Wer weiß schon, was Anastrophen sind? Ist KI so eine?
Aus dem Tagebuch des aidioten. Christoph Santner denkt nach und denkt vor über Künstliche Intelligenz
Vielleicht ist es ja symptomatisch für unsere Zeit, dass jedem bekannt ist, was Katastrophen sind. Doch Anastrophen? Dieser Begriff aus der Soziologie beschreibt „plötzliche Wendungen zum Guten". Denn auch das gibt es. Kann die KI für die Menschheit zur Anastrophe werden?
Ich erinnere mich noch genau an den Fall der Mauer 1989. Niemand hätte damals erwartet, dass dieser so schnell und vor allem ohne Gewalt über die Bühne gehen würde. Die Zeit war einfach reif dafür.
Ähnliches denke ich heute, wenn ich tagtäglich die neuesten Infos rund um KI sichte: Da ist eine Revolution im Gange, eine rAIvolution! Und zwar die Profundeste und Schnellste, die wir je erlebt haben. Ganz einfach deshalb, weil durch die wachsende Computer-Power, durch findige Start-ups (alleine 506 Artificial-Intelligence-Start-ups gibt es z.Z. in Deutschland) und durch viel Risikokapital die Künstliche Intelligenz in jeden Bereich der Gesellschaft und des Lebens eindringt. McKinsey prognostiziert, dass dadurch eine jährliche zusätzliche Wertschöpfung von bis 4.400 Milliarden US$ geschaffen wird.
Klar, da gibt es nun die berechtigten Ängste vor Jobverlust, Deep-Fakes, Cyber-Kriminalität und Polit-Manipulation. Ich vertraue darauf, dass wir die Kraft haben, diese Themen zu regeln. Doch die Chancen erscheinen mir um einiges größer: Denn ist unsere Gesellschaft wirklich intelligent, so wie sie sich darstellt? Unser Finanzsystem mit hoher Inflation, Bankencrashs und „Rettungspaketen", die von künftigen Generationen abbezahlt werden müssen? Und wozu braucht es überhaupt die 17 UNO-Nachhaltigkeitsziele? Wären wir eine intelligente und solidarische Menschheitsfamilie, hätten wir längst Antworten auf Klimaschutz, Frieden, Hunger, Gesundheit, Wasser, Bildung etc. realisiert.
Wenn ich die „AI for Good"-Initiative der UNO sehe, die genau die Nachhaltigkeitsziele mit KI lösen will, dann danke ich: Vermutlich ist genau das unsere letzte Hoffnung. Spätestens am Ende dieses Jahrzehnts, so sind sich die meisten KI-Experten einige, werden wir „Super-Intelligenzen" haben, die der menschlichen Intelligenz deutlich überlegen sind. Für mich ist dies zwar eine seltsame Nachricht, weil niemand vorhersagen kann, was danach genau geschieht. Aber auch eine Hoffnungsvolle: Denn ich vertraue darauf, dass wir uns wie aus dem dunklen Mittelalter in eine neue, lichtvolle Renaissance transformieren werden.


Robert Jungk war zurecht eher skeptisch, was die technologischen Entwicklungen unserer Zeit anbelangt, und er sprach viel von Technikfolgenabschätzung. Ich rede hier aber auch von Technikchancen abschätzung. Bei Robewrt Jungk stand immer der Mensch im Mittelpunkt. Aber genau darum geht es auch heute: Dass Mensch und Maschine, dass natürliche und künstliche Intelligenz an einer guten Zukunft für möglichst alle arbeiten. „Die Welt kann verändert werden. Und Zukunft ist kein Schicksal", war ein Credo von Robert Jungk. Dem kann ich nur beipflichten. So ist der Imperative der Stunde: Lasst uns die Welt verändern zum Guten hin, mit all unserer natürlichen und mit der künstlichen Intelligenz, die wir jetzt zur Verfügung haben. Auf dass unsere Zeit der beginnenden Super-Intelligenz als „Anastrophe" in die Geschichtsbücher eingehe, als glückliche Wendung nach oben.

Eben fiel mir ein wichtiges Buch wieder in die Hände, das forum-Gründer und Green-Economy-Pionier Fritz Lietsch mit dem Zukunftsforscher Prof. Dr. Rolf Kreibich herausgegeben hat. Es heißt „Zukunft gewinnen! Die sanfte ( R )evolution für das 21. Jahrhundert – inspiriert vom Visionär Robert Jungk". Übrigens schrieb auch ich für dieses Buch einen Beitrag über die Episoden, die ich mit Robert Jungk erlebt hatte, unter dem Titel „Eine anastrophale Begegnung – wie Robert Jungk mein Leben und meine Zukunft prägte." Ich finde gerade heute wieder, im Kontext von KI, „Zukunft gewinnen!" den absolut richtigen Denkansatz. Wie können wir als mit KI eine menschlichere, gerechtere und vor allem intelligentere Welt schaffen? Gerade darum geht es jetzt.
Dieses Buch stellt folgendes Motto voran: „„Zukunft, das sind wir alle, und Zukunft gestalten, das können wir alle." Genau darum geht es jetzt: Koalitionen zu bilden von Menschen, die „AI for Good" vorantreiben. Es ist höchste Zeit dafür. „Die Welt kann verändert werden. Und Zukunft ist kein Schicksal", war ein Credo von Robert Jungk. Dem kann ich nur beipflichten. So ist der Imperative der Stunde: Lasst uns die Welt verändern zum Guten hin, mit all unserer natürlichen und mit der künstlichen Intelligenz, die wir jetzt zur Verfügung haben. Auf dass unsere Zeit der beginnenden Super-Intelligenz als „Anastrophe" in die Geschichtsbücher eingehe, als glückliche Wendung nach oben. Ich freue mich über Fragen, Kommentare und Anmerkungen.
Christoph Santner ist langjähriger Autor, Redner und Consultant zu Innovationsthemen. Seit 2009 schreibt er auch für forum Nachhaltig Wirtschaften und wird weiterhin über aktuelle KI-Entwicklungen berichten. In der aktuellen Ausgabe auch in der Cover-Story. Er ist Gründer der AInitiative to aimprove our Future.
Technik | Digitalisierung, 16.07.2023

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