David gegen Goliath:
Der Drogerie-Discounter dm kopiert die nachhaltige Fair-Fashion-Marke Mela – diese wehrt sich.
Seit 2014 produziert die mela wear GmbH aus Kassel Mode für die gute Sache: Kleidung, Rucksäcke und Sneakers aus biologisch angebauter Fairtrade-Baumwolle werden unter der Marke Mela in Europa bei über 250 Händler:innen angeboten. Das Besondere: Mela ist das erste Unternehmen, dem es gelungen ist, Sneakers und Rucksäcke nach den hohen Standards von Fairtrade Cotton und dem Global Organic Textile Standard (GOTS) herzustellen. Die Entwicklung war langwierig und kostspielig, am Ende aber ein voller Erfolg. Neben der Fairtrade-Prämie für Sozialprojekte unterstützt Mela Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit in Indien und Sri Lanka finanziell durch den Verkauf jedes Kleidungsstückes. Für sein soziales Engagement im globalen Süden erhielt das Unternehmen im Jahr 2020 den Fairtrade Award. Das Aushängeschild von Mela, ein Roll-Top Rucksack namens „ansvar I", wurde im Jahr 2021 für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert und bereits über 30.000 mal verkauft. Mit seinem unverwechselbaren, minimalistischen Design ist „ansvar I", übersetzt aus dem skandinavischen für „Verantwortung" stehend, der einzige Rucksack auf dem Markt, der gleichzeitig Fairtrade- und Bio-zertifiziert ist. Zusätzlich trägt er das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf.
Im Frühjahr dieses Jahres bekundete der Drogerie-Discounter dm starkes Interesse an Mela Produkten zum Wiederverkauf und bekam probeweise Rucksäcke zugeschickt. Sechs Monate später entdeckt das Modelabel völlig überraschend die zum Verwechseln ähnlich aussehende olivgrüne Kopie im Sortiment von dm: In echter Discounter Manier liegt der Verkaufspreis noch unter dem Einkaufspreis des nachhaltigen Originals von Mela. Zu welchen Arbeitsbedingungen und Umweltkriterien wurde bei dm produziert? Fakt ist, der Rucksack von dm enthält statt Bio- und Fairtrade-zertifizierter Baumwolle nur solche aus konventionellem Anbau. Zudem ist er „Made in China" und es werden keine Sozialprojekte finanziert. Ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung.
Gründer Henning Siedentopp will das nicht kampflos hinnehmen und schreibt in einem offenen Brief an dm-Chef Christoph Werner: „Durch das Kopieren von Mela Rucksäcken schmücken Sie sich mit unseren Werten, die Ihnen nicht zustehen. Sie täuschen derzeit Kund:innen, die mit ihrem Kauf einen nachhaltigen Beitrag leisten wollen" und fordert schließlich: „Nehmen Sie diese billige Kopie wieder vom Markt!"
Auf seinen Social-Media-Kanälen zeigt Mela die Unterschiede zwischen nachhaltigem Original und dm-Kopie auf („Fairtrade zertifiziert und Bio-Baumwolle" vs. „fragwürdige Arbeitsbedingungen und Profitmaximierung"). Gleichzeitig appelliert Mela an Mitstreiter:innen für eine faire Wirtschaft, dm unter dem Hashtag #dmDeinMELA mit Statements und Bildern des Originals die Meinung zu sagen.
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 06.10.2021
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