Der Mensch: Schlüssel des Wandels
Der Hebel des ökologischen Personalmanagements
„Warum habt ihr nichts gegen den Klimawandel getan?", könnten die Kinder der Zukunft fragen. Und das, obwohl bereits heute die Schüler auf die Straße gehen und mit Freitag-Schulstreiks auf die Klimakatastrophe hinweisen. Wenn die Antwort der Zukunftseltern dann lautet, dass sie die Folgen des Klimawandels einfach nicht kannten und außerdem im Personalmanagement gearbeitet haben und deshalb ja eh nichts hätten beitragen können, wurden die Kinder gar doppelt belogen.
„Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann", sagte der frühere US-Präsident Barack Obama. Dieses Statement unterstreichen Wissenschaftler täglich, indem sie ihr Wissen der breiten Masse zur Verfügung stellen. Sie und unzählige Organisationen zeigen uns, dass bei drei bis vier Grad Celsius Erderwärmung der „Umkipp-Punkt" erreicht wird, bei dem die zunehmende Katastrophe nicht mehr aufzuhalten und das Leben, wie wir es bisher kannten, nicht mehr möglich sein wird. Diese Warnungen finden wir überall!
Das „Die anderen sollen erstmal"-Dilemma: Prämissen zum Handeln
In Gesprächen mit Personalern kommt immer wieder das Argument vor, dass erstmal die großen Klimawandel-Verursacher ihre Hausaufgaben machen müssen – also China, Indien, USA und die ganzen Energieunternehmen, Betonfirmen und Stahlproduzenten. Und auch die Brasilianer sind schuld, die den Dschungel abholzen. Wer die prozentualen Hauptursachen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung anschaut, erkennt die Plausibilität dieser Forderung. Doch wer ihr folgt, kommt ins obige Dilemma. Niemand fängt an zu handeln. Denn in diesem Szenario gibt es keine Vorreiter. Und so tut am Ende keiner etwas... und alle warten.
Um wertvolle Energie und Zeit nicht in politischen, ideologischen oder populistischen Diskussionen zu verschwenden, sollten als Ausgangsbasis unseres Handelns folgende drei Annahmen beziehungsweise Prämissen in den eigenen Köpfen und Unternehmen getroffen werden:
- Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung sind von der Menschheit verursacht!
- Wir Menschen haben (noch) die Möglichkeit, einen Beitrag zur Abmilderung des Klimawandels zu leisten!
- Alle Menschen und Organisationen/Unternehmen können einen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz leisten!
Diesen Prämissen folgend fällt es leichter mit der „What-, Why-, Human Ressources- und How-Story" das Personalmanagement als Motor für den Umwelt- und Klimaschutz zu positionieren. Doch was bedeutet das genau?
Die „What-Story": ökologische Nachhaltigkeit mit und durch HR
Human Ressources Management Green, kurz HRMgreen oder Green HRM, ist ein Ansatz, bei dem im Rahmen aller Personalmanagement-Aktivitäten besonders auf ökologische Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz geachtet wird. Ressourcenschonung bei und durch HR steht im Mittelpunkt! HRMgreen wird damit ein wichtiger Bestandteil der seit einigen Jahren geforderten Nachhaltigkeit. Diese unterteilt sich in drei Handlungsbereiche, die sich überschneiden und deshalb in ihrer Wirkung nicht ganz klar abgrenzen lassen. Mit dem Merkwort SEE (Social – Environment – Economy) oder den drei P’s (People – Planet – Profit) lassen sich diese drei Bereiche gut in den Köpfen verankern. HRMgreen setzt an Environment oder Planet an, strahlt aber in die anderen Bereiche auch meist positiv aus.
Die „Why-Story": Klimaschutz mit positiver Nebenwir kung für Unternehmen
Unternehmen gehen heute den Weg zur Green Company, um ihre CO2-Bilanz möglichst neutral zu halten beziehungsweise geringe CO2-Kosten zu verursachen. Damit wollen sie ökologisch sensible Kunden halten und dazugewinnen. Soweit die betriebswirtschaftliche Kurzargumentation. Wer aber darüber hinaus handelt und sich zu einem echten „Green House of Choice" – dem „Ökologisch verantwortlich agierenden Haus der Wahl" für Bewerber*innen und Mitarbeiter*innen – transformiert, hat zusätzliche Vorteile. Die Unternehmen profitieren dabei von einer hohen Arbeitgeberattraktivität – dadurch sinken die Rekrutierungskosten, die Mitarbeiter werden mehr ans Unternehmen gebunden und die Motivation der Mitarbeit für ökologisch denkende Talente steigt. Denn nur wenn Purpose, Innovationsmanagement und Effizienz in den Unternehmen Einzug halten, kann die wahre Nachhaltigkeit durch die Mitarbeitenden zum Leben erweckt werden.
