Asset Management der DBU

Anlagephilosophie und Nachhaltigkeitsaspekte bei der Kapitalanlage der Stiftung

Seit rund zwanzig Jahren sind nachhaltige Kapitalanlagen ein fester Bestandteil des Asset Manage­ments der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Der Beitrag skizziert die Anlagephilosophie der DBU und zeigt, wie Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Kapitalanlage der Stiftung berücksichtigt werden.

© DBUDie DBU wurde im Jahr 1990 durch ein Gesetz des Deutschen Bundestags als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Aus­gestattet mit dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG in Höhe von rund 1,3 Mrd. Euro erhielt sie den Auftrag, Projek­te zum innovativen Umweltschutz unter besonderer Berück­sichtigung der mittelständischen Wirtschaft zu unterstützen. 

Seit Aufnahme der Förderarbeit hat die Stiftung in den ver­gangenen 33 Jahren für über 11.200 Projekte Fördermittel in Höhe von mehr als 2 Mrd. Euro bereitgestellt. Finanziert wird die Förderung aus den Erträgen des Stiftungskapitals, das seit der Gründung auf ca. 2,5 Mrd. Euro angewachsen ist. Die DBU stellt aktuell jährlich ca. 50-60 Mio. Euro für neue Projekte zur Verfügung.

Die Anlagephilosophie der DBU 
Die DBU betreibt vor allem aus Gründen der Kosteneffizienz und besserer Kontrollmöglichkeiten ein hauseigenes Vermö­gensanlagemanagement. Über 80 Prozent des zur Verfügung stehenden Kapitals werden in eigener Verantwortung an den Kapitalmärkten investiert. Die übrigen gut 15 Prozent liegen in Spezialfonds und decken u.a. Märkte ab, in denen die DBU in der Eigenanlage nicht tätig ist. 

Aufgabe der Vermögensverwaltung der DBU ist, die für die Förderarbeit notwendigen Mittel bereitzustellen und das Stiftungskapital in seinem Wert zu erhalten. Bei der Kapital­anlage sollen längerfristige Ziele im Vordergrund stehen, d.h. reale Substanzerhaltung bei gleichzeitiger Erzielung einer angemessenen Rendite und einem überschaubaren Risiko. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine breite Diversifikation der Anlagen erforderlich. Unter Kapitalerhalt versteht die DBU, dass ein realer Kapitalerhalt, d.h. unter Berücksichtigung der jährlichen Inflationsrate, gewährleistet sein soll. Idealerweise werden daher durch Rücklagenbildung bei langjähriger Be­trachtung so viel Mittel thesauriert, dass durch die nominale Erhöhung des Stiftungskapitals die tatsächliche Finanzkraft der ursprünglichen Vermögensausstattung erhalten bleibt. Tatsächlich entspricht das aktuell bilanzierte Stiftungskapi­tal von gut 2,48 Mrd. Euro in etwa der Kaufkraft der rund 1,3 Mrd. Euro aus dem Jahr 1991. 

Nach der Satzung ist das Vermögen der DBU vorzugsweise in verzinslichen Werten anzulegen. Das Vermögen der DBU bestand demzufolge zum Stichtag 31.12.2023, bezogen auf die Marktwerte, zu ca. 57 Prozent aus verzinslichen Titeln, zu ca. 30 Prozent aus Aktien und zu ca. 13 Prozent aus nach­haltigen Sachwerten und Immobilien. 

Nachhaltigkeit in den Anlagerichtlinien der DBU 
Ziel der DBU ist, mit der Vermögensanlage kapitalmarkt­gerechte Ergebnisse unter Einbeziehung der Nachhaltigkeit zu erzielen. Durch die Einbeziehung der Nachhaltigkeit wird dabei aus dem klassischen magischen Dreieck aus Ertrag, Risiko und Liquidität ein Viereck. 

Die Nachhaltigkeit ist also ein wichtiges Kriterium bei An­lageentscheidungen, hat aber keine dominante Funktion gegenüber den anderen Kriterien. Der Grund dafür ist, dass die Vermögensanlage durch ihre Anlageentscheidungen ins­besondere bei Bonds und Aktien in der Regel lediglich eine mittelbare und weniger spezifische Wirkung bezüglich der Nachhaltigkeit entfalten kann. Bei der Erfüllung des Stif­tungszwecks hingegen setzt die Stiftung die zur Verfügung stehenden Mittel in effizienter Weise für innovative Umwelt­projekte ein, die zuvor durch eigene Fachleute und, bei grö­ßeren Vorhaben, auch unter Einschaltung mehrerer externer Gutachter:innen qualifiziert und optimiert wurden. Jedes einzelne Förderprojekt soll damit zu einem dokumentierten und nachvollziehbaren Nutzen oder Erkenntnisgewinn im Bereich der Nachhaltigkeit beitragen. 

