Klimagipfel bleibt weit hinter Notwendigem zurück - erreicht aber in schwieriger weltpolitischer Lage das Mögliche
Germanwatch zu Ergebnissen der COP29
Großangriff der fossilen Lobby mühsam abgewehrt - Konsens
aufgegeben, um drohende Rückschritte zu verhindern // Finanzpaket noch
nicht ausreichend, aber mit Prozess für Aufwuchs // Dieser kann auch
Schub für Steigerung der Klimaschutzbemühungen der ärmeren Staaten geben
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch betrachtet das
Ergebnis des Klimagipfels mit gemischten Gefühlen. "Diese
Weltklimakonferenz liefert nicht das, was eigentlich notwendig gewesen
wäre - aber sie bewegt sich im oberen Bereich dessen, was bei der
derzeitigen politischen Großwetterlage möglich ist", sagt Christoph
Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
Einerseits sind die Ergebnisse nicht ausreichend, um auf die eskalierende Klimakrise zu reagieren. "Der nun beschlossene Aufwuchs der Klimafinanzierung auf mindestens 300 Milliarden Dollar jährlich bis 2035 reicht nicht für notwendigen Klimaschutz, -anpassung und die Bewältigung der durch die Klimakrise verursachten Schäden aus. Immerhin wurden aber eine Roadmap und eine Überprüfung 2030 beschlossen, um die Lücke zu den eigentlich notwendigen 1,3 Billionen Dollar pro Jahr etwa durch innovative Finanzmechanismen zu schließen", bilanziert David Ryfisch, Leiter des Bereichs Zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch.
In Bezug auf Klimaschutz konnten die Fortschritte des letzten Jahres nur mühsam verteidigt werden. Deshalb lehnte eine Reihe enttäuschter Staaten einen Konsens ab - und im Juni wird bei den Klimaverhandlungen in Bonn weiter über den Text zu Energiezielen verhandelt.
Das zusätzliche Geld für nationale Klimapläne (NDCs) kann neue Dynamik für Klimaschutz befördern. Bals: "In herausfordernder geopolitischer Lage ist die Dynamik für mehr Klimafinanzierung gestärkt und die Verteidigungslinie gegenüber den von Saudi-Arabien geführten Angriffen der fossilen Lobby mühsam gehalten worden. Nach den zwei heißesten Jahren der Menschheitsgeschichte mit vielen Rekord-Wetterextremen hat der immer lautere Schrei von Natur und Mensch keinen großen Durchbruch ausgelöst. Aber so unterschiedliche Länder wie Kolumbien und Kenia, Großbritannien, Brasilien und auch Deutschland haben dafür gesorgt, dass es insgesamt in einer durch die Wahl von Donald Trump verunsicherten Welt ein klares Signal gibt: Klimaschutz und Kooperation bestehen fort."
Mindestsumme mit 300 Milliarden Dollar knapp erreicht
Nach zähen Verhandlungen konnte man sich auf ein neues Klimafinanzierungsziel von mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich im Kern einigen, dieses soll spätestens im Jahr 2035 erstmals voll erreicht werden. Die Hauptverantwortung werden traditionelle Geber - also Industrienationen - tragen, aber auch neue Geber sollen ihren Beitrag leisten. Ryfisch: "Mit 300 Milliarden US-Dollar wurde die heute realistische Mindestsumme für einen Abschluss gerade so erreicht. Diese Summe steht jedoch nicht im Verhältnis zum tatsächlichen Bedarf in verletzlichen Ländern. Leider haben viele Finanzministerien noch nicht verstanden, dass Klimafinanzierung keine milde Gabe ist. Jeder für Klimaschutz und -anpassung ausgegebene Euro ist gut investiert, denn er spart ein Vielfaches an Schäden. Entscheidend ist jetzt, dass die Finanzierung - etwa durch Abgaben auf den internationalen Schiffs- und Flugverkehr - zügig wächst, um arme Länder des Globalen Südens beim Bewältigen der Klimakrise zu unterstützen."
