Die nachhaltige Stadt der Zukunft
So gestalten innovative Konzepte das urbane Leben ressourcenschonender und effizienter
Modernes Stadt- und Umwelttechnikkonzept © shutterstock.com, metamorworks
Deutschland hat rund 11.000 Kommunen, von denen einige in puncto Nachhaltigkeit herausragen. Im Ranking der nachhaltigsten Großstädte 2023 belegt Heidelberg Platz 1, vor allem ökonomisch. Ingolstadt führt im Bereich Ökologie, während Jena in der Kategorie Soziales vorn liegt.
Rund 11.000 Kommunen gibt es in Deutschland [Stand: 2023], darunter einige, die in Sachen Nachhaltigkeit bereits auf sich aufmerksam machen. Unter den Top 10 der nachhaltigsten Großstädte der Bundesrepublik sicherte sich im 2023 veröffentlichten Ranking Heidelberg den ersten Platz und auch im Hinblick auf die Ökonomie steht die Metropole am Neckar an der Spitze. Den Teilbereich „Ökologie" kann dagegen Ingolstadt für sich entscheiden, während Jena im Bereich „Soziales" die Nase vorn hat.
Was macht eine nachhaltige Stadt aus?
77,77 Prozent der Deutschen lebten 2023 in einer Stadt. Die Gründe dafür sind vielfältig – angefangen beim größeren Arbeitsplatz-, Freizeit- und Kulturangebot gegenüber dem ländlichen Bereich. Daraus resultierte in den vergangenen Jahren eine regelrechte „Landflucht" und durch diese zunehmende Urbanisierung zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Volle Straßen, ein überfüllter ÖPNV und eine gravierende Wohnungsnot können als Folgen auftreten.
Damit eine Stadt ihre Attraktivität behält und gleichzeitig im Hinblick auf steigende Einwohnerzahlen und den Klimawandel zukunftsfähig bleibt, ist eine nachhaltige Stadtentwicklung gefragt, denn eine ungeplante Vergrößerung urbaner Räume kann sowohl dem Stadtbild, als auch Umwelt und Klima schaden. Ein Risiko besteht beispielsweise in der sogenannten Zersiedelung, die mit einem hohen Flächenverbrauch einhergeht. Daraus resultiert wiederum ein erhöhter Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlenstoffdioxid und auch steigende Wohnraumpreise, eine Verunreinigung des Straßenbilds sowie Luftverschmutzung folgen.
In einer nachhaltigen Stadt ist ein Zuwachs der Bevölkerung dagegen in ökonomische, ökologische und soziale Komponenten eingebunden. Das Hauptziel einer unter diesem Aspekt ausgearbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie besteht darin, Städte sicher, inklusiv und widerstandsfähig zu gestalten.
Zu den wichtigsten Punkten in der nachhaltigen Stadtentwicklung gehören die ökonomische Effizienz und die soziale Gerechtigkeit, wenn es darum geht, Entwicklungschancen und deren Kosten fair aufzuteilen. Die sich verändernden Umweltbedingungen müssen dabei stets im Auge behalten und dynamisch angepasst werden.
Die zentralen Elemente der nachhaltigen Stadt
Die Forschung geht davon aus, dass im Jahr 2030 sechs von zehn Menschen in einer Stadt leben werden, doch die steigende Bevölkerungszahl konfrontiert Städte bereits heute mit einer Vielzahl an Herausforderungen. Diese summieren sich in Deutschlands größten Städten, in denen mehr als 100.000 Einwohner leben. In Berlin, der Hauptstadt und größten Metropole der Bundesrepublik, sind etwa die Mietpreise ein Problem. Sie befinden sich im zweiten Quartal 2024 auf dem zweithöchsten Niveau des Landes. Höher fallen sie nur in München aus.
Neben hohen Mietpreisen führt eine steigende Urbanisierung zu:
- einem erhöhten Energieverbrauch
- weniger Raum für den Einzelnen
- einem verstärkten Abfallaufkommen
- mehr Luftverschmutzung
Die Anforderungen an eine nachhaltige Stadt sind daher, den Energieverbrauch zu verringern, Raum nachhaltig zu nutzen und die Produktion nicht verwertbarer Materialien zu vermeiden.
Damit eine Stadt nachhaltig gestaltet werden kann, braucht sie mehrere Kernelemente. Zu diesen zählen ein gut ausgebautes Netz des öffentlichen Nahverkehrs sowie architektonische Innovationen. Letztere müssen es der Bevölkerung erlauben, einen nachhaltigen und klimaschonenden Lebensstil zu führen. Gemeint sind etwa Grünflächen inmitten der Stadt, die einen entspannten Aufenthalt im Freien ermöglichen. Parks mit bequemen und nachhaltigen Sitzgelegenheiten, Schattenplätzen, Springbrunnen und Kinderspielplätzen sind solche grünen Oasen.
Wie lässt sich der Ressourcenverbrauch in Städten verringern?
