"GWÖ-Summit" in Brandenburg
Größtes Treffen der Gemeinwohl-Ökonomie in Deutschland 2022 sendet starke Signale in Richtung Gesellschaft und Politik
Mit starken Signalen in Richtung Berlin und konkreten Lösungsvorschlägen für die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft endete am 27. November der "GWÖ-Summit" im brandenburgischen Landgut Stober. Mit fast 200 Unternehmer*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen - vom Zwei-Mann Unternehmen bis zum Mittelständler mit 2000 Mitarbeiter*innen - war der "Gipfel der Gemeinwohl-Ökonomie" in diesem Jahr die größte deutschlandweite Zusammenkunft der mittlerweile in 35 Ländern aktiven Grassroot-Bewegung.
Die Forderung der 200 Nachhaltigkeits-Aktivisten an die Politik war während des Summit unüberhörbar und gar nicht revolutionär, steht sie doch schon im Artikel 14 des Grundgesetzes: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Ein Ziel, das sich aber laut Gemeinwohl-Ökonomie zu wenig in der realen Wirtschaft widerspiegelt, in der es zumeist nur um den Gewinn Einzelner auf Kosten Vieler ginge. Dr. Viola Gerlach vom Potsdamer Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung: „Bisher sind die Kennzahlen von Wohlstand fast ausschließlich finanzieller Natur. Was wir in Zukunft viel mehr brauchen ist eine Aussage darüber, welche gesamtgesellschaftliche Leistung ein Unternehmen erbringt. Gewinn ist bisher auf ein reines Höher-Schneller-Weiter ausgerichtet. Das darf in Zukunft nicht mehr das Normal sein. Wir brauchen ein neues Normal." Vivian Dittmar fasste es in ihrer Keynote so zusammen „Wir müssen Wohlstand neu definieren. Die notwendige systemische Wandlung unserer Gesellschaft ist aber noch zu sehr vom Verzichts-Denken geprägt. Wir müssen mehr betonen, was wir gewinnen werden."
Den Vorschlag der Gemeinwohl-Ökonomie für eine neue Vermessung von Wohlstand präsentierte Christian Felber dann gleich auf dem Summit: Passend zum Event präsentierte er ein gerade veröffentlichtes Policy Paper zum „Gemeinwohl-Produkt". Das als Alternative zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) konzipierte Common Good Product (CGP) ist ein neues, innovatives Maß, das von politischen Entscheidungsträger*innen und demokratischen Gesellschaften Auskunft darüber gibt, wie nachhaltig die Wirtschaft wirklich ist.
Über die Gemeinwohl-Ökonomie
An der Universität Valencia wurde 2017 ein GWÖ-Lehrstuhl eingerichtet, in Österreich brachte die Genossenschaft für Gemeinwohl 2019 ein Gemeinwohlkonto auf den Markt, und im Herbst 2020 wurden im Kreis Höxter (DE) die drei ersten Städte gemeinwohlbilanziert. Seit Ende 2018 gibt es den Internationalen GWÖ-Verband mit Sitz in Hamburg. Der EU-Wirtschafts- und Sozialausschuss nahm 2015 eine eigeninitiierte Stellungnahme zur GWÖ mit 86 Prozent Stimmenmehrheit an und empfahl ihre Umsetzung in der EU.
Kontakt: Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland, Sibylle Reuter | press-germany@ecogood.org | www.ecogood.org
Christian Felber, Sprecher der NGO:
"Das derzeitige politische und mediale Klima wird von Angstszenarien und einer vermeintlichen Ausweglosigkeit geprägt. Es gibt aber mittlerweile viele überzeugende und praktikable Alternativen. Wir können die Wirtschaft neu ausrichten, weg von primär finanziellen Leistungsindikatoren hin zu den eigentlichen Zielen der Gesellschaft: Wohlbefinden, Befriedigung der Grundbedürfnisse, Lebensqualität, Ökosystemstabilitätund Gewährleistung eines guten Lebens für künftige Generationen. Der GWÖ-Summit war ein kraftvoller Aussender dieser Botschaft".
Eine Botschaft, die nach Veranstalter Michael Stober bis nach Berlin klingen sollte. „Die Menschen haben es satt, dass sich andere auf ihre Kosten die Taschen vollstopfen. Wir GWÖ-Unternehmer*innen stehen für eine bewusst gerechtere Verteilung und sind damit Teil der Lösung und nicht des Problems. Wir wollten beim Summit zeigen, dass eine Wirtschaft, die den Gewinn des Einzelnen nicht über die Interessen der Menschen und der Natur stellt, in der Praxis erwiesenermaßen funktioniert und nicht nur theoretisch denkbar ist." Neben einem inspirierenden Vortragsprogramm von u.a. der Buchautorin Vivian Dittmar, dem Betriebswirtschaftsprofessor Dr. Patrick Velte, der Telekommunikations-Unternehmerin Alma Spribille oder den „Business Aktivisten" Jule und Lukas Bosch lag der Fokus des Events darin, eben genau solchen erfolgreichen Unternehmen und Organisationen eine Bühne zu geben. Über 30 Best Cases der nachhaltigen Wirtschaft wurden präsentiert und gewürdigt. Höhepunkt des dreitägigen Events im „nachhaltigsten Tagungshotel Deutschlands" bildete eine festliche Abendveranstaltung mit Anerkennungs-Awards. Ausgezeichnet wurden in der Sparte Internet/Social Media die Suchmaschine Ecosia, in der Sparte öffentliche Unternehmen teilten sich die Münchner Bäderbetriebe und der Forst Baden-Württemberg die Auszeichnung. Die Gemeinden Willebadessen, Steinheim und Brakel wurden in der Sparte Kommunen ausgezeichnet, die Firma Elobau im Bereich Unternehmen und die Samariterstiftung in der Sparte NGO.