Die „HR-Story": Möglichkeiten von HR im Klimaschutz
Aber warum gerade HR und nicht andere Funktionen im Unternehmen? Warum platzieren wir die Aufgabe nicht im Facility Management oder in irgendeiner Stabsstelle? Die Antwort ist einfach: weil HR vier Ausbaustufen zur Verfügung hat, mit denen die Personaler eine wachsende Wirkung auf die Unternehmensbeiträge zum Klimawandel leisten könnten:
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HRMgreen intern heißt, ressourcenschonende HR-Prozesse und eigene Verhaltensweisen zu etablieren.
- HRMgreen Concepts sind HR-Prozesse, die bei anderen, zum Beispiel Bewerber*innen, Mitarbeiter*innen sowie Führungskräften, ein ressourcenschonendes Verhalten erzwingen.
- HRMgreen Change Management fördert die Unterstützung in der Transformation zur Green Company durch HRMgreen Projekt- und Change-Management-Know-how.
- HRMgreen World sind Initiativen für den Klimaschutz über die Grenzen des Unternehmens hinaus. Dazu zählen beispielsweise Spenden an NGO’s, Beteiligung oder Durchführung an ökologischen Initiativen wie Bäume pflanzen, Müll sammeln oder das Aufstellen von Bienen- und Insektenhotels.
Die „How-Story": Gemeinsam den grünen Weg beschreiten
Ökologisches Handeln, gesunder Menschenverstand und eine ökologische Einstellung sind der perfekte Grundstein — doch das Rad muss nicht neu erfunden werden. Die Vielfalt der Möglichkeiten erschließt sich eben leichter, wenn angeeignet hat und diese einbringt. Schneller kommt voran, wer einige Protagonisten aus der HR-Organisation ausbilden lassen würde. Alternativ kann auf bereits ausgebildete Experten zurückgegriffen werden, die das Unternehmen begleiten und beraten. Mit diesen durchläuft die Firma einen Zyklus, der sinnvollerweise folgende vier Schritte beinhaltet:
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Im HRMgreen-Start-Audit wird die Ausgangssituation analysiert und es werden die mittel- bis langfristigen Ziele definiert.
- Um die gesteckten Ziele dann auch nachhaltig zu erreichen, startet idealerweise ein HRMgreen-Projekt. In diesem werden systematisch alle Maßnahmen geplant und in Form von Lösungen an Prozess-Owner übergeben, die dann für den dauerhaften Betrieb und den kontinuierlicheren Verbesserungsprozess zuständig sind.
- Für manche Themen sollten externe Anbieter für HRM-green-Lösungsberatung bzw. -gestaltung hinzugezogen werden. Gerade in den Bereichen Digitalisierung der HR-Prozesse, Trainings für ökologische Lebensweise oder Green Benefits helfen Experten dabei, die betriebswirtschaftlichen Effekte der Maßnahmen im Sinne eines Green Return on Investment zu berechnen.
- Ab einem bestimmten Reifegrad sollte sich das Unternehmen durch HRMgreen-Zertifizierung bescheinigen lassen, um die Zwischenerfolge auch glaubhaft nach außen für das Employer Branding nutzen zu können.
Wenn alle Unternehmen diese Prämissen anerkennen, die vorhandenen Möglichkeiten ausschöpfen und Schritte in die grüne Richtung machen, kann der Motor der Nachhaltigkeit zu Höchstleistungen auflaufen und die größte Chance für den Wandel nutzen. Das Handeln und Umdenken muss jetzt beginnen. In jeder Firma, in jedem einzelnen Kopf.
Arne Priess ist Geschäftsführer der HRMgreen GmbH und HR CONTRAST GmbH, Senior Management Berater, Trainer, Buchherausgeber/-autor und Coach. Er ist überzeugt: „Bei der größten Herausforderung für die Menschheit muss und sollte niemand allein da stehen. Vielmehr muss sich eine Community bilden, bei denen es aktive Initiatoren und ,1. Mover‘ gibt". Daher gründete er zusammen mit Partnern die HRMgreen Community!
Wirtschaft | Führung & Personal, 01.12.2021
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