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Riesiger Erfolg: Die Vjosa ist Nationalpark

Zahlreiche NGOs aus ganz Europa haben jahrelang auf diesen Tag hingearbeitet

Heute Vormittag haben Albaniens Premierminister Edi Rama und die Umwelt- und Tourismusministerin Mirela Kumbaro in einer feierlichen Zeremonie in Tepelena die Vjosa zum Wildfluss-Nationalpark erklärt. Mit dem heutigen Tag sind die gesamte Vjosa in Albanien von der griechischen Grenze bis in die Adria sowie ihre Hauptzuflüsse - insgesamt ein Flusssystem von über 400 Kilometer Länge - als Nationalpark ausgewiesen. Das ist einzigartig in Europa. 

Feierlicher Moment: Albaniens Premierminister Edi Rama, Patagonia-Geschäftsführer Ryan Gellert und die albanische Umweltministerin Mirela Kumbaro (v.l.) nach der Deklaration des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks. © Anika Konsek/EuroNaturFeierlicher Moment: Albaniens Premierminister Edi Rama, Patagonia-Geschäftsführer Ryan Gellert und die albanische Umweltministerin Mirela Kumbaro (v.l.) nach der Deklaration des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks. © Anika Konsek/EuroNatur
Nach über zehn Jahren unermüdlichen Einsatzes für den Erhalt eines der letzten großen unverbauten Wildflüsse in Europa freuen sich EuroNatur, Riverwatch, EcoAlbania und viele weitere Naturschützerinnen und Flussaktivisten über diesen großen Meilenstein. Am Ziel sind die Flussschützer jedoch noch nicht. 

"Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern lange für diesen Tag gekämpft, vor Gerichten, mit Petitionen sowie in Gesprächen mit den Regierungsverantwortlichen und der lokalen Bevölkerung. Heute können wir feiern", sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur. "Nun werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass auch die anderen freifließenden Nebenflüsse und das Delta unter Schutz gestellt werden, um so das gesamte, einzigartige Flussökosystem der Vjosa dauerhaft zu bewahren." 

"Dieser Wildfluss-Nationalpark ist nicht nur ein Meilenstein für die Vjosa und Albanien, sondern für den Flussschutz in ganz Europa. Erstmals wird damit ein Schutzkonzept etabliert, das ein ganzes Flusssystem schützt und nicht nur einzelne Flussabschnitte", sagt Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch. "Das Konzept des Wildfluss-Nationalparks sollte Vorbild für andere Flüsse in Europa sein, etwa für die Moraca in Montenegro oder die Neretva und Una in Bosnien-Herzegowina. Die Vjosa ist Europas erster Wildfluss-Nationalpark, aber er sollte nicht der einzige bleiben. Heute geht ein wichtiges Signal von Albanien an ganz Europa." 

Keine geschlossene Wasserdecke, sondern ein Gewirr aus Hauptstrom, Rinnsalen, Sandbänken und Inseln: So sieht ein naturbelassener Fluss (hier die Vjosa an ihrem Mittellauf) aus. © Gregor SubicKeine geschlossene Wasserdecke, sondern ein Gewirr aus Hauptstrom, Rinnsalen, Sandbänken und Inseln: So sieht ein naturbelassener Fluss (hier die Vjosa an ihrem Mittellauf) aus. © Gregor Subic
"Die Ausrufung des Vjosa-Wildfluss-Nationalparks ist der Höhepunkt der zehnjährigen Bemühungen einer breiten Gruppe von Akteuren. Heute setzt nicht nur die Zivilgesellschaft, sondern auch Albanien mit der Ausweisung des Nationalparks einen neuen Standard im Naturschutz. Zum ersten Mal wird ein rund 400 Kilometer langer natürlicher Flusslauf geschützt, was eine einzigartige Initiative für Europa und die Welt darstellt", sagt Olsi Nika, Geschäftsführer von EcoAlbania. 

"Nun ist auch für Griechenland die Zeit reif, sich für einen Wildfluss-Nationalpark einzusetzen. Der größte Teil des Flussgebiets des Aoos auf griechischem Gebiet liegt innerhalb der Grenzen des bestehenden Nationalparks Nord-Pindos. Ein kleiner Teil jedoch zwischen dem Nationalpark und der Grenze zu Albanien ist bis heute ungeschützt, so dass fast 70 Flusskilometer Bedrohungen ausgesetzt sind, beispielsweise durch Wasserkraftwerke", sagt Alexandra Pappa, Projekt-Managerin Flüsse bei MedINA. "Der institutionelle Schutz des Aoos in seiner Gesamtheit ist der Weg zur Schaffung des ersten grenzüberschreitenden Wildfluss-Nationalparks in Europa mit bemerkenswerten Vorteilen für Mensch und Natur". 

Hintergrundinformationen:
  • Über die Vjosa/den Aoos: Die Vjosa in Albanien ist einer der letzten großen Wildflüsse in Europa außerhalb Russlands. Sie fließt von den Bergen in Griechenland, wo sie Aoos genannt wird, bis zur Adriaküste in Albanien. Die Vjosa und ihre Nebenflüsse bilden ein Ökosystem mit einer beträchtlichen biologischen Vielfalt von nationaler und globaler Bedeutung. Doch auch ökonomisch bietet die Region Perspektiven. Der Ökotourismus an der Vjosa und ihren Nebenflüssen nimmt seit einigen Jahren beständig zu, das Potential von Aktivitäten wie Rafting wurde erkannt und ausgebaut. 
  • Wildfluss-Nationalpark: Der Zusatz Wildfluss spiegelt den Charakter des Schutzgebietes wider. Hierbei handelt es sich um einen Nationalpark, der ausschließlich Flüsse schützt und zwar großflächig, d.h. ganze Flusssysteme. Flüsse zählen weltweit zu den am stärksten bedrohten Lebensraumtypen. Wie gefährdet sie sind, zeigt das Beispiel der wandernden Fischarten in Europa. Seit 1970 sind deren Bestände (z.B. Aal, Äsche, Stör) um 94 Prozent zurückgegangen, vor allem als Folge von Flussbegradigungen und Staudammbauten. 
  • Die Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" dient dem Schutz von Flüssen mit besonders hohem Naturwert auf der Balkan-Halbinsel, die von mehr als 3.400 Wasserkraft-Projekten bedroht werden. Die Kampagne wird von den internationalen Naturschutzorganisationen Riverwatch und EuroNatur koordiniert und gemeinsam mit Partnerorganisationen in den Balkanländern umgesetzt. Der lokale Partner in Albanien ist EcoAlbania, in Griechenland MedINA. Weitere Informationen unter balkanrivers.net/de
  • Die Kampagne wird unter anderem unterstützt von der Manfred-Hermsen-Stiftung. Auch das Outdoor-Unternehmen Patagonia hat unseren Einsatz für den Vjosa-Nationalpark stark unterstützt. Weitere Partner, die sich für den Schutz des grenzüberschreitenden Flusses Vjosa/Aoos eingesetzt haben, sind IUCN ECARO, Pindos Perivallontiki und der Green Tank aus Griechenland, Tour du Valat, Wetlands International sowie die MAVA-Stiftung.
 Kontakt: EuroNatur, Christian Stielow | christian.stielow@euronatur.org | www.euronatur.org

Umwelt | Naturschutz, 15.03.2023

     
        
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