Lieferkettengesetz: Meilenstein mit Nachbesserungsbedarf
Germanwatch sieht Paradigmenwechsel, der ambitioniert umgesetzt und an entscheidenden Stellen noch verbessert werden muss
Einen Meilenstein mit allerdings noch gravierenden Schwächen sieht die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch im am 11.6. verabschiedeten Lieferkettengesetz. Dazu kommentiert Cornelia Heydenreich, Leiterin des Teams Unternehmensverantwortung bei Germanwatch: "Dieses Gesetz ist ein Paradigmenwechsel für Deutschland. Erstmals werden deutsche Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen Geschäften die Menschenrechte zu achten und bestimmte Umweltanforderungen zu erfüllen." Sie schränkt allerdings ein: "Das Gesetz ist an entscheidenden Stellen noch schwach: Es gilt für zu wenige Unternehmen und enthält bei den Sorgfaltspflichten zu viele Ausnahmen. Es schafft keinen eigenen Anspruch auf Schadenersatz für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen, zudem werden Umweltverschmutzungen in Lieferketten nur vereinzelt erfasst." Hier müsse die nächste Bundesregierung nachbessern, indem sie auf EU-Ebene eine ambitioniertere Regelung vorantreibt.

Heydenreich weiter: "Wir sehen das deutsche Lieferkettengesetz als einen ersten Schritt. Nun muss die nächste Bundesregierung das Gesetz zügig und wirkungsvoll umsetzen. Gleichzeitig muss sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für eine umfassendere Regelung einsetzen." Auf globaler Ebene sollte die nächste Bundesregierung zudem die deutsche G7-Präsidentschaft im kommenden Jahr nutzen, um das Thema voranzubringen und sich auch aktiv für einen Vertrag auf UN-Ebene einsetzen. "Wir von Germanwatch werden gemeinsam mit vielen anderen Organisationen aus der Zivilgesellschaft diese Prozesse in Deutschland, der EU und weltweit konstruktiv und kritisch begleiten."
Germanwatch setzt sich seit langem für ein wirksames Lieferkettengesetz ein und ist Teil der Initiative Lieferkettengesetz, in der sich bereits mehr als 125 Organisationen zusammengeschlossen haben.
Gesellschaft | Politik, 11.06.2021

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