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Auf die Pommes, fertig los

Vom Frittenfett zum Biodiesel. Dominik Auge, Experte für Fritteusenmanagement, im forum-Interview.

Es gibt eine Öl-Quelle, die einfach verschenkt wird! In Imbissbuden, Restaurants, Werkküchen und Fastfoodketten fällt eine große Menge gebrauchtes Speiseöl an. Dieses Öl kann gesammelt und abgeholt werden und mit einer speziellen Methode zu recycelten Bio-Kraftstoff aufbereitet werden. Die Gewinnung von Biodiesel aus Speiseöl ist nachhaltig und klimaschonend. Die Einsparung von Schwefeldioxid, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid sind Vorteile, die auf der Hand liegen, weiß Dominik Auge, Experte in Fritteusenmanagement und Dienstleister für kommerzielle Küchen. Seine Gedanken dazu teilt er gerne in folgendem Interview mit Ihnen.

Herr Auge, ich kann mir vorstellen, dass viele gar nicht wissen, dass altes Fett zur Herstellung von Biodiesel genutzt werden kann. Bitte erklären Sie doch unseren Lesern einmal kurz das Prinzip.
Dominik Auge bei der Arbeit. © FiltafryNatürlich ist das Fett in der Fritteuse nach einer bestimmten Zahl von Vorgängen nicht mehr nutzbar und muss daher ausgetauscht werden.
Es kommt dafür in besondere Behälter und ein auf diese Abfälle spezialisierter Entsorgungsbetrieb holt es ab. Beim Frittieren kommen aber neben vollflüssigen Ölen auch feste und halbfeste Frittierfette zum Einsatz. Um nun die Weiterverarbeitung in den Dieselraffinierien zu gewährleisten, werden all diese Altspeisefette aufbereitet. Dafür erhitzt man sie in einem Sammeltank zunächst behutsam auf etwa 60 bis 70 Grad Celsius. So kann man erstens das Fett vom Wasser lösen und auch die Frittierrückstände entfernen. Beide Substanzen können jedoch noch in der Biogasanlage zur Energiegewinnung dienen. Das Altfett kommt dann in einem Tankwagen direkt zur Biodieselraffinerie, und die Umwandlung zum Biokraftstoff nimmt ihren Lauf.

Das heißt, erst wenn das Fett nicht mehr nutzbar für die Gastronomie ist, wird es abgeholt und zu Biodiesel umfunktioniert?

Ja, denn es wäre weder kosten- noch energieeffizient, das Fett zu früh abzuholen. Das Prinzip ist nämlich, die Nutzungsdauer des Frittierfettes zu maximieren.

Brauchen die Gastronomen spezielle Vorrichtungen oder funktioniert das Prinzip grundsätzlich mit jeder Fritteuse?
Grundsätzlich funktioniert es mit jeder. Das Konzept der Firma Filtafry, für die ich arbeite, umfasst nicht nur das Filtrieren und Reinigen des Speiseöls vor Ort. Wir säubern die Fritteusen auch und kümmern uns um die Entsorgung des Altöls. Da bietet es sich für die Gastronomen natürlich an, auch frisches Öl von uns zu beziehen und die Fritteusen direkt wieder auffüllen zu lassen. Zusätzlich dazu bieten wir noch viele weitere Services an, wie die direkte Vor-Ort-Fertigung von Kühlschrankdichtungen, die regelmäßige chemiefreie Abflussreinigung und Desinfektion sowie hochmoderne Lösungen im Bereich Fettabscheidung und Permanentreinigung von Abzugsanlagen.
 
Bekommen die Gastronomen auch etwas zurück, wenn sie durch die Abgabe von Altfett zur Herstellung von Biokraftstoff beitragen?
Ja, das ist in Einzelfällen tatsächlich so. Die Betriebe freuen sich natürlich, dass sie für den Prozess der Entsorgung, für den sie früher teuer bezahlen mussten, nun noch etwas zurückbekommen. Das ist ja gewissermaßen so wie mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Aber Vorsicht: Das ist für viele gar nicht unbedingt das Hauptargument, denn vor allen Dingen ist es ja das nachhaltige Wirtschaften, was viele von unserem Umgang mit Altfett überzeugt.

Haben die Altfette eigentlich irgendeine chemische Besonderheit, die sie für die Weiterverarbeitung zum Biodiesel so gut geeignet macht?
Ein wertvolles Nebenprodukt: Frittieröl. © filtaJa, also die Speisefette wurden ja ursprünglich aus dem Frischöl gewonnen. Und der Energiegehalt geht auch durch den Gebrauch in der Küche und das mehrfache Erhitzen nicht verloren oder schwindet nur ganz gering. Sie haben dann immer noch ein ganz ähnliches Fettsäuremuster wie das Frischöl. Daher kann man sie ideal als Rohstoff für die Treibstofferzeugung einsetzen. Zudem fördert man damit natürlich auch die Unabhängigkeit von Erdgas und Erdöl. Wie Sie sicher wissen, ist ja auch die Herstellung von Biokraftstoffen aus Rapsöl keinesfalls unumstritten, wenn wir an die Diskussion um landwirtschaftliche Monokulturen und das Insektensterben denken. Jeder Liter Biodiesel erspart der Umwelt so 2,7 Kilogramm an CO2. Das große Einsparpotenzial an klimaschädlichen Produkten bei der Herstellung von Biodiesel liegt in der Doppelnutzung des eingesetzten Frittieröles. Erst wird frittiert, anschließend daraus Biodiesel hergestellt.

Was passiert genau mit den alten Fetten, bevor sie zum Kraftstoff werden? Man kann ja wohl kaum das gereinigte Fett einfach in den Tank kippen?
So einfach ist es natürlich nicht. Man spricht im Fachjargon der Chemiker von Umesterung. Dabei wird das im Fett enthaltene Glycerin gegen einfachen Alkohol ausgetauscht. Ansonsten würde es zu Ablagerungen im Motor des Kraftfahrzeuges kommen und auch zu weiteren Problemen, gerade in Bezug auf die Temperatur. Meistens nimmt man Methanol und führt dann noch eine katalysierende Substanz hinzu. Das extrahierte Glycerin kann noch anderweitig eingesetzt werden, etwa für pharmazeutische Produkte oder auch Pflanzenschutzmittel. Fazit: Die Gewinnung von Biodiesel aus altem Frittierfett ist eine kostengünstige und vor allen Dingen sehr umweltschonende Methode zur Kraftstoffgewinnung. Anstatt die Fette zu entsorgen, können sie in einem vergleichsweise einfachen chemischen Prozess in Biodiesel umgewandelt werden.
 
Dominik Auge ist Inhaber von "FiltaFry Oldenburg", einem mobilen Fritteusen-Service.

Umwelt | Ressourcen, 22.04.2022

     
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