeugung geben zehn Fußballunternehmen an, dass der Strombedarf ihres Stadions bereits zu 91-100 Prozent mit erneuerbaren Energien gedeckt wird. Alle anderen bewegen sich noch deutlich darunter. Da der Wechsel zu zertifiziertem Ökostrom ohne großen Aufwand erfolgen kann, liegt in diesem Bereich wohl eine der am leichtesten veränderbaren, aber  zugleich auch größten Stellschrauben hin zu einer verbesserten Klimabilanz. Darüber hinaus verfügen sechs Klubs über ein zertifiziertes Umwelt-/ Energiemanagementsystem. Damit haben sie ein Werkzeug in der Hand, um Umweltauswirkungen und Energieverbräuche systematisch zu erfassen und fortlaufend zu verbessern. 
 
Bio-Bratwürste suchen Hungrige in den meisten Stadien vergeblich. Nur Wolfsburg konnte diese Frage aktuell mit einem «Ja» beantworten. «Weil bei Fleischwaren das Bio-Siegel in erster Linie für eine artgerechtere Haltung steht, ist es wichtig, zusätzlich darauf zu achten, dass die Produktbestandteile auch aus der Region stammen», bringt es Baumeister auf den Punkt. Für Lebensmittel gilt der Maßstab: Bio und regional – nicht entweder/oder, sondern gleichzeitig. Am klimaschonendsten sind jedoch vegane und vegetarische Speisen aus der Region.  

Auch bei der Frage nach dem Fassbier stand das Thema Regionalität im Zentrum. Bei dem beliebten Hopfengetränk spielt neben den Rohstoffen und dem Produktionsprozess vor allem die Transportstrecke eine erhebliche Rolle bei den anfallenden Treibhausgas-Emissionen. Im Durchschnitt beziehen die Bundesligavereine ihr Bier von einer Brauerei, die rund 90 km entfernt vom Stadion liegt. Der FC Augsburg, Fortuna Düsseldorf und SV Werder Bremen senken diesen Schnitt dabei deutlich und bringen es auf eine Distanz von nur 5 km zu der Brauerei ihrer Wahl. Andere Klubs beziehen ihr Bier hingegen von Brauereien, die weit über 100 km entfernt zur Spielstätte liegen.  

Mit nichts anderem können Spieler und Fans die Zugehörigkeit zu ihrem Fußballverein nach außen besser ausdrücken als mit den Mannschaftstrikots. Doch wo werden diese produziert, wollte myclimate von den Erstligavereinen wissen und fand heraus: Nur drei Klubs beziehen ihre Trikots aus europäischer Produktion. Die große Mehrheit der Fußballunternehmen greift auf Textilwaren außerhalb von Europa zurück wie beispielsweise aus Indien – was im Vergleich höhere Transportemissionen verursacht. Immerhin bieten 73 % der an der Umfrage teilgenommenen Klubs in ihren Fanshops Textilwaren mit einem Umwelt-Label an, das nach eigenen Angaben auch den Klimaschutz berücksichtigt. «Bei Fanware und Merchandising haben deutschen Profifußballklubs einen großen Einfluss, um bei ihren Partnern, Ausrüstern und Zulieferern das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu platzieren. Was in anderen Bereichen der Wirtschaft schon gang und gäbe ist, könnte der deutsche Profifußball noch auf ein neues Level heben», sieht Baumeister  das großes Potenzial für einen Wandel durch den Fußball.  
 
Untrennbar mit Großveranstaltungen wie Fußballbundesligaspielen verbunden sind leider auch große Mengen Abfall. Vor allem Berge von weggeworfenen Bechern waren viele Jahre nicht aus den Stadien wegzudenken. Die Umfrage von myclimate zeigt, dass die Mehrheit der Klubs auf Mehrwegbechersysteme umgestiegen ist, die in der Regel eine bessere CO2-Bilanz als Einwegbecher aufweisen. Zahlreiche Klubs achten darauf, die Mehrwegbecher zum Spülen nicht weit wegfahren zu müssen, um Transportstrecken zu reduzieren. Borussia Mönchengladbach gibt  sogar an, die Becher direkt im Stadion zu spülen. Borussia Dortmund setzt als einziger Klub auf einen Bechermix von Mehrweg- und Recycling-PET-Einwegbechern. 
 
 
Fazit: Die stichprobenartige Bundesliga-Umfrage von myclimate zeigt, dass sich bei den Profi-Fußballvereinen in Sachen Nachhaltigkeit schon etwas bewegt – und das ist auch gut so. Auf der anderen Seite gibt es durchweg bei allen Vereinen noch Verbesserungspotenzial. myclimate rät daher allen Bundesligaklubs, das Thema Klimaschutz systematisch anzugehen und eine jährliche CO2-Bilanz durchzuführen. Nur so erhalten die Klubs ein individuelles und umfassendes Gesamtbild über das komplexe Thema ihres eigenen CO2-Fußabdrucks. Welche Fortschritte die Bundesligaklubs in den kommenden Jahren in den einzelnen Kategorien erzielen, das möchte myclimate in regelmäßigen Abständen bei den Klubs abfragen. 
  
 myclimate Deutschland, mit Sitz in Reutlingen, Baden-Württemberg, ist eine gemeinnützige Klimaschutzorganisation und Tochtergesellschaft der Schweizer Stiftung myclimate. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft sowie Privatpersonen will myclimate Deutschland durch Beratungs- und Bildungsangebote sowie mit eigenen Klimaschutzprojekten die Zukunft der Welt gestalten. Dies verfolgt myclimate Deutschland als gemeinnützige Organisation marktorientiert und kundenfokussiert. 
 
Kontakt: myclimate Deutschland gGmbH, Janosch Menger | janosch.menger@myclimate.de | www.myclimate.de 

Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 27.08.2020

     
        
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