Grüne Fonds erblühen - Worauf man achten sollte
Von Max Deml
Vor zehn Jahren waren sie nur wenigen bekannt, doch inzwischen sind Anlagekriterien wie "Öko" und "Ethik" auch in der Fondsbranche hoffähig geworden. Allein im deutschsprachigen Bereich gibt es inzwischen mehr als 100 "grüne" Fonds mit einem Gesamtvolumen von über 25 Milliarden Euro, Tendenz weiter steigend.
Nach einer durchschnittlichen Steigerung der Anteilswerte von rund 25 Prozent im Jahr 2005 und 14 Prozent im Jahr 2006 erzielten die Aktien-Umweltinvestmentfonds im deutschsprachigen Raum 2007 im Schnitt ein Plus von 7,5 Prozent. Spitzenreiter waren im letzten Jahr die drei auf Erneuerbare Energien spezialisierten Fonds SAM Smart Energy (+56 Prozent), Allianz-dit Global EcoTrends (+53 Prozent) und der von der Bank Sarasin gemanagte New Energy (+41 Prozent). Bei den ethisch orientierten Rentenfonds - die beispielsweise wegen der Todesstrafe in den USA keine US-Anleihen kaufen - kamen 2007 nur wenige ins Plus. Denn aufgrund des steigenden Zinsniveaus fielen die Anleihekurse.
Buntes Potpourri an ethischenund grünen Fonds mit steigenden Anlagevolumina
Die rund 20 "gemischten" Fonds mit großteils Rentenpapieren und einem Rest an Aktien beziehungsweise Dachfonds, die keine Einzeltitel kaufen, sondern andere Fonds, waren mit durchschnittlich +0,8 Prozent beziehungsweise +0,6 Prozent nur knapp im Plus, die zwei Ethik-Geldmarktfonds erzielten rund +2,5 Prozent.
In den USA wird inzwischen jeder zehnte Dollar nach ethischen Kriterien angelegt. Europa ist von dieser Marke mit nicht einmal 1 Prozent noch weit entfernt, aber im deutschen Sprachraum haben die ethisch-ökologisch ausgerichteten Fonds in den letzten sechs Jahren ihr Volumen auf über 25 Milliarden verzehnfacht. Mit dem Marktvolumen ist auch die Zahl der Anbieter gestiegen, fast jede Großbank hat inzwischen einen Ethik- oder Umweltfonds im Programm.
Nicht erst seit der Klimaschutz- Debatte fließen jedes Jahr hohe Summen frischer Gelder in dieses Segment. Motiv hierfür ist für viele Anleger nicht nur ein besseres Gewissen, sondern auch ökonomische Argumente: Einerseits weisen Branchen wie die Erneuerbaren Energien bei steigenden Ölpreisen ein stärkeres Wachstum und höhere Gewinne auf, andererseits sind "konventionelle" Unternehmen und Banken zunehmend von Bilanzskandalen und Milliardenverlusten im Zuge der "Subprime"-Kreditkrise gebeutelt.
Die gute Performance spricht für grüne und ethische Fonds
Ein nach ethischen Vorgaben ausgewähltes Portfolio weist im Schnitt zumindest eine gleich gute, nicht selten sogar bessere Wertentwicklung auf. Hinzu kommt nun ein weiterer Faktor, der die Nachfrage an den Börsen bestimmt: So wie immer mehr Menschen beim Einkauf von Produkten auf Herkunft und Qualität achten, meiden auch Investoren Aktien von Unternehmen, die ihre Gewinne mit Rüstungsproduktion, Kinderarbeit oder Klimaschädigung maximieren wollen. Manche Investmentfonds
haben unabhängige Beiratsgremien beziehungsweise spezialisierte Öko-Rating-Agenturen wie die Münchner oekom research AG oder die Frankfurter scoris GmbH, die den Portfoliomanager bei der Titelselektion unterstützen.
Neben den Investmentfonds gibt es auch noch rund 100 verschiedene "grüne" Investmentzertifikate, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern spezielle Themen wie Erneuerbare Energien, Wasser oder Bio-Lebensmittel abbilden. Finanzielle Spitzenreiter waren dabei 2007 die "solardominierten" Zertifikate SOLEX (+113 Prozent), ERIX und S-BOX Clean Energy (jeweils +61 Prozent) sowie das branchenmäßig breiter aufgestellte Ökoinvest- Index-Zertifikat (+95 Prozent), bei dem jeweils die Hälfte der 16 Titel aus den beiden Indizes nx-25 und PPVX kommen. Der SolaMax Deml, 54, ist seit 1990 Autor des Jahrbuches "Grünes Geld" und Chefredakteur des Börseninformationsdiensts ÖKO-INVEST oeko-invest@teleweb.at raktien-Index PPVX mit den weltweit 30 größten Solarwerten hat zwischen 2003 und 2007 den "fossilen" Erdölaktienindex AMEX Oil um mehr als 2.000 Prozentpunkte überrundet.