Nach Brasilien muss es mit ambitionierten NDCs gehen
In den kommenden Monaten sollen die Staaten ihre neuen nachgebesserten nationalen Klimaziele vorstellen, mit denen die globalen Klimaziele von Paris erreicht werden sollen. In Baku hat die dringend notwendige Steigerung der Ambition bei den Emissionsminderungen einen weiteren Schub durch die Zusage von mehr Geldern für den Klimaschutz bekommen. Die Globale Bestandsaufnahme als zentrale Grundlage für das Herunterfahren fossiler Energien wurde bestätigt. "Wir sind gerade in der Mitte des ersten vollen Zyklus für Ambitionssteigerung des Pariser Abkommens und werden erst bei der COP30 nächstes Jahr die vollständigen Ergebnisse sehen", erklärt Petter Lydén, Bereichsleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Der nächste Gastgeber der Weltklimakonferenz, Brasilien, hat sich sehr für einen Verbesserungsprozess zu höheren Ambitionen in den nationalen Klimazielen eingesetzt. Dies gibt aus unserer Sicht für das kommende Jahr durchaus Grund zur Hoffnung."
Kaum Fortschritte bei Klimaanpassung und Schäden & Verlusten
Die COP29 hat es nicht geschafft, den am meisten bedrohten Menschen in Entwicklungsländern angemessene und verlässliche Unterstützung für den Umgang mit Klimawandelfolgen zu garantieren. "Beim Umgang mit Klimawandelschäden lässt die COP29 besonders verwundbare Menschen mit leeren Händen zurück. Das neue Klimafinanzierungsziel enthält keine direkten Verpflichtungen zur Bereitstellung von Finanzierung für Verluste und Schäden. Für die Anpassung an die Klimakrise wurden nur prozessuale, aber keine inhaltlichen Fortschritte bei der Erstellung von Indikatoren zur Messung des Globalen Anpassungsziels erzielt. Auch hier bleibt die finanzielle Unterstützung sehr vage. Bis zur kommenden Weltklimakonferenz in Brasilien muss das Überarbeitet werden, nur so lassen sich Fortschritte verfolgen, Lücken schließen und Gelder aus der Klimafinanzierung dahin lenken, wo es wirklich wirkt", fordert Laura Schäfer, Co-Leiterin des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

Einerseits sind die Ergebnisse nicht ausreichend, um auf die eskalierende Klimakrise zu reagieren. "Der nun beschlossene Aufwuchs der Klimafinanzierung auf mindestens 300 Milliarden Dollar jährlich bis 2035 reicht nicht für notwendigen Klimaschutz, -anpassung und die Bewältigung der durch die Klimakrise verursachten Schäden aus. Immerhin wurden aber eine Roadmap und eine Überprüfung 2030 beschlossen, um die Lücke zu den eigentlich notwendigen 1,3 Billionen Dollar pro Jahr etwa durch innovative Finanzmechanismen zu schließen", bilanziert David Ryfisch, Leiter des Bereichs Zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch.
In Bezug auf Klimaschutz konnten die Fortschritte des letzten Jahres nur mühsam verteidigt werden. Deshalb lehnte eine Reihe enttäuschter Staaten einen Konsens ab - und im Juni wird bei den Klimaverhandlungen in Bonn weiter über den Text zu Energiezielen verhandelt.
Das zusätzliche Geld für nationale Klimapläne (NDCs) kann neue Dynamik für Klimaschutz befördern. Bals: "In herausfordernder geopolitischer Lage ist die Dynamik für mehr Klimafinanzierung gestärkt und die Verteidigungslinie gegenüber den von Saudi-Arabien geführten Angriffen der fossilen Lobby mühsam gehalten worden. Nach den zwei heißesten Jahren der Menschheitsgeschichte mit vielen Rekord-Wetterextremen hat der immer lautere Schrei von Natur und Mensch keinen großen Durchbruch ausgelöst. Aber so unterschiedliche Länder wie Kolumbien und Kenia, Großbritannien, Brasilien und auch Deutschland haben dafür gesorgt, dass es insgesamt in einer durch die Wahl von Donald Trump verunsicherten Welt ein klares Signal gibt: Klimaschutz und Kooperation bestehen fort."
