Wachteljagd auf dem Balkan sorgt für Aderlass der bedrohten Art
Gemeinsame Presseinformation von EuroNatur, Biom, BPSSS, CZIP, HDZPP und PPNEA
Die Jagdsaison auf Wachteln hat begonnen, auch in vielen Staaten des
Balkans. Häufig werden dabei illegale Methoden verwendet, so zum
Beispiel Lockattrappen. Die hohen Abschusszahlen stellen eine große
Bedrohung für die seltener werdenden Hühnervögel dar.
Die Wachtel (Coturnix coturnix) ist der einzige Langstreckenzieher unter den europäischen Hühnervögeln. Früher sah man zur Zugzeit Tausende an den Küsten des Mittelmeeres, heute sind es viel weniger. © Karin HerrSchätzungen zufolge werden in den Ländern Serbien, Montenegro, Kroatien,
Albanien und Bosnien-Herzegowina jedes Jahr mindestens 160.000 Wachteln
illegal getötet. Häufig wird die gleiche ungesetzliche Methode bei der
Jagd angewendet: Die Wilderer stellen nachts Klangattrappen auf Wiesen
und Felder, um die Wachtelschwärme anzulocken, die Richtung Afrika in
ihre Überwinterungsgebiete ziehen. Die Tiere lassen sich, angelockt
durch die vermeintlichen Artgenossen, in der Dunkelheit nieder und bei
Sonnenaufgang schießen die Wilderer die amselgroßen Hühnervögel dann zu
Tausenden ab. So töten sie mit Hilfe der gesetzwidrigen Klangattrappen
weit mehr Wachteln als mit legalen Methoden.
EuroNatur und ihre Partnerorganisationen vom Balkan setzen sich für ein Ende der illegalen Wachteljagd ein und haben nun eine aktuelle Karte veröffentlicht, auf der zu sehen ist, wo in den betroffenen Staaten nachweislich mit verbotenen Methoden Wachteln geschossen werden. Besonders hoch ist die Dichte in Serbien. "Wilderer kehren meist immer wieder an die gleichen Standorte zurück. Sobald wir eine Klangattrappe entdeckt haben, können wir praktisch jede Woche wiederkommen und die Lockattrappen melden", sagt Sandra Jovanovi? von der EuroNatur-Partnerorganisation BPSSS (Serbien). "Dennoch hat die illegale Tötung von Wachteln in Serbien in den vergangenen zwei Jahren sogar zugenommen, was möglicherweise auf die bessere Prävention in Kroatien zurückzuführen ist. Dort ist nämlich ein Rückgang der illegalen Jagd zu verzeichnen."
"Die illegale Tötung von Wachteln auf dem Balkan ist nicht nur ein lokales, sondern ein europäisches Problem", sagte Dr. Justine Vansynghel, Projektleiterin für Zugvogelschutz bei der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur. "Die Art ist in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft selten geworden. Der Aderlass durch illegale Tötungen entlang des Adria-Zugwegs ist eine weitere Ursache, die zum Zusammenbruch der mitteleuropäischen Wachtelpopulationen führen könnte", so die Biologin.
Die Jagd auf die Wachteln konzentriert sich in Südosteuropa vor allem auf zwei Zuglinien: entlang der Adriaküste und in den Ebenen Nordserbiens. Da das Monitoring in den einzelnen Ländern vor allem in bekannten Gebieten und insbesondere in Wachtelhabitaten entlang der Zugstrecken intensiver betrieben wird, kann es zu einer gewissen Verzerrung der Darstellung kommen. © Biom"Die illegale Tötung von Wachteln, bei der Tonbandgeräte eingesetzt
werden, wird vor allem von Jagdtourismusagenturen und Jagdgesellschaften
betrieben, die Wachteljagden für ausländische Jäger organisieren. Sie
werben häufig ganz offen damit, dass sie ihren Kunden unbegrenzte
Abschussmöglichkeiten bieten", sagt Tibor Mikuska von der Kroatischen
Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz (HDZPP). "Darüber hinaus ist der
bloße Besitz und der Handel mit Klangattrappen nicht gesetzeswidrig und
wird in Internetshops offen beworben. Das erschwert eine wirksame
Entfernung solcher illegal aufgestellten Geräte im Feld."
Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen auf dem Balkan fordert EuroNatur:

EuroNatur und ihre Partnerorganisationen vom Balkan setzen sich für ein Ende der illegalen Wachteljagd ein und haben nun eine aktuelle Karte veröffentlicht, auf der zu sehen ist, wo in den betroffenen Staaten nachweislich mit verbotenen Methoden Wachteln geschossen werden. Besonders hoch ist die Dichte in Serbien. "Wilderer kehren meist immer wieder an die gleichen Standorte zurück. Sobald wir eine Klangattrappe entdeckt haben, können wir praktisch jede Woche wiederkommen und die Lockattrappen melden", sagt Sandra Jovanovi? von der EuroNatur-Partnerorganisation BPSSS (Serbien). "Dennoch hat die illegale Tötung von Wachteln in Serbien in den vergangenen zwei Jahren sogar zugenommen, was möglicherweise auf die bessere Prävention in Kroatien zurückzuführen ist. Dort ist nämlich ein Rückgang der illegalen Jagd zu verzeichnen."
"Die illegale Tötung von Wachteln auf dem Balkan ist nicht nur ein lokales, sondern ein europäisches Problem", sagte Dr. Justine Vansynghel, Projektleiterin für Zugvogelschutz bei der international tätigen Naturschutzstiftung EuroNatur. "Die Art ist in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft selten geworden. Der Aderlass durch illegale Tötungen entlang des Adria-Zugwegs ist eine weitere Ursache, die zum Zusammenbruch der mitteleuropäischen Wachtelpopulationen führen könnte", so die Biologin.

Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen auf dem Balkan fordert EuroNatur:
- die Jägerschaft zu einer Nulltoleranz gegenüber illegalen
Tötungen auf und zur Meldung von Klangattrappen bei den zuständigen
Behörden,
- dass die Vollzugsbehörden in den Ländern konsequent gegen die illegale Tötung von Vögeln vorgehen und
- dass die Justiz mit angemessen Strafen gegen die Wilderer vorgeht.
- Jedes
Jahr werden auf dem Herbstzug etwa 160.000 Wachteln auf dem westlichen
Balkan illegal getötet, das macht etwa 2,5 bis 3 Prozent der gesamten
europäischen Population aus. Dies ist einer der Gründe, weshalb die
einst häufige Wachtel zuletzt von der IUCN als "potentiell gefährdet"
eingestuft wurde.
- Aus ethischen Gründen und wegen ihrer negativen
Auswirkungen auf die Artenvielfalt sind elektronische Lockgeräte (auch
Tonbandköder, Tonbandgeräte oder Caller genannt) in den meisten Teilen
der Welt verboten. In vielen Balkanstaaten ist das Verwenden dieser
Lockgeräte ebenfalls verboten, nicht jedoch ihr Besitz. So ist diese
illegale Methode des Anlockens mit elektronischen Rufgeräten in
Südeuropa immer noch weit verbreitet.
- Mehr zu den Vogelschutzprojekten von EuroNatur
Kontakt: EuroNatur, Christian Stielow | christian.stielow@euronatur.org | www.euronatur.org
Umwelt | Biodiversität, 09.08.2024

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