Bauen neu denken

Fünf Prämissen für zukunftsfähige Gebäude in der Klimakrise

Im Bau- und Immobiliensektor liegt ein immenses Klimaschutzpotenzial. Mit diesen fünf Prämissen für zukunftsfähige Gebäude haben Unternehmen einen großen „CO2-Hebel" in der Hand.
 
Der Bau- und Immobiliensektor hat Aufholbedarf: Bis 2030 gilt es 66 Prozent der CO2-Emissionen in diesem Sektor zu reduzieren, um die Klimaziele des Bundesumweltministeriums zu erreichen. Wenn also überhaupt neu gebaut wird, dann darf es künftig nur noch kleiner und in höheren Qualitäten passieren.
 
Nachhaltigkeit im Bausektor © Dominique Knobben, pixabay.comNachhaltigkeit im Bausektor © Dominique Knobben, pixabay.com
Ein Gebäude ist nur nachhaltig, wenn es bedarfsgerecht errichtet und genutzt wird und seine Umweltauswirkungen minimiert werden. Für Unternehmen heißt das, einen Bezug zwischen der Unternehmens- und Klimastrategie einerseits und dem Gebäude andererseits herzustellen. Mit diesen fünf Prämissen für zukunftsfähige Gebäude haben Unternehmen einen großen „CO2-Hebel" in der Hand.
 
Prämisse 1
Zur gesellschaftlichen Transformation Position beziehen
Bau-Auftraggeber:innen müssen sich fragen: Wie kann mein Unternehmen einen Beitrag zur Klimawende leisten? Kann ein Neubau überhaupt den hohen Vorgaben zur Reduktion im Gebäudesektor entsprechen? Kann es einen Prozess zum zukunftsfähigen Planen, Errichten und Nutzen in Gang setzen? Jedes Gebäude zeigt den Umgang der Errichter:innen mit den Herausforderungen der Zukunft. Es ist das „Branding" zu diesem Diskurs – eine weit hinaus sichtbare Position. Position zu beziehen ist eine Chance! 
 
Prämisse 2
Nur so viel bauen, wie wir wirklich, wirklich brauchen
Tiny Houses sind wohl die Gegenbewegung zum SUV. Damit verhandeln wir die Frage: Wie viel Raum brauchen wir wirklich? Zuhause, aber auch für unsere Arbeit. Wie viel Zeit verbringen wir im Büro? Innovation – das Arbeitsthema Nummer Eins der Zukunft – passiert nicht in für das Abarbeiten konzeptionierten, mit Schreibtischen gefüllten Großraumformaten. Die Fragen lauten: Wo passiert Arbeit? Welchen neuen Raum brauchen wir überhaupt noch? Welche Wege können wir uns sparen?
 
© M.O.O.CON© M.O.O.CON
 
Prämisse 3
Raum über Generationen hinweg nutzen
Schauen Sie sich Gründerzeitbauten an: Große Raumhöhen und gut proportionierte Räume ermöglichen Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten und Retail. Das Raumklima ist auch im Sommer angenehm aufgrund der Baumassen. Und das hauptsächlich unter Verwendung ökologischer Materialien (gebrannter Lehm, Holz und ein wenig Stahl). So einfach wäre es. Warum scheitern wir dann derzeit so klar bei diesem Thema? Da wir nicht wissen, wie wir in 50 Jahren arbeiten, wohnen oder einkaufen werden, geht es um eine möglichst nutzungsoffene Konzeption. Darum heißt es: Bieten Sie dem Unbekannten Möglichkeiten! Lassen Sie Raum für die Zukunft!
 
Prämisse 4
Gebäude als Energieerzeuger denken
Nach der Optimierung der Flächen und der Bauqualitäten geht es um die Minimierung der Verbräuche im Betrieb. Im besten aller Fälle gibt man durch die Erzeugung von überschüssiger Energie wieder zurück, was für die Produktion der Baustoffe erforderlich war. Und noch besser: Man erzeugt zusätzlich, was durch Mobilität der Mitarbeitenden verbraucht wird.
 
Natürlich heißt das nicht, dass man jede Kilowattstunde Verbrauch minimieren muss, wenn man auf dem Dach ausreichend davon alternativ erzeugen kann. Wir können alternative Energie künftig dezentral und eventuell auch genossenschaftlich in der Region erzeugen, zentral speichern und so Teil der energetischen Wertschöpfungskette werden. So werden wir von reinen Energieverbraucher:innen zu -erzeuger:innen.
 
Prämisse 5
Gebäude als Teil der Wertstoffkette konstruieren
Wenn wir uns schon im Klaren sind, dass wir endliche Ressourcen in unseren Gebäuden „parken", dann müssen wir auch das „Ausparken" – den Rückbau von Gebäuden – mitbedenken. Die heute eingesetzten Baustoffe sind die Rohstoffe für die Gebäude kommender Generationen. Gebäude müssen daher so konstruiert werden, dass Baustoffe mit unterschiedlich langer Lebensdauer sortenrein ausgebaut werden können, um verschiedene Baustoffe weiterverwenden zu können. Und warum verbauen wir nicht jetzt schon vermehrt Stoffe, die bereits Teil von Gebäuden waren? Damit würden wir unser Gebäude mit deren Story aufladen. Geschichten wie sie allen lebendigen Altstädten innewohnen. Nichts von alldem ist komplett neu oder unerprobt. Vieles ist aktueller Stand der Technik und heute möglich. Trotzdem gibt es wenige Projekte, in denen so umfangreich gedacht werden darf.
 
Bernhard Herzog ist Partner der in Wien ansässigen Unternehmensberatung M.O.O.CON und Leiter des dortigen F&E-Bereichs.

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Technik | Green Building, 01.12.2020

     
        
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