Die Rolle von Impact Investing für die Transformation
Eine Chance für eine nachhaltige Zukunft
Impact Investing hat das Ziel, neben finanziellen Renditen auch positive ökologische und soziale Wirkungen zu erzielen. So kann das für die Finanzierung der Transformation dringend benötigte Kapital effektiv in nachhaltige Projekte gelenkt werden.
Der Sustainability Transformation Monitor, gefördert von der Bertelsmann Stiftung und der Mercator Stiftung Deutschland, beschreibt Transformationsfinanzierung als „Finanzierung, die eng mit der nachhaltigen Entwicklung von Geschäftsmodellen verknüpft ist" (STM 2024, S. 27). Dies verdeutlicht die zentrale Rolle von Kapital in der Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle, da Unternehmen ihre Prozesse und Produkte zunehmend auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit ausrichten. Laut der Studie Transformationspfade 2024, durchgeführt von der Boston Consulting Group, dem Bundesverband der deutschen Industrie und dem Institut der deutschen Wirtschaft, werden bis 2030 Investitionen in Höhe von 1,4 Billionen Euro notwendig sein, um eine erfolgreiche Transformation zu gewährleisten. Der Studie zufolge müssen zwei Drittel dieser Summe vom privaten Sektor getragen werden, während ein Drittel aus staatlichen Mitteln bereitgestellt werden soll. Andere Einschätzungen gehen sogar von einem deutlich höheren Bedarf an Privatfinanzierungen aus. Die Notwendigkeit, das Kapital effektiv in nachhaltige Projekte zu lenken, stellt eine große Herausforderung, aber auch eine riesige Chance dar.
Als ein innovativer Finanzierungsansatz nimmt Impact Investing hier eine Schlüsselrolle ein. Dieses Konzept verfolgt das Ziel, neben finanziellen Renditen auch positive ökologische und soziale Wirkungen zu erzielen. Der Kernansatz besteht darin, fundamentalen Herausforderungen mit Finanzinvestitionen zu begegnen. Ein zentraler Aspekt ist dabei die bewusste Absicht (intentionality) der Investor:innen: Der positive Impact ist kein Nebeneffekt oder Zufallsprodukt, sondern ein entscheidendes Kriterium bei der Investitionsentscheidung. Dabei werden diese Wirkungen genauso wie finanzielle Erträge systematisch gemessen und gemanagt, ein Prozess, der als Impact Measurement and Management (IMM) bekannt ist. Ein Großteil der Impact Investments wird im Bereich der Privatmärkte (Private Equity, Venture Capital, Private Debt inkl. Bank- und Unternehmensdarlehen, Real Assets inkl. Infrastruktur) getätigt, um die gewünschte positive Wirkung in der Realwirtschaft zu erzielen. Transformationsfinanzierung greift diesen Ansatz auf, indem sie grüne Produktionsprozesse fördert, Lieferketten ökologisch und sozial nachhaltiger gestaltet und bestehende Geschäftsmodelle in Industrie, Handel und Produktion in Richtung Net Zero verändert.
Herausforderungen des Impact Investing
Impact Investing steht dabei vor mehreren Herausforderungen: Eine davon ist die Messbarkeit des sozialen und ökologischen Impact, da es häufig an standardisierten Bewertungsmethoden mangelt, es eine verwirrende Vielzahl an Frameworks für die Wirkungsmessung gibt und insbesondere die qualitative Seite von Impact per se schwer zu messen ist. Eine weitere Herausforderung von Impact Investing liegt in der Natur der Assetklassen: Diese Finanzierungen spielen sich überwiegend im Bereich der Privatmärkte ab und erfordern aufgrund der Komplexität ein tiefes Spezialwissen. Und nicht zuletzt geht Impact Investing oftmals fälschlicherweise noch mit der Annahme einher, es würde automatisch zu einer Minderrendite führen.