Tipps vor dem Kauf
Laut einer Umfrage der Börse Hannover wäre eine Mehrheit der Bevölkerung bereit, nach ethischen
Kriterien zu investieren. In der Realität ist es bisher aber eine sehr kleine Minderheit, denn Informationen über die vielen Möglichkeiten fehlen vielfach auf der Beraterebene. Gesetzliche Informationsvorschriften für die Finanzbranche, beispielsweise die Deklarationspflicht von Altersvorsorgeanbietern, ob sie ethische Kriterien berücksichtigen oder nicht, tragen zwar zur Transparenz bei, aber der Investor sollte sich selbst Informationen einholen, bevor er einen bestimmten Fonds erwirbt. Denn in der inhaltlichen Ausrichtung sind die Fonds sehr unterschiedlich. Von "dunkelgrün" wie dem ESPA WWF Stock Umwelt oder Ökoworld Ökovision Classic bis "blassgrün" gibt es viele Schattierungen bei der Aktienauswahl. Bei den Best-in-Class-Ansätzen von "Sustainability"-Fonds, die keine Ausschlusskriterien berücksichtigen, sondern jeweils die Aktien der "nachhaltigsten" Branchenführer auswählen, darf man sich nicht wundern, wenn auch Rüstungsoder Atomkraftaktien gekauft werden. Es ist daher ratsam, sich im jährlichen Rechenschaftsbericht, den jeder Fonds publizieren muss, anzusehen, welche 50 bis 100 Titel sich tatsächlich im Portfolio befinden.
Auch bei den Gebühren gibt es teilweise große Unterschiede. Bei den meisten Aktienfonds beträgt der beim Kauf zu entrichtende Ausgabeaufschlag um die 5 Prozent. Einsparen lässt sich der Ausgabeaufschlag, wenn man sich zum Kauf über Diskontbanken entschließt. Hinzu kommen jährliche Managementgebühren, die meist zwischen 1,5 Prozent und 2,5 Prozent liegen und automatisch vom Anteilswert abgezogen werden. Fallweise sind zusätzlich auch erfolgsabhängige Gebühren zu entrichten, wenn die Wertentwicklung bestimmte Mindestmarken überschreitet.
Schließlich sollte man sich überlegen, ob man in Phasen von Kursverlusten von 20 Prozent oder mehr
noch ruhig schlafen kann, auch wenn langfristig die durchschnittlichen Renditen im Aktienbereich
von fast 10 Prozent pro Jahr kaum von anderen Anlageformen erreicht werden.
Über den Autor
Max Deml, 54, ist seit 1990 Autor des Jahrbuches "Grünes Geld" und Chefredakteur des Börseninformationsdiensts ÖKO-INVEST
Kontakt:
oeko-invest@teleweb.at
Nach einer durchschnittlichen Steigerung der Anteilswerte von rund 25 Prozent im Jahr 2005 und 14 Prozent im Jahr 2006 erzielten die Aktien-Umweltinvestmentfonds im deutschsprachigen Raum 2007 im Schnitt ein Plus von 7,5 Prozent. Spitzenreiter waren im letzten Jahr die drei auf Erneuerbare Energien spezialisierten Fonds SAM Smart Energy (+56 Prozent), Allianz-dit Global EcoTrends (+53 Prozent) und der von der Bank Sarasin gemanagte New Energy (+41 Prozent). Bei den ethisch orientierten Rentenfonds - die beispielsweise wegen der Todesstrafe in den USA keine US-Anleihen kaufen - kamen 2007 nur wenige ins Plus. Denn aufgrund des steigenden Zinsniveaus fielen die Anleihekurse.
Buntes Potpourri an ethischenund grünen Fonds mit steigenden Anlagevolumina
Die rund 20 "gemischten" Fonds mit großteils Rentenpapieren und einem Rest an Aktien beziehungsweise Dachfonds, die keine Einzeltitel kaufen, sondern andere Fonds, waren mit durchschnittlich +0,8 Prozent beziehungsweise +0,6 Prozent nur knapp im Plus, die zwei Ethik-Geldmarktfonds erzielten rund +2,5 Prozent.
In den USA wird inzwischen jeder zehnte Dollar nach ethischen Kriterien angelegt. Europa ist von dieser Marke mit nicht einmal 1 Prozent noch weit entfernt, aber im deutschen Sprachraum haben die ethisch-ökologisch ausgerichteten Fonds in den letzten sechs Jahren ihr Volumen auf über 25 Milliarden verzehnfacht. Mit dem Marktvolumen ist auch die Zahl der Anbieter gestiegen, fast jede Großbank hat inzwischen einen Ethik- oder Umweltfonds im Programm.
