Neue Wege für die Auwald-Bewirtschaftung
Leitfaden gibt Empfehlungen zur Baumartenwahl in Auwäldern
Mit Mitteln aus dem Waldklimafonds förderten die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) die Erarbeitung eines Leitfadens für Waldbesitzer zum Umgang mit Auenwäldern. Der von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) herausgegebene "Leitfaden zur Auwaldbewirtschaftung" steht jetzt zum Bestellen und zum Download zur Verfügung.
Auwälder, die mit ihren spezifischen Baumarten einen wichtigen Schutz vor Überschwemmungen bieten, werden vermehrt durch bedrohliche Krankheiten heimgesucht. Durch den Klimawandel könnte sich diese Entwicklung verschärfen. In einem vierteiligen Verbundprojekt zur nachhaltigen Auwaldbewirtschaftung wurden zwischen 2018 und 2021 bestehende Bewirtschaftungsformen und alternative Baumarten untersucht und analysiert, um den Erhalt von Auwäldern zu sichern.
Das Verbundprojekt wurde vom Aueninstitut des Karlsruher Instituts für Technologie koordiniert. Neben drei weiteren Projektpartnern aus der Wissenschaft beteiligten sich fünf Forstbetriebe aus Bayern und Baden-Württemberg.
Als Schlüssel dienten Anbauversuche in den fünf Kooperationsforstbetrieben. Auf insgesamt mehr als sechs Hektar wurden 20.000 junge Bäume gepflanzt. Entscheidend für das Projekt war die Baumartenwahl. Ausgewählt wurden hauptsächlich einheimische Baumarten, die bisher wenig Beachtung in der Auwaldbewirtschaftung fanden. Untersucht wurden Feldahorn, Wildbirne und Schwarzpappel. Als bereits gut erforschte und verbreitete Art wurde darüber hinaus die Stieleiche gepflanzt. Der Tulpenbaum und die Ahornblättrige Platane kamen als Gastbaumarten hinzu.
Weiterer Projektbestandteil ist ein von der FNR aufgelegter "Leitfaden zur Auwaldbewirtschaftung" für Forstbetriebe und Waldbesitzer, in den die Praxiserfahrungen und Bewertungen der eingebundenen Förster einflossen. Der Leitfaden enthält Aussagen zu den Eigenschaften der Baumarten, zu Standort, Anbaueignung und Nutzung und enthält Beispiele von Anpflanzungen an Donau und Oberrhein. Bislang lagen Empfehlungen Bewirtschaftung klimastabiler Auwälder in dieser Form nicht vor.
Hintergrund:
Auwälder machen nur einen geringen Teil der Wälder in Deutschland aus. Sie wachsen entlang von Bach- und Flussläufen und sind darauf spezialisiert, mit erhöhtem Grundwasserspiegel und regelmäßigen Überflutungen zurechtzukommen.
Schon weit vor den Kalamitäten der vergangenen drei Jahre bahnten sich für einzelne Baumarten des Auwaldes schwierige Zeiten an. Eschentriebsterben, Ulmensterben sowie eine Pilzerkrankung an Erlen setzen den Auwäldern schwer zu. Als wichtige Horte der Biodiversität ist der Erhalt dieser Wälder allerdings von großer Bedeutung. Weil aus Sicht des Naturschutzes beispielsweise der Anbau von Hybridpappeln als kritisch gilt, müssen Baumarten und Bewirtschaftungsformen gefunden werden, die dieses empfindliche Ökosystem stabilisieren und langfristig erhalten. Gleichzeitig soll die nachhaltige Holzproduktion auf diesen Flächen weiterhin möglich sein.
Verbundprojekt: Formulierung von auf Praxistauglichkeit geprüften Empfehlungen für eine nachhaltige Auwaldbewirtschaftung - mit besonderer Berücksichtigung der Pappelforste - zur Optimierung der Waldfunktionen Biodiversität, Einkommen und Klimaschutz vor dem Hintergrund des Klimawandels und Eschentriebsterbens
- Teilvorhaben 1: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Teilvorhaben 2: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Teilvorhaben 3: Senckenberg Museum für Naturkunde
- Teilvorhaben 4: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
Der Waldklimafonds wurde im Juni 2013 als Bestandteil des Energie- und Klimafonds gemeinsam von BMEL und BMU aufgelegt.
Die FNR ist seit 1993 als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe aktiv und unterstützt als Projektträger auch Vorhaben der Förderrichtlinie Waldklimafonds.
Umwelt | Naturschutz, 19.07.2021
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