Ein starker Zuzug in Städten zieht einen vermehrten Flächenverbrauch nach sich, was wiederum die Bodenversiegelung vorantreibt. Einzelne Städte, darunter Münster, wollen bereits den Bau neuer freistehender Einfamilienhäuser verbieten, denn diese beanspruchen viel Raum für vergleichsweise wenige Menschen. Die bessere Alternative soll in Wohnprojekten mit einem gemeinschaftlichen Wohnkonzept bestehen. Gemeint sind energieeffiziente Mehrparteienhäuser, die bestenfalls grüne Gemeinschaftsbereiche umfassen. Sie verbinden dadurch ökonomische, ökologische und soziale Städtebauziele.
Wie kann der Energieverbrauch in der Stadt nachhaltiger gestaltet werden?
Je mehr Menschen in einer Stadt leben, desto höher fallen Wasser-, Abwasser- und Stromverbrauch aus. Um den Energiebedarf nachhaltig zu decken, bevorzugen inzwischen mehrere Kommunen in der Bundesrepublik eine umweltfreundliche Energiegewinnung. Bei der Stromversorgung setzen sie zum großen Teil auf Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Die Vorreiterstädte in beiden Bereichen befinden sich vermehrt in Ostdeutschland. Über ein Drittel der deutschen Land-Windkraftanlagen steht in den neuen Bundesländern, allen voran in Brandenburg. Zudem verzeichnete die Solarenergie im Osten im ersten Halbjahr 2024 eine Zunahme um 16 Prozent.
Bundesweit streben mehrere deutsche Städte inzwischen die Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 an. Darunter befindet sich Mannheim, das für seine Umsetzungspläne 2023 das Siegel der EU-Mission für klimaneutrale und intelligente Städte erhielt. Der Klimaschutz-Aktionsplan Mannheims umfasst 81 Maßnahmen, darunter die Einsparung des CO2-Ausstoßes um mindestens 80 Prozent. Dafür sollen:
- die Gebäudesanierung und -dämmung vorangetrieben
- Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden installiert
- bei der Flächenvergabe Green Industry- und Smart-Economy-Unternehmen besonders berücksichtigt
- Infrastruktur und Gebäude vermehrt begrünt
- verpflichtende Standards in der Begrünungssatzung ausgeweitet
werden. Auch die Entsiegelung von Flächen sowie die Förderung klimastabiler und ökologisch wertvoller Wälder finden im Aktionsplan der Metropole Erwähnung.
Wie können Städte grüner und klimafreundlicher gestaltet werden?
Eine gezielte Begrünung von Städten treibt deren Nachhaltigkeitsziele effektiv voran. So sind Pflanzen natürliche Kohlenstoffdioxidspeicher, werten außerdem das Wohnumfeld auf und laden zum Aufenthalt im Freien ein. Insbesondere Grünflächen mit Entspannungs- und Unterhaltungsangeboten verbinden ökologische und soziale Ziele in der Stadtentwicklung, denn Stadtparks und Wälder können sich zu Gemeinschaftstreffpunkten entwickeln. Sie locken die Menschen in die Natur, was sowohl dem Stressabbau dienlich sein, als auch der Vereinsamung des Einzelnen entgegenwirken kann.
Ein weiterer Vorteil einer städtischen Begrünung ist die Verbesserung der Luftqualität. Insbesondere Bäume dienen als Temperaturregulatoren, was ihre Bedeutung im Hinblick auf die zunehmende Wärmeentwicklung in Städten hervorhebt.
Um Städte nachhaltig zu begrünen, sollte das Augenmerk auf klimaangepassten und vorwiegend heimischen Pflanzen liegen. Sie kommen sowohl als Flächen- als auch als Dach- und Fassadenbegrünung infrage. Ebenfalls kann es für eine nachhaltige und klimafreundliche Stadtentwicklung sinnvoll sein, Urban-Gardening-Initiativen zu fördern.
Wie lässt sich die Luftverschmutzung in Städten eindämmen?
Je mehr Menschen in einer Stadt leben, desto höher ist tendenziell das Verkehrsaufkommen. Mehr Verbrenner auf den Straßen bedeuten wiederum einen verstärkten Ausstoß an Kohlenstoffdioxid sowie eine zunehmende Luftverschmutzung.
Maßnahmen, die dagegen helfen können, sind:
- Planung autofreier Zonen in der Innenstadt
- Begrünung ehemaliger Parkplätze im Innenstadtbereich
- Einführung von Fahrradstraßen
- Ausbau von Elektroladesäulen und
- Förderung der E-Mobilität
Ferner sollte der öffentliche Nahverkehr in Städten ausgebaut und bei Bedarf modernisiert werden, um seine Attraktivität und Akzeptanz zu steigern. Dieser Schritt treibt idealerweise die Abkehr vom eigenen Auto hin zur Nutzung nachhaltiger und klimafreundlicher Verkehrsmittel voran.
Gesellschaft | Green Cities, 07.10.2024
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