Wer regiert uns eigentlich?

Der aktuelle Kommentar von Fritz Lietsch

Januar 2020 kostete der Sprit 99 Cent gegen über 1,60 Euro vorher. Niemand hat aufgeschrien. Kein Politiker hat die Chance genutzt, um die Preise auf dem alten Niveau zu halten und damit Mittel für die Corona-Hilfe abzuschöpfen. Jetzt liegt der Preis bei gerade einmal etwas über zwei Euro, und schon macht man staatliche Mittel locker, damit ja unsere Benzin-Sucht weiter erhalten bleibt.
 
Sollen wir etwa eher an Butter sparen als an Benzin? © Couleur, pixabay.comÄhnliches gilt für die Energiezuschüsse. Warum müssen wohlhabende Menschen einen Energiezuschuss bekommen, anstatt dass man ihnen Anreize gibt, endlich ihre Heizung zu optimieren?
 
Hilfsmaßnahmen für die Ölkonzerne
Laut übereinstimmenden Medienberichten landeten viele der staatlichen „Hilfsmaßnahmen" in den Taschen der Ölkonzerne… 
 
Auf der anderen Seite ist der Preis etwa für Butter um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Und was passiert? Nichts. Bei solchen fundamentalenn Lebensmitteln bekommt kein Konsument eine Unterstützung, obwohl es gerade hier Bauern und kleine und mittlere Unternehmen sind, die dringend eine Konsumentenförderung bräuchten, um ihren Absatz und gleichzeitig die Versorgung der Bevölkerung zu sichern.
 
Kann das in unserem Sinne sein, dass Staatsgelder "für alle" im Bereich der Energie und Mobilität final in den Taschen der Ölkonzerne landen, während unsere KMUs und Bauern leer ausgehen?
 
Kein Verkehr mehr aus Bequemlichkeit
Ganz zu schweigen davon, dass die Nahrungsmittelversorgung höchsten Stellenwert haben muss, solange noch immer ungezügelt zu viel an Mobilität und Heizenergie verschwendet wird! Wie kann es angehen, dass man noch immer aus reiner Bequemlichkeit alleine im Auto sitzend zum Beispiel die Strecke Frankfurt – Köln fährt, obwohl gleich daneben der ICE in dichter Reihenfolge verfügbar ist?
 
Deshalb: Lasst uns endlich über den Preis re(a)gieren. Klimaschädliches Handeln MUSS teuer sein. Produkte müssen ihren "wahren" Preis haben.
So ist zum Beispiel im Preis unserer Autoreifen nicht der Schaden enthalten, den 80.000 Tonnen Gummiabrieb jährlich (!) nur in Deutschland an Schaden verursachen.
 
Der Weg zur Solaranlage fürs E-Mobil
Fritz Lietsch. © Manor LuxDeshalb: Klimaschädliche Produkte (wie Sprit) dürfen nicht auch noch künstlich subventioniert werden. Wenn hier subventioniert wird, dann nur, um WIRKLICH untragbare soziale Belastungen abzufedern.
 
Denn: SUV-FahrerInnen, die täglich aus ihrem Nobelvorort in die Innenstadt zur Arbeit fahren, nur weil es so bequem ist, können sich die etwas höheren Spritpreise durchaus leisten und würden ohne Subventionierung der Spritkosten vielleicht doch sogar einmal auf ein verbrauchsärmeres Fahrzeug umsteigen – und vielleicht auch eine kleine Solaranlage für ihr schniekes E-Mobil anschaffen.
 
Fritz Lietsch ist Diplom-Kaufmann, hat BWL und Werbepsychologie studiert und ist Chefredakteur von forum Nachhaltig Wirtschaften.

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Gesellschaft | Politik, 22.10.2022

     
        
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