Mercosur-Rechtsgutachten
Zusatzerklärung kann Regenwaldzerstörung nicht verhindern
Eine Zusatzerklärung zum EU-Mercosur-Abkommen kann nicht verhindern, dass der Handelsvertrag der EU mit den Mercosur-Staaten auf Kosten von Klima, Umwelt und Menschenrechten geht. Zu diesem Schluss kommt ein Rechtsgutachten der Juristinnen Christina Eckes und Roda Verheyen im Auftrag des Umweltinstituts München. Eine zusätzliche Erklärung könne den Vertrag nicht nachträglich abändern, so das Gutachten. Somit bleibe es auch mit einer Zusatzerklärung dabei, dass das Abkommen den Handel mit umweltschädlichen Produkten fördert und der Vertrag explizit vorsieht, dass Verstöße gegen Umweltschutz oder Arbeitsstandards nicht bestraft werden können. Deshalb sei eine Zusatzerklärung wie sie von der EU-Kommission vorgeschlagen wird, ungeeignet, um zum Beispiel Regenwaldzerstörung zu verhindern. Das Umweltinstitut fordert, dass sich Deutschland gegen den Abschluss des EU-Mercosur-Abkommens stellt - so wie es andere EU-Länder wie Österreich und die Niederlande bereits vormachen.

Zusatzerklärung ist unverbindlich - und Greenwashing
Doch eine solche Zusatzerklärung wäre wirkungslos, wie ein neues Rechtsgutachten zeigt: Sie ändere den Vertrag nicht und habe keine weiteren Regeln oder Kontrollen zur Folge, so die Juristinnen. Auch das Kapitel zu Handel und nachhaltiger Entwicklung bewerten sie als schwach: Es darf dem Wirtschaftswachstum und dem Abbau von Handelshemmnissen nicht im Weg stehen. Verstöße gegen Umwelt- oder Arbeitsstandards dürfen nicht bestraft werden. Das bedeutet, dass die dringend notwendige Nachhaltigkeit nicht durchgesetzt werden kann. Damit wird der Entwurf der Kommission ihren eigenen Ansprüchen an eine nachhaltige Handelspolitik nicht gerecht.
"Die Zusatzerklärung ist nicht mehr als ein Greenwashing-Versuch", sagt Ludwig Essig, Referent für Handelspolitik am Umweltinstitut. "Nach wie vor bleibt das EU-Mercosur-Abkommen schädlich für Umwelt- und Klimaschutz. Es fördert den Handel mit Rindfleisch aus Brasilien und droht so die Abholzung des Amazonas-Regenwald weiter voranzutreiben. Gleichzeitig sollen mehr giftige Pestizide aus der EU nach Lateinamerika exportiert werden. Das Abkommen ist deshalb Gift für die Agrarwende auf beiden Seiten des Atlantiks. Eine zusätzliche, unverbindliche Erklärung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser "Giftvertrag" Konzerninteressen auf Kosten von Mensch und Natur dient."
Hintergrund
Seit 1999 verhandelte die EU-Kommission mit den vier Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay über die größte Freihandelszone, die die EU je geschaffen hat. Sie würde mehr als 780 Millionen Menschen umfassen und 91 Prozent der Warenausfuhren der EU in den Mercosur von Zöllen befreien. Im Gegenzug würde der Mercosur die Einfuhrzölle auf Industrieerzeugnisse aus der EU wie Autos, Autoteile, Maschinen, Chemikalien, Kleidung, Arzneimittel, Lederschuhe und Textilien abschaffen. Ein Deal, der klar zu Lasten von Mensch und Umwelt geht. Nachdem die Verhandlungspartner 2019 zu einem politischen Abschluss kamen, regte sich großer Widerstand. Vor allem Irland, Luxemburg, Österreich, die Niederlande und Frankreich haben eine klar ablehnende Haltung gegenüber dem vorliegenden Vertragstext. Aber auch das EU-Parlament und die europäische Zivilgesellschaft üben massive Kritik. Um dieser entgegenzuwirken, werben die EU-Kommission und Robert Habeck für eine Zusatzerklärung, die alle Bedenken ausräumen soll. Das Rechtsgutachten zeigt jedoch, dass die erwünschten Ziele mit einer Zusatzerklärung nicht zu erreichen sind.
Weitere Informationen
Gesellschaft | Politik, 03.05.2023

Save the Ocean
forum 02/2025 ist erschienen
- Regenerativ
- Coworkation
- Klimadiesel
- Kreislaufwirtschaft
Kaufen...
Abonnieren...
07
MAI
2025
MAI
2025
MakerCamp Genossenschaften 2025
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
Genossenschaftliche Lösungen in Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft
65189 Wiesbaden
08
MAI
2025
MAI
2025
Die intelligente Transformation: ESG + KI = Zukunftssicherung
Wer Nachhaltigkeit ohne KI umsetzt, verpasst entscheidende Chancen
Webinar
Wer Nachhaltigkeit ohne KI umsetzt, verpasst entscheidende Chancen
Webinar
14
MAI
2025
MAI
2025
Klimaschutz im peruanischen Regenwald
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
Delegierte der Asháninka teilen ihre Perspektiven
80802 München, Seidlvilla
Professionelle Klimabilanz, einfach selbst gemacht

Einfache Klimabilanzierung und glaubhafte Nachhaltigkeitskommunikation gemäß GHG-Protocol
Politik

Christoph Quarch überlegt, was wir den tyrannischen Ambitionen des globalen Trumpismus und des hiesigen Rechtspopulismus entgegensetzen können
Jetzt auf forum:
Solarstrom für die Produktion, Schatten für die Kühe
Gelebte Nachhaltigkeit – auch über die Unternehmensgrenzen hinaus
Schwarz-Rot: Jetzt 100 Tage für Erneuerbare und Kreislaufwirtschaft nutzen
Sechste Porsche Charging Lounge in Leonberg bei Stuttgart eröffnet
Informationen, Literatur und Studien zum Thema „Sales for Good“
Nachhaltigkeit in der Zeitenwende: Vom Abschwung zur Auferstehung?