Mehrweg überall zurückgeben:

Erstes Pilotprojekt in Deutschland startet in Kürze

Um die Nutzung von Mehrweggeschirr/-behältern für Endverbraucher:innen attraktiver zu machen und damit einen wichtigen Schritt in Richtung Verpackungswende zu gehen, führt die Stiftung ReFrastructure - Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur gGmbH (ReFrastructure) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Haar und lokal vertretenen Mehrwegsystemanbietern ein Pilotprojekt in der Region München durch. 

© ReFrastructure Mit einem Anteil von unter einem Prozent im Vergleich zu Einwegverpackungen fristet der Einsatz von Mehrwegverpackungen für Lebensmittel und Getränke in der deutschen Gastronomie ein Nischendasein, wie der WWF in seiner im Februar dieses Jahres veröffentlichten Studie Mehrweg in der deutschen Gastronomie [1] deutlich macht. Unabdingbar für die notwenige Verpackungswende ist nach Ansicht des WWF vor allem eine einheitliche und unkomplizierte Rückgabelogistik, bei der die Behälter nach Gebrauch überall zurückgegeben werden können. „Rückgabekomfort ist wichtig, denn der Kurswechsel findet erst statt, wenn die Verbraucher:innen Mehrweggefäße bei Restaurants, Cafés und Lieferdiensten nachfragen und nutzen […]" [2], erläutert Laura Griestop, Expertin für Verpackungen und Kreislaufwirtschaft beim WWF Deutschland. 

Damit nicht weiterhin die Bequemlichkeit über die Nachhaltigkeit siegt, führt ReFrastructure gemeinsam mit den Mehrwegsystemanbietern Recup, reCircle und Relevo, der Gemeinde Haar sowie der örtlichen Gastronomie ab Juli 2023 das deutschlandweit erste Pilotprojekt durch, bei dem die Bürger:innen die Mehrwegbecher und -schalen dieser Anbieter in allen teilnehmenden Gastronomiebetrieben zurückgeben können. Da das Bewusstsein für die Vorteile und die Notwendigkeit von Mehrweg in der Bevölkerung noch sehr gering ist, wird diese Aktion von einer umfangreichen Informations- und Aktivierungskampagne begleitet. Dreh- und Angelpunkt dieser Kampagne ist der für diesen Zeitraum eingerichtete Infopoint, an dem sich die Bürgerinnen und Bürger zum Thema informieren können und sie natürlich auch ihre Behältnisse anbieterübergreifend zurückgeben können. 

„Ich freue mich, dass dieser Pilot in unserer Gemeinde stattfindet und rufe alle Haarerinnen und Haarer auf, das neue Angebot zu nutzen und ihre Speisen und Getränke so oft wie möglich in Mehrwegverpackungen mitzunehmen. Das Projekt ist ein weiterer Schritt hin zur Circular City." sagt Dr. Andreas Bukowski, Bürgermeister der Gemeinde Haar.   
 
Damit dies in der Praxis für alle Beteiligten einfach funktioniert, entwickelt die Stiftung gemeinsam mit ihren Partnern DPM (DieProduktMacher) und der Technischen Universität München eine neutrale digitale Infrastruktur, die neben der Kooperation der Marktteilnehmer auch das Management einer lokalen Spül- und Verteillogistik ermöglicht, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Finanziell gefördert wird das Projekt vom Umweltbundesamt, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie privaten Spender:innen. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die Kühne Logistics University und das Wuppertal Institut. Weitere Partner wie der Mehrwegverband Deutschland, Initiative Plastikfreie Stadt und der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband unterstützen die Umsetzung. 

ReFrastructure verfolgt mit dem Pilotprojekt nicht nur das Ziel, die eigens entwickelte Infrastruktur einem Feldtest zu unterziehen, die gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem dazu beitragen, die Relevanz von Mehrwegsystemen für Konsument:innen auf nationaler Ebene weiter voranzutreiben und einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Mit diesem Pilotprojekt haben alle Beteiligten ein wichtiges Zeichen für den Einsatz von Mehrweglösungen und für den Umweltschutz gesetzt. 
 
ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur 
ReFrastructure steht für eine neutrale digitale Infrastruktur, auf der Daten verschiedener Mehrwegsysteme ausgetauscht werden können. Sie richtet sich sowohl an Systemanbieter als auch an Logistik- und Spüldienstleister. Erklärtes Ziel ist es, Ressourcen effizienter zu nutzen und damit den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Zudem wird die Rückgabe von Mehrwegverpackungen für die Endkundinnen und -kunden deutlich vereinfacht, da sie erstmals anbieterübergreifend erfolgen kann. 

Durch die Gemeinwohlorientierung bietet ReFrastructure eine neutrale Plattform, auf der die Datenhoheit der teilnehmenden Unternehmen gewahrt bleibt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Plattformen, die häufig auf gewinnorientierte Modelle ausgerichtet sind, steht bei ReFrastructure der Nutzen für Gesellschaft und Umwelt im Vordergrund.  

ReFrastructure startete 2021 als Initiative des Mehrwegverbands Deutschland und ist seit November 2022 eine eingetragene gemeinnützige GmbH. Mit der Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Mehrweg-Enthusiasten sowie der Förderung durch das Umweltbundesamt und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ist ReFrastructure nun in der Lage, einen ersten Pilotversuch durchzuführen.  
 
Kontakt: ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur gGmbH, Niko König | niko.koenig@refrastructure.org | www.refrastructure.org

1 MEHRWEG IN DER DEUTSCHEN GASTRONOMIE - Status quo, Herausforderungen und Potenziale – WWF/Februar 2023 
2 https://www.wwf.de/2023/februar/mehrweg-als-randerscheinung - 12.06.2023 

Umwelt | Ressourcen, 11.07.2023

     
        
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