Atomkraft und Gas - Plötzlich grüne Geldanlagen? EU-Taxonomie erlaubt Green Deals mit Beigeschmack.
Nachhaltigkeitsbank Triodos startet erste digitale Vermögensverwaltung in Deutschland - auf der strengen Basis von Artikel 9-Fonds.
Die EU-Taxonomie legt fest, welche Wirtschaftszweige als nachhaltig bezeichnet werden dürfen, damit Anlegerinnen und Anleger grüne Geldanlagen von herkömmlichen unterscheiden können. Seitdem bewirbt die Finanzindustrie ihre Produkte als taxonomiekonform. Die Nachfrage ist groß, denn viele institutionelle Investoren wie etwa Stiftungen dürfen nur in sozial-ökologische Finanzprodukte anlegen. Die Taxonomie kommt somit fast einem grünen Siegel gleich – und das nun auch für Gas- und Atomkraftwerke. Diese profitieren damit von Finanzierungsvorteilen, die eigentlich für Wind- oder Solarparks gedacht waren.
Green Deals mit Beigeschmack
Experten
warnen vor einem Greenwashing der Finanzbranche, darunter auch die
Institutional Investors Group on Climate Change, das Green and Sustainable
Finance Cluster Germany, führende Europaabgeordnete, die Europäische
Investitionsbank, Denkfabriken und Klimabewegungen wie Fridays for Future. Die
neue deutsche Regierung wandte sich entschieden gegen die Aufnahme von
Atomkraft, war aber gleichzeitig für eine grüne Kennzeichnung von
Gaskraftwerken. Laut ECOreporter wurde gemunkelt, es habe einen deutsch-französischen
Deal gegeben: Ihr behaltet Atomenergie als klimafreundlich, wir das Erdgas.
Widersinnig dabei: Etliche Gaskraftwerke in Deutschland sind bereits komplett
oder zeitweise außer Betrieb.
Nur Impact-Investments nach Artikel 9 streben eine nachweislich positive Wirkung an, etwa auf die Nachhaltigkeitsziele der UN (SDG), und berichten darüber.
Dieses Gemauschle macht den eigentlichen Zweck der Taxonomie zunichte, denn Investoren können nun behaupten, gemäß der Klima-Taxonomie zu investieren – und dabei unbemerkt auf Atomkraft und Gas setzen. Bei nachhaltigen Fonds und ETFs ist es etwas anders: Deren Inhalte müssen veröffentlicht werden. Viele in Deutschland erhältliche nachhaltige Fonds schließen Investments in Atomenergie aus, einige auch Gas. Es ist zu erwarten, dass solche Anbieter den Rückschritt der EU nicht mitmachen werden. Aber letztlich müssen Anlegerinnen und Anleger nun selbst genauer prüfen und entscheiden – auf die Einordnung der Finanzprodukte durch die EU ist gerade nach der neuen Regelung kein Verlass.
Wo und wie kann man Geld guten Gewissens anlegen?
Triodos,
eine führende europäische Nachhaltigkeitsbank, startet nun die erste digitale
Vermögensverwaltung in Deutschland. Sie basiert komplett auf Fonds, die nach
Artikel 9-Standard der EU-Transparenzverordnung ausgewiesen sind und hat sogar
einen Mikrofinanz-Fonds integriert. Über die dazugehörende App und Webanwendung
können Anleger und Anlegerinnen zukünftig nicht nur ihre Rendite, sondern mit
einem einzigartigen Impact-Reporting auch die soziale und ökologische Wirkung
ihrer Investitionen im Blick behalten. Basierend auf der für sie passenden
Anlagestrategie erhalten Anleger ein für ihre Ziele zusammengestelltes
Investmentportfolio. Die technische Infrastruktur und die App basieren auf
Lösungen von investify TECH. Damit können Anlegerinnen nicht nur die
finanzielle Entwicklung, sondern auch die positive Wirkung ihres Investments im
Blick behalten.
Der Anteil der Artikel 9-Fonds ist noch sehr gering. Von knapp 23.000 Fonds sind nur 2,8 Prozent nach der strengen Variante klassifiziert.
Hohe Transparenzstandards und aktives Engagement
Die
positive Wirkung, die die Vermögensverwaltung von vielen anderen Angeboten am
Markt unterscheidet, entsteht zum einen durch umfangreiches Engagement. Dabei
werden Unternehmen durch Einflussnahme und aktiven Dialog sowie die Wahrnehmung
von Stimmrechten zu noch nachhaltigeren Geschäftsentscheidungen bewegt. Weitere
Wirkung entsteht durch die Beimischung eines Mikrofinanz-Fonds, durch dessen
direkte Investitionen in lokale Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern
insbesondere soziale Nachhaltigkeitsziele erreicht werden.
Hohe Transparenzstandards und ein Impact-Reporting decken die Wirkung des jeweiligen Investment-Portfolios auf sieben Impact-Themen sowie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auf. Zusätzlich wird ermittelt, um wieviel der verbleibende ökologische Fußabdruck im Vergleich zu einem Investment in den Benchmarks niedriger ist.
Kontakt: Triodos Bank N.V. Deutschland | presse@triodos.de | www.triodos.de/impact-portfolio
Lifestyle | Geld & Investment, 02.03.2022
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