What the Fox?
Anna Yona, Wildling, staunt über die fehlende Konsequenz beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023.
Am Freitag, 02. Dezember 2022 wurde Wildling mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 für Unternehmen im Transformationsfeld Lieferkette ausgezeichnet. Seit 2008 prämiert der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (kurz: DNP) Unternehmen und Personen, die ihr Geschäftsmodell nachhaltig ausrichten und konkrete Beiträge zum Wandel leisten.
Die Preisverleihung in Düsseldorf wird Gründerin und Geschäftsführerin Anna Yona mit Dankbarkeit für die Anerkennung aber auch mit Erstaunen über die fehlende Konsequenz der Veranstaltung im Gedächtnis behalten.
Mehr Hintergrundinformationen zu Wildlings Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis finden sich in der vollständigen Pressemitteilung hier zum Download.
Statement Anna Yona zur DNP Auszeichnung
„Natürlich erfüllt es uns mit Freude und Dankbarkeit, mit dem 15. Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Lieferkette ausgezeichnet worden zu sein. Es ist eine Anerkennung auf höchster Ebene für das transformative Potential unserer Anstrengungen, für viel Zeit, Geld und Herzblut, die täglich durch die Arbeit unseres Teams in diese Themen fließen. Und es ist wahrlich leider nicht einfach, Lösungen zu (er)finden, wo jahrzehntelang auf die falschen Kriterien gesetzt und Wandel verpennt wurde.
Gleichzeitig erfüllt es mich auch mit einer gewissen Niedergeschlagenheit, zu wissen, dass unser Unternehmen unter anderen heraussticht. Denn es wäre schön, wenn unser Handeln und unsere Haltung nichts Nennenswertes, sondern einfach eine Selbstverständlichkeit wären: Verantwortung für ökologische und soziale Themen zu übernehmen, drängende Aufgaben in den Mittelpunkt zu stellen und nicht zuletzt zu kooperieren und sich gegenseitig Mut zu machen, dass wir es trotz des Ausmaßes der aktuellen Herausforderungen schaffen können, wenn wir gemeinsam anpacken.
Und idealerweise wäre der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ja genau das – die Plattform, die nachhaltiges Handeln ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Die erfolgreiche Lösungen präsentiert und Akteur:innen miteinander verbindet, deren Aufmerksamkeit der gemeinsamen, kollaborativen Transformation gilt. Eine Plattform, die Mut macht, indem sie Unternehmen vorstellt, die bereits ein Stück des Weges gegangen sind, und die den Weg ebnet. Die als Ausrichterin des größten und aufmerksamkeitsstärksten Nachhaltigkeitspreises mit all ihrer bombastischen Kraft an gebündeltem Einfluss, Geld und Beziehungen, das Thema Nachhaltigkeit als nicht mehr wegzudenkenden Teil des öffentlichen Diskurses platziert.
Und bombastisch war es wirklich – ein herausragendes Aufgebot von Prominenz, Eleganz und Bühnenshow. Außer Frage steht das Engagement, die Vernetzung, das Organisationstalent und der Fleiß, die ein solches Ereignis seit vielen Jahren möglich machen. Die Arbeit der vielen Menschen hinter den Kulissen soll hier in keinster Weise geschmälert werden. Nur eines war es nicht: Ein Event, das ernsthaft Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt rückt, eine Plattform, die Verbindung schafft, ein Abend, an dem vor allem eins diskutiert wurde – wie wir unsere Gesellschaft schnellstmöglich transformieren können, um die wirklich großen Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu bewältigen.
Stattdessen gab es für die Lösungen, für die die Preisträger:innen beispielhaft standen, nur wenig Raum an diesem Abend (ca. 15 Sekunden Videoeinspieler pro Unternehmen). Es gab ein paar scherzhafte Fragen an die Gewinner:innen – diejenigen, die zu fortgeschrittener Zeit des Abends auf die Bühne kamen, mussten um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen. Es gab viel Musik und viel Wein. Es gab Bühnenzeit für Sponsor:innen und verbale Ausrutscher. Eckart von Hirschhausen schaffte es immerhin, in der Laudatio für Michael Patrick Kelly einen Vortrag zum Klimawandel einzubauen.
Aber auch im Nachgang an das Bühnenprogramm wollten die ernsthaften Gespräche über den angenommenen gemeinsamen Nenner nicht so richtig in Gang kommen. Beim Gespräch über Kreislaufwirtschaft (endlich!) wurde das Dekolleté meiner Nachbarin ausgiebig bestaunt. Ich selbst bekam statt einer Diskussion der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit ein Kompliment zu meinem Äußeren (sicherlich nett gemeint, das war in dem Moment aber einfach nicht Thema). Ein bekannter deutscher Süßwarenhersteller erfreute die Mitternachtsrunde mit einem Keksstand, an dem zwei als Naschwerk verpackte junge Damen vor lasziven Werbevideos Süßigkeiten anboten. What the Fox, DNP?
Das ganze Event schien irgendwie aus der Zeit gefallen. Es ging um Unterhaltung, um Geld und Beziehungen, um die Bespaßung von Sponsor:innen und gegenseitiges Schulterklopfen. Aber um Nachhaltigkeit und Transformation ging es nur sehr peripher.
Dabei könnte der Deutsche Nachhaltigkeitspreis so viel mehr sein: Bei all dem Können und der Erfahrung im Team wäre es leicht möglich, den Preis zeitgemäßer und dem Thema angemessener zu gestalten. Wichtig dafür wäre, dem eigentlichen thematischen Fokus sehr viel mehr Platz einzuräumen. Sponsor:innen mit Haltung auszuwählen. Die Inhalte von einem sehr viel diverseren Team kuratieren, gestalten und präsentieren zu lassen. Die Bühne frei zu machen für Menschen, die neue Perspektiven mitbringen. Sich als Männer gegenseitig zu beobachten und in die Schranken zu weisen.
Mehr Ernsthaftigkeit für das Thema, mehr Diversität, weniger Pomp und stattdessen mehr Inhalt. Dann könnte der DNP zukünftig die transformative Rolle ausüben, zu der sein Renommee verpflichtet."
Gesellschaft | Pioniere & Visionen, 09.12.2022
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