Nicht erst seit der Klimaschutz- Debatte fließen jedes Jahr hohe Summen frischer Gelder in dieses Segment. Motiv hierfür ist für viele Anleger nicht nur ein besseres Gewissen, sondern auch ökonomische Argumente: Einerseits weisen Branchen wie die Erneuerbaren Energien bei steigenden Ölpreisen ein stärkeres Wachstum und höhere Gewinne auf, andererseits sind "konventionelle" Unternehmen und Banken zunehmend von Bilanzskandalen und Milliardenverlusten im Zuge der "Subprime"-Kreditkrise gebeutelt.
Die gute Performance spricht für grüne und ethische Fonds
Ein nach ethischen Vorgaben ausgewähltes Portfolio weist im Schnitt zumindest eine gleich gute, nicht selten sogar bessere Wertentwicklung auf. Hinzu kommt nun ein weiterer Faktor, der die Nachfrage an den Börsen bestimmt: So wie immer mehr Menschen beim Einkauf von Produkten auf Herkunft und Qualität achten, meiden auch Investoren Aktien von Unternehmen, die ihre Gewinne mit Rüstungsproduktion, Kinderarbeit oder Klimaschädigung maximieren wollen. Manche Investmentfonds
haben unabhängige Beiratsgremien beziehungsweise spezialisierte Öko-Rating-Agenturen wie die Münchner oekom research AG oder die Frankfurter scoris GmbH, die den Portfoliomanager bei der Titelselektion unterstützen.
Neben den Investmentfonds gibt es auch noch rund 100 verschiedene "grüne" Investmentzertifikate, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern spezielle Themen wie Erneuerbare Energien, Wasser oder Bio-Lebensmittel abbilden. Finanzielle Spitzenreiter waren dabei 2007 die "solardominierten" Zertifikate SOLEX (+113 Prozent), ERIX und S-BOX Clean Energy (jeweils +61 Prozent) sowie das branchenmäßig breiter aufgestellte Ökoinvest- Index-Zertifikat (+95 Prozent), bei dem jeweils die Hälfte der 16 Titel aus den beiden Indizes nx-25 und PPVX kommen. Der SolaMax Deml, 54, ist seit 1990 Autor des Jahrbuches "Grünes Geld" und Chefredakteur des Börseninformationsdiensts ÖKO-INVEST oeko-invest@teleweb.at raktien-Index PPVX mit den weltweit 30 größten Solarwerten hat zwischen 2003 und 2007 den "fossilen" Erdölaktienindex AMEX Oil um mehr als 2.000 Prozentpunkte überrundet.
Tipps vor dem Kauf
Laut einer Umfrage der Börse Hannover wäre eine Mehrheit der Bevölkerung bereit, nach ethischen
Kriterien zu investieren. In der Realität ist es bisher aber eine sehr kleine Minderheit, denn Informationen über die vielen Möglichkeiten fehlen vielfach auf der Beraterebene. Gesetzliche Informationsvorschriften für die Finanzbranche, beispielsweise die Deklarationspflicht von Altersvorsorgeanbietern, ob sie ethische Kriterien berücksichtigen oder nicht, tragen zwar zur Transparenz bei, aber der Investor sollte sich selbst Informationen einholen, bevor er einen bestimmten Fonds erwirbt. Denn in der inhaltlichen Ausrichtung sind die Fonds sehr unterschiedlich. Von "dunkelgrün" wie dem ESPA WWF Stock Umwelt oder Ökoworld Ökovision Classic bis "blassgrün" gibt es viele Schattierungen bei der Aktienauswahl. Bei den Best-in-Class-Ansätzen von "Sustainability"-Fonds, die keine Ausschlusskriterien berücksichtigen, sondern jeweils die Aktien der "nachhaltigsten" Branchenführer auswählen, darf man sich nicht wundern, wenn auch Rüstungsoder Atomkraftaktien gekauft werden. Es ist daher ratsam, sich im jährlichen Rechenschaftsbericht, den jeder Fonds publizieren muss, anzusehen, welche 50 bis 100 Titel sich tatsächlich im Portfolio befinden.
Auch bei den Gebühren gibt es teilweise große Unterschiede. Bei den meisten Aktienfonds beträgt der beim Kauf zu entrichtende Ausgabeaufschlag um die 5 Prozent. Einsparen lässt sich der Ausgabeaufschlag, wenn man sich zum Kauf über Diskontbanken entschließt. Hinzu kommen jährliche Managementgebühren, die meist zwischen 1,5 Prozent und 2,5 Prozent liegen und automatisch vom Anteilswert abgezogen werden. Fallweise sind zusätzlich auch erfolgsabhängige Gebühren zu entrichten, wenn die Wertentwicklung bestimmte Mindestmarken überschreitet.
Schließlich sollte man sich überlegen, ob man in Phasen von Kursverlusten von 20 Prozent oder mehr
noch ruhig schlafen kann, auch wenn langfristig die durchschnittlichen Renditen im Aktienbereich
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oeko-invest@teleweb.at
Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 08.07.2008
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