BIOFACH 2025

Flughafenbau bedroht albanisches Vogelparadies

Die Bauarbeiten für den Flughafen in der Narta-Lagune schreiten trotz erheblicher Proteste unvermindert voran

Anlässlich des Weltzugvogeltags am 13. Mai machten die international tätige Naturschutzstiftung EuroNatur und ihre albanische Partnerorganisation PPNEA (Protection and Preservation of Natural Environment in Albania) auf eine große Gefahr für Europas Zugvögel aufmerksam: Die albanische Regierung hält am Bau des Flughafens in der Narta-Lagune fest. Die Vjosa - einer der letzten großen, unverbauten Wildflüsse Europas und am 15. März dieses Jahres zum Nationalpark deklariert - mündet hier an einem weitestgehend unberührten Küstenstreifen in die Adria. Das 42 km² große Feuchtgebiet spielt eine zentrale Rolle für den Vogelzug entlang der Adriaküste und ist unter anderem ein bedeutender Nahrungsplatz für die bedrohten Krauskopfpelikane. 

Die Narta-Lagune aus der Vogelperspektive: Mit ihren vielfältigen Landschaftsformen auf kleinem Raum und dem nährstoffreichen Brackwasser ist das Feuchtgebiet an Albaniens Küste ein Hot-Spot für Europas Zugvögel. © Nick St.-OeggerObwohl die Narta-Lagune nationalen und internationalen Schutzstatus genießt, lässt Albaniens Premierminister Edi Rama ausgerechnet in diesem Gebiet derzeit einen Flughafen bauen, um den Tourismus im Süden des Landes anzukurbeln. Massiver Protest gegen diese Pläne kommt nicht nur von albanischen Naturschutzorganisationen. Auch die Berner Konvention, eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen zum Schutz der Biodiversität in Europa, hat bei der Sitzung ihres Büros Ende März 2023 den geplanten Flughafenbau scharf kritisiert. Dabei nahm die Berner Konvention auch Bezug auf den Vjosa-Nationalpark. Dieser vorbildliche Prozess könne nur vollendet werden, wenn das gesamte Delta der Vjosa, einschließlich der Fläche des geplanten Flughafengeländes, vollständig geschützt sei. Die albanischen Behörden wurden nochmals aufgefordert, den Bau des Vlora-Flughafens im Vjosa-Delta zu stoppen. 

Für Flamingos und Raubseeschwalben ist die Narta-Lagune ein bedeutendes Rastgebiet. © Zydjon Vorpsi
"Diese klaren Aussagen der Berner Konvention lassen keinen Zweifel daran, dass die Bauarbeiten an diesem illegalen Großprojekt sofort aufhören müssen", sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur. "Damit reiht sich die Berner Konvention in die lange Liste der Flughafenkritiker ein. Premierminister Edi Rama sollte nun endlich reagieren." 

Aktuelle Zahlen der zweiwöchigen Vogelzählung im April dieses Jahres belegen den ökologischen Wert der Narta-Lagune. "Innerhalb von 14 Tagen haben wir mehr als 110 verschiedene Vogelarten entdeckt, darunter gefährdete Spezies wie den Bruchwasserläufer oder den Triel", sagt Zydjon Vorpsi von PPNEA. "Wenn man bedenkt, dass der Vogelzug im Frühjahr etwa drei Monate andauert, kann man sich vorstellen, wie viele Arten und Individuen die Narta-Lagune als Rastgebiet nutzen. Geht hier ein Flughafen in Betrieb, würde er diesem beeindruckenden Schauspiel ein Ende setzen", so der Ornithologe. 

Hintergrundinformationen:
  • Adria-Zugweg: Zahlreiche Wasservögel Mittel-, Nord- und Osteuropas nutzen den sogenannten "Adriatic Flyway", der quer über den Balkan, die Adria und Süditalien bis nach Nordafrika führt. Eines der wichtigsten Rastgebiete auf diesem Weg ist die Narta-Lagune an der albanischen Küste. 
  • Der Weltzugvogeltag wird jedes Jahr an zwei Samstagen im Mai und Oktober begangen, um auf die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit beim Zugvogelschutz hinzuweisen. Zu den Veranstaltungen gehören unter anderem Vogelfestivals, Bildungsprogramme und Filmvorführungen. Dieses Jahr steht der Tag unter dem kurzen, aber prägnanten Motto "Wasser". 
  • Die Vjosa wurde am 15. März dieses Jahres zum Nationalpark erklärt, ein riesiger Erfolg. Dieser wird jedoch durch den geplanten Flughafenbau nahe des Mündungsbereichs der Vjosa konterkariert. Gemeinsam mit unseren albanischen Partnern leisten wir Widerstand.

Kontakt:  EuroNatur, Christian Stielow | christian.stielow@euronatur.org | www.euronatur.org

Umwelt | Naturschutz, 11.05.2023

     
        
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