Für die Beurteilung der Frage, welche Titel nun als nachhaltig anzusehen sind und welche nicht, stützt sich die DBU für ihre im Schwerpunkt auf Deutschland und Europa ausgerichtete Anlagepolitik auf Unternehmensbewertungen des großen Index FTSE4Good sowie mehrerer Nachhaltigkeits-Rating­agenturen. 

Intern ist festgelegt, dass mindesten 80 Prozent aller Aktien und börsennotierter Anleihen nach diesen Kriterien nachhal­tig sein müssen. Wird diese Marke dauerhaft unterschritten, so sind Umschichtungen vorzunehmen. In den vergangenen Jahren waren in der Regel 85–90 Prozent aller Aktien und An­leihen von Unternehmen im Bestand der DBU als nachhaltig zu bewerten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die DBU auch in Small- und Midcaps investiert, die in der Regel von Rating­agenturen nicht gecovert werden, aber gleichwohl vom Ge­schäftsmodell als nachhaltig einzustufen wären, sodass die tatsächliche Quote noch höher liegt. 

Daneben kann in ESG-Produkte investiert werden, die die DBU wie folgt definiert: Kapitalanlagen, die Nachhaltigkeitsas­pekte wie Klimaschutz, Wasser, erneuerbare Energien, nach­wachsende Rohstoffe, sozialverträgliche Entwicklung, Micro­finance-Anleihen in besonderer Weise berücksichtigen. Die ESG-Ansätze sind dabei zu dokumentieren. So hat die DBU im Segment der Anleihen aktuell knapp 300 Mio. Euro in Green Bonds zur Finanzierung von Nachhaltigkeitszielen investiert. 

In Ergänzung zu den liquiden Anlageklassen hat die DBU den Bestand an nachhaltigen Sachwertanlagen in den letzten Jah­ren kontinuierlich ausgebaut. Neben Immobilien (z.B. Alten­und Pflegeheime, Kindertagesstätten) stehen Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien im Mittelpunkt der Anlagestra­tegie (z.B. Investitionen in Windparks, Photovoltaik, Batterie­speicher). Allein in erneuerbare Energien wurden im Bereich der Sachwerte inzwischen rund 200 Mio. Euro investiert. Nach den bisherigen Erfahrungen zeigen auch diese Kapitalanlagen stabile und mit Immobilien vergleichbare Erträge. 

Nachhaltige Kapitalanlagen in der öffentlichen Diskussion 
Auch die Regulatorik hat das Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage in den Fokus des Finanzmarkts gerückt: zum Beispiel durch die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR), die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und die EU-Ta­xonomie-Verordnung. Der Sustainable Finance Beirat unter­stützt die Bundesregierung beratend bei ihrem Ziel, Deutsch­land zu einem führenden Standort für Sustainable Finance zu entwickeln. 

Die DBU engagiert sich für das Thema seit vielen Jahren auch über ihre eigene Kapitalanlage hinaus. So hat sie als erste gemeinnützige Institution in Deutschland die UN PRI (Principles for Responsible Investments) unterzeichnet. Da­rüber hinaus informiert die DBU regelmäßig über das Thema nachhaltige Kapitalanlagen mit Publikationen, Vorträgen und Fachveranstaltungen, z.B. in Form eines hochkarätig besetz­ten Symposiums im Rahmen der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2024 in Mainz unter der Überschrift „Wie finanzieren wir die Transformation? Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft." 

Michael Dittrich ist Rechtsanwalt. Seit 1991 arbeitet er bei der DBU und ist seit 2001 als Abteilungsleiter verantwortlich für die Vermögensanlage sowie für Verwaltung, Personal, IT und die Mittelverwendungsprüfung. Seit 2019 ist Dittrich zudem stellvertretender Generalsekretär der DBU. 2023 wurde er von der Bundesregierung zum Mitglied des Sustainable Finance Beirats berufen. 

Quelle: BAUM e.V. - Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

Lifestyle | Geld & Investment, 24.11.2024
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