Impact Investing umfasst regeneratives Investieren und regeneratives Wirtschaften. Somit finanziert Impact Investing junge Unternehmen, innovative Finanzinstrumente, aber eben auch die Transformation der Realwirtschaft.
Politische Rahmenbedingungen und strategische Empfehlungen
Um die positiven Effekte von Impact Investing zu maximieren, müssen geeignete politische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hierbei ist zentral, Empfehlungen für schnell umsetzbare politische Lösungen zu formulieren, die den (organisierten oder nicht organisierten) Kapitalmarkt befähigen, die realwirtschaftliche Transformation zu finanzieren. So soll sichergestellt werden, dass die Transformation im Sinne von Gesellschaft und Umwelt verantwortungsvoll gestaltet wird. Instrumente der politischen Unterstützung könnten z.B. Steuererleichterungen, Blended Finance und die Zurverfügungstellung von nachrichtenlosen Mitteln sein. Auch sollte sichergestellt sein, dass die aktuelle Regulierung im Rahmen des Green Deal die Transformation und deren Finanzierung stärkt, praktikabel anwendbar ist und einheitliche Rahmenwerke schafft.
Bundesinitiative Impact Investing – eine Akteurin für den Wandel
Als zentrale Plattform für das Thema Impact Investing in Deutschland beschreibt die Bundesinitiative Impact Investing e.V. (BIII) in ihrer Vision das regenerative Investieren und Wirtschaften, das sowohl ökologische Grenzen respektiert als auch soziale Standards einhält. Sie sieht hierbei Impact Investing als entscheidendes Instrument, um dies zu erreichen, und setzt sich daher für die signifikante Reallokation und Mobilisierung von Kapital in Richtung Impact Investing ein.
Die BIII konzentriert sich auf die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen, auf die Sensibilisierung und dadurch auf eine Veränderung des Bewusstseins der Marktteilnehmer:innen, auf den Aufbau von Allianzen und Netzwerken sowie auf die Erstellung von förderlichen Rahmenbedingungen. In diesen Aktivitätsfeldern führt sie Marktanalysen durch, veröffentlicht Positions- und Diskussionspapiere und bietet Fortbildungen an. In Arbeitskreisen und Chaptertreffen in der DACH-Region findet Peer-to-Peer-Learning statt und es werden zentrale Organisationen mit dem Ziel vernetzt, Probleme zu erkennen und Lösungen hierfür zu erarbeiten. Die Mitgliederschaft – aktuell ca. 140 – umfasst Finanzdienstleister, Berater:innen, Asset Manager, Asset Owner wie Family Offices oder institutionelle Investoren, Stiftungen, wissenschaftliche Einrichtungen und Sozialunternehmen.
Ein neuer Blick auf Rendite und Verantwortung
Impact Investing verändert die Finanzbranche grundlegend, indem es das traditionelle Verständnis von Rendite erweitert. Neben finanziellen Gewinnen wird genauso auf messbare soziale und ökologische Ergebnisse geachtet. Transparenz und Verantwortung stehen im Vordergrund, was Investor:innen dazu motiviert, sich als aktive und engagierte Gestalter:innen der Zukunft zu verstehen und die positive Kraft, die Kapital innewohnt, zu nutzen.
Impact Investing unterstützt Unternehmen dabei, die Umstellung ihrer Produktionsprozesse oder sogar ihrer Geschäftsmodelle als Kernelement in ihrer Strategie zu verankern. Dies wiederum fördert den langfristigen Erfolg der dringend notwendigen nachhaltigen Wirtschaftswende.
Susanne Bregy ist seit Februar 2024 Geschäftsführerin der Bundesinitiative Impact Investing e.V. (BIII). Zuvor arbeitete sie viele Jahre für traditionelle Private Equity und Hedgefonds und lebte in London und New York. Von 2021 bis 2024 leitete sie die Impact-Investing-Abteilung bei der Phineo gAG.
Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Lifestyle | Geld & Investment, 24.11.2024
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