Die Gemeinwohl-Ökonomie versteht sich als überparteiliche Organisation der Zivilgesellschaft. Darum wurden parteiübergreifend Vertreter*innen aller großen Parteien eingeladen, jeweils eine Laudatio zu übernehmen und den persönlichen Standpunkt zu den Themen der Gemeinwohl-Ökonomie darzustellen. Gewonnen werden konnten hierfür Bernd Lange, MdEP für die SPD, Vorsitzender des EU-Handelsausschusses, Sebastian Walter, MdL Brandenburg und Fraktionsvorsitzender und Sprecher für die Wirtschaftspolitik von den Linken, Werner Schweizer, Bürgermeister aus Schleswig Holstein von der CDU, Prof. Dr. Lars Castellucci, MdB und Sprecher Migration/Integration der SPD sowie Katharina Beck, finanzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Beck: „Das war ein wundervoller Summit im stimmungsvollen Landgut Stober. Die Zukunftswirtschaft ist gemeinwohlorientiert."
Die Forderung der 200 Nachhaltigkeits-Aktivisten an die Politik war während des Summit unüberhörbar und gar nicht revolutionär, steht sie doch schon im Artikel 14 des Grundgesetzes: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Ein Ziel, das sich aber laut Gemeinwohl-Ökonomie zu wenig in der realen Wirtschaft widerspiegelt, in der es zumeist nur um den Gewinn Einzelner auf Kosten Vieler ginge. Dr. Viola Gerlach vom Potsdamer Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung: „Bisher sind die Kennzahlen von Wohlstand fast ausschließlich finanzieller Natur. Was wir in Zukunft viel mehr brauchen ist eine Aussage darüber, welche gesamtgesellschaftliche Leistung ein Unternehmen erbringt. Gewinn ist bisher auf ein reines Höher-Schneller-Weiter ausgerichtet. Das darf in Zukunft nicht mehr das Normal sein. Wir brauchen ein neues Normal." Vivian Dittmar fasste es in ihrer Keynote so zusammen „Wir müssen Wohlstand neu definieren. Die notwendige systemische Wandlung unserer Gesellschaft ist aber noch zu sehr vom Verzichts-Denken geprägt. Wir müssen mehr betonen, was wir gewinnen werden."
Den Vorschlag der Gemeinwohl-Ökonomie für eine neue Vermessung von Wohlstand präsentierte Christian Felber dann gleich auf dem Summit: Passend zum Event präsentierte er ein gerade veröffentlichtes Policy Paper zum „Gemeinwohl-Produkt". Das als Alternative zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) konzipierte Common Good Product (CGP) ist ein neues, innovatives Maß, das von politischen Entscheidungsträger*innen und demokratischen Gesellschaften Auskunft darüber gibt, wie nachhaltig die Wirtschaft wirklich ist.
„Über Probleme zu reden schafft Probleme, über Lösungen zu reden schafft Lösungen. Das war mein Lieblingssatz von dieser Veranstaltung", fasst Jutta Hieronymus, Vorstandsmitglied Gemeinwohl-Ökonomie Deutschlands e.V., den GWÖ Summit für sich zusammen. „Wie uns alle Rückmeldungen signalisierten, war dieses Event eine wunderbare Möglichkeit, die GWÖ besser kennen zu lernen und Unternehmen und Menschen mit Lösungsvorschlägen zu vernetzen. Wir werden dranbleiben und planen jetzt schon den nächsten Summit 2024."
Über die Gemeinwohl-Ökonomie
Die weltweit agierende Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung nahm 2010 in Wien ihren Ausgang und basiert auf den Ideen des österreichischen Publizisten Christian Felber. Die GWÖ versteht sich als Wegbereiterin für eine gesellschaftliche Veränderung in Richtung eines verantwortungsbewussten, kooperativen Miteinanders im Rahmen eines ethischen Wirtschaftens. Erfolg wird nicht primär an finanziellen Kennzahlen gemessen, sondern mit dem Gemeinwohl-Produkt für eine Volkswirtschaft, mit der Gemeinwohl-Bilanz für Unternehmen und mit der Gemeinwohl-Prüfung für Investitionen
.
Aktuell umfasst die Bewegung weltweit 11.000 Unterstützer*innen, rund 5.000 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen, 35 GWÖ-Vereine, über 1000 bilanzierte Unternehmen und andere Organisationen, knapp 60 Gemeinden und Städte sowie 200 Hochschulen weltweit, die die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie verbreiten, umsetzen und weiterentwickeln.
Kontakt: Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland, Sibylle Reuter | press-germany@ecogood.org | www.ecogood.org
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 17.12.2022
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