Lieferkettengesetz: Meilenstein mit Nachbesserungsbedarf

Germanwatch sieht Paradigmenwechsel, der ambitioniert umgesetzt und an entscheidenden Stellen noch verbessert werden muss

Einen Meilenstein mit allerdings noch gravierenden Schwächen sieht die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch im am 11.6. verabschiedeten Lieferkettengesetz. Dazu kommentiert Cornelia Heydenreich, Leiterin des Teams Unternehmensverantwortung bei Germanwatch: "Dieses Gesetz ist ein Paradigmenwechsel für Deutschland. Erstmals werden deutsche Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen Geschäften die Menschenrechte zu achten und bestimmte Umweltanforderungen zu erfüllen." Sie schränkt allerdings ein: "Das Gesetz ist an entscheidenden Stellen noch schwach: Es gilt für zu wenige Unternehmen und enthält bei den Sorgfaltspflichten zu viele Ausnahmen. Es schafft keinen eigenen Anspruch auf Schadenersatz für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen, zudem werden Umweltverschmutzungen in Lieferketten nur vereinzelt erfasst." Hier müsse die nächste Bundesregierung nachbessern, indem sie auf EU-Ebene eine ambitioniertere Regelung vorantreibt.

Erstmals werden deutsche Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen Geschäften die Menschenrechte zu achten und bestimmte Umweltanforderungen zu erfüllen. © postcardtrip, pixabayVorangegangen war eine jahrelange Debatte, zunächst um die Frage, ob es überhaupt einer Regelung bedarf, dass Unternehmen aktiv menschenrechtliche Risiken in ihren Lieferketten suchen und beseitigen müssen. Bei der folgenden erbitterten Auseinandersetzung um die Ausgestaltung haben das Bundeswirtschaftsministerium und Teile der Union dafür gesorgt, das Gesetz an wichtigen Punkten abzuschwächen. Dennoch betont Heydenreich: "Auch wenn es noch eine Reihe von Schwächen gibt, hat das Gesetz bei der Durchsetzung durchaus Biss. Es schafft eine behördliche Kontrolle mit Bußgeldern und einem möglichen Ausschluss von öffentlichen Aufträgen." In Umfragen haben 75 Prozent der Bevölkerung ein Lieferkettengesetz befürwortet. "Es ist ein Erfolg eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses, dass es nun endlich ein Lieferkettengesetz gibt."

Heydenreich weiter: "Wir sehen das deutsche Lieferkettengesetz als einen ersten Schritt. Nun muss die nächste Bundesregierung das Gesetz zügig und wirkungsvoll umsetzen. Gleichzeitig muss sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für eine umfassendere Regelung einsetzen." Auf globaler Ebene sollte die nächste Bundesregierung zudem die deutsche G7-Präsidentschaft im kommenden Jahr nutzen, um das Thema voranzubringen und sich auch aktiv für einen Vertrag auf UN-Ebene einsetzen. "Wir von Germanwatch werden gemeinsam mit vielen anderen Organisationen aus der Zivilgesellschaft diese Prozesse in Deutschland, der EU und weltweit konstruktiv und kritisch begleiten."

Germanwatch setzt sich seit langem für ein wirksames Lieferkettengesetz ein und ist Teil der Initiative Lieferkettengesetz, in der sich bereits mehr als 125 Organisationen zusammengeschlossen haben.


Kontakt: Stefan Küper, Germanwatch e.V. | info@germanwatch.org | www.germanwatch.org

Gesellschaft | Politik, 11.06.2021

     
        
Cover des aktuellen Hefts

Pioniere der Hoffnung

forum 01/2025 ist erschienen

  • Bodendegradation
  • ESG-Ratings
  • Nachhaltige Awards
  • Next-Gen Materialien
Weiterlesen...
Kaufen...
Abonnieren...
22
DEZ
2024
Ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Gemeinschaft
Tollwood Winterfestival unter dem Motto "Wir braucht Dich!", bis 23. Dezember
80336 München
03
JAN
2025
48. Naturschutztage am Bodensee
Vorträge, Diskussionen, Exkursionen mit Fokus: Arten-, Klima- und Naturschutz
78315 Radolfzell
17
JAN
2025
Systemische Aufstellungen von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien
Constellations machen Dynamiken sichtbar - Ticketrabatt für forum-Leser*innen!
online
Alle Veranstaltungen...
NatuVision Forum

Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol

Innovation

Warum ist Deutschland bei der Innovationskraft im weltweiten Vergleich zurückgefallen?
Christoph Quarch im forum-Interview
B.A.U.M. Insights
Hier könnte Ihre Werbung stehen! Gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot

Jetzt auf forum:

Fotoausstellung Klimagerecht leben

Ohne Vertrauen ist alles nichts

Zeit für Regeneration

The Custodian Plastic Race 2025

Niedriger Blutdruck: Wie bleibt man aktiv, ohne sich schwindlig zu fühlen?

Hacker vs. Host: Wie man Angreifer überlistet

Auf der Überholspur: Förderpolitik hat E-Busse wettbewerbsfähig gemacht.

TARGOBANK spendet 200.000 Euro für Herzensprojekte von Mitarbeitenden

  • NOW Partners Foundation
  • BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
  • circulee GmbH
  • ECOFLOW EUROPE S.R.O.
  • Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
  • Futouris - Tourismus. Gemeinsam. Zukunftsfähig
  • Global Nature Fund (GNF)
  • Protect the Planet. Gesellschaft für ökologischen Aufbruch gGmbH
  • Engagement Global gGmbH
  • World Future Council. Stimme zukünftiger Generationen
  • Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH
  • Kärnten Standortmarketing
  • DGNB - Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen