Türkische Textilarbeiter*innen verdienen nur ein Viertel dessen, was sie zum Leben brauchen würden
Europa muss Verantwortung übernehmen
1,5 Millionen Menschen beschäftigt die türkische Bekleidungsindustrie. Sie nähen für globale Modeplayer wie Adidas, Banana Republic, Benetton, Boohoo, C&A, Esprit, GAP, G-star, Hugo Boss, H&M, Inditex - Zara, Levi's, Marks & Spencer, Next, Nike, Puma, Primark, Urban Outfitters, VF. Fast jede Modemarke lässt in der Türkei nähen. Die fünf wichtigsten Exportmärkte für Bekleidung "Made in Turkey" sind Deutschland, Spanien, Großbritannien, die Niederlande und Frankreich (in der Reihenfolge ihres Exportanteils). Die Clean Clothes Campaign stellt heute das aktuelle Länderprofil der Türkei (in englischer Sprache) vor.

Mindestlohnerhöhungen konnten den Verfall der Kaufkraft der Löhne nicht kompensieren. Während der Mindestlohn sich aktuell auf 4.253 Türkische Lira oder 241 Euro netto beläuft, liegt ein Basisexistenzlohn bei 13.000 Türkische Lira oder 880 Euro (Januar 2022). Berechnungen der türkischen Gewerkschaftsförderation Türk-Is kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie die türkische Clean Clothes Campaign. Das bedeutet, dass der Mindestlohn nur ein Viertel der grundlegenden Lebenshaltungskosten finanziert. Trotz Erhöhungen des gesetzlichen Mindestlohnes von zuletzt 51 Prozent können Beschäftigte nur durch ständige Umschuldung und Zweitjobs überleben.
Bego Demir von der türkischen Clean Clothes Campaign betont, dass "wegen der Hyperinflation die Textilarbeiter*innen mit dem fast unlösbaren Problem konfrontiert sind, ihre Familien zu ernähren. Der Staat gibt Unternehmern finanzielle Anreize, aber die Umsetzung des Arbeitsrechts und des Mindestlohnes wird kaum kontrolliert." Und das, obwohl der Textil-, Bekleidungs- und Ledersektor einer der wichtigsten Export- und Beschäftigungsbereiche ist.
Zudem arbeiten 60 Prozent der 1,5 Millionen Beschäftigten ohne Arbeitsvertrag, ohne Sozialversicherung, ohne klare Entlohnungsprinzipien. Die Schattenwirtschaft boomt. Tagelöhner aus aller Herren Länder - Geflüchtete oder Migrant*innen - schuften für globale Modemarken. Häufige Verletzungen von Grundrechten betreffen insbesondere gewerkschaftliche Rechte, Kinderarbeit und Diskriminierung. Überstundenregelungen bleiben durchgängig unbeachtet - und niemand kontrolliert oder ahndet dies. Auch deshalb fordert die Kampagne für Saubere Kleidung als Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz, dass Europa Verantwortung übernimmt und ein wirksames EU-Lieferkettengesetz beschließt, welches Mensch und Umwelt in den Liefer- und Wertschöpfungsketten von Unternehmen konsequent und umfassend schützt.
Auch Bego Demir von der türkischen Clean Clothes Campaign fordert, dass "Modemarken, die in der Türkei Lieferketten haben, sicherstellen müssen, dass ihre Beschäftigten ihre Rechte bekommen."
Weitere Informationen:
- zu Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie Europas
- zu Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in der Türkei
- zur Arbeit der Kampagne für Saubere Kleidung e.V.
- zur Initiative Lieferkettengesetz
- zur Seite der Internationalen Clean Clothes Campaign über das neue Länderprofil der Türkei
Kontakt: Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland e.V., Katja Breyer | katja.breyer@moewe-westfalen.de | saubere-kleidung.de
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 16.06.2022

Save the Ocean
forum 02/2025 ist erschienen
- Regenerativ
- Coworkation
- Klimadiesel
- Kreislaufwirtschaft
Kaufen...
Abonnieren...
10
MAI
2025
MAI
2025
Halbtagesexkursion "Energieautarkes Wohnen und Bauen"
In der Reihe "Mein Klima… in München"
82054 Sauerlach
In der Reihe "Mein Klima… in München"
82054 Sauerlach
14
MAI
2025
MAI
2025
Klimaschutz im peruanischen Regenwald
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
19
MAI
2025
MAI
2025
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Naturschutz

Christoph Quarch empfindet beim Anblick des Eisbärenbabys im Karlsruher Zoo Demut
Jetzt auf forum:
Die Gewinner des The smarter E AWARDS 2025
Erste Sandale aus dem 3D-Drucker
Nachhaltigkeit zwischen Krise und Comeback
Wege gehen im neuen Zeitalter von Unternehmertum
Die Telefonie in Unternehmen im Zeitalter der Vernetzung
HUSUM WIND 2025 startet mit großer Offshore-Exkursion