Mindestsumme mit 300 Milliarden Dollar knapp erreicht
Nach zähen Verhandlungen konnte man sich auf ein neues Klimafinanzierungsziel von mindestens 300 Milliarden US-Dollar jährlich im Kern einigen, dieses soll spätestens im Jahr 2035 erstmals voll erreicht werden. Die Hauptverantwortung werden traditionelle Geber - also Industrienationen - tragen, aber auch neue Geber sollen ihren Beitrag leisten. Ryfisch: "Mit 300 Milliarden US-Dollar wurde die heute realistische Mindestsumme für einen Abschluss gerade so erreicht. Diese Summe steht jedoch nicht im Verhältnis zum tatsächlichen Bedarf in verletzlichen Ländern. Leider haben viele Finanzministerien noch nicht verstanden, dass Klimafinanzierung keine milde Gabe ist. Jeder für Klimaschutz und -anpassung ausgegebene Euro ist gut investiert, denn er spart ein Vielfaches an Schäden. Entscheidend ist jetzt, dass die Finanzierung - etwa durch Abgaben auf den internationalen Schiffs- und Flugverkehr - zügig wächst, um arme Länder des Globalen Südens beim Bewältigen der Klimakrise zu unterstützen."
Nach Brasilien muss es mit ambitionierten NDCs gehen
In den kommenden Monaten sollen die Staaten ihre neuen nachgebesserten nationalen Klimaziele vorstellen, mit denen die globalen Klimaziele von Paris erreicht werden sollen. In Baku hat die dringend notwendige Steigerung der Ambition bei den Emissionsminderungen einen weiteren Schub durch die Zusage von mehr Geldern für den Klimaschutz bekommen. Die Globale Bestandsaufnahme als zentrale Grundlage für das Herunterfahren fossiler Energien wurde bestätigt. "Wir sind gerade in der Mitte des ersten vollen Zyklus für Ambitionssteigerung des Pariser Abkommens und werden erst bei der COP30 nächstes Jahr die vollständigen Ergebnisse sehen", erklärt Petter Lydén, Bereichsleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Der nächste Gastgeber der Weltklimakonferenz, Brasilien, hat sich sehr für einen Verbesserungsprozess zu höheren Ambitionen in den nationalen Klimazielen eingesetzt. Dies gibt aus unserer Sicht für das kommende Jahr durchaus Grund zur Hoffnung."
Kaum Fortschritte bei Klimaanpassung und Schäden & Verlusten
Die COP29 hat es nicht geschafft, den am meisten bedrohten Menschen in Entwicklungsländern angemessene und verlässliche Unterstützung für den Umgang mit Klimawandelfolgen zu garantieren. "Beim Umgang mit Klimawandelschäden lässt die COP29 besonders verwundbare Menschen mit leeren Händen zurück. Das neue Klimafinanzierungsziel enthält keine direkten Verpflichtungen zur Bereitstellung von Finanzierung für Verluste und Schäden. Für die Anpassung an die Klimakrise wurden nur prozessuale, aber keine inhaltlichen Fortschritte bei der Erstellung von Indikatoren zur Messung des Globalen Anpassungsziels erzielt. Auch hier bleibt die finanzielle Unterstützung sehr vage. Bis zur kommenden Weltklimakonferenz in Brasilien muss das Überarbeitet werden, nur so lassen sich Fortschritte verfolgen, Lücken schließen und Gelder aus der Klimafinanzierung dahin lenken, wo es wirklich wirkt", fordert Laura Schäfer, Co-Leiterin des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.
Kontakt: Germanwatch e.V., Stefan Küper | kueper@germanwatch.org | www.germanwatch.org
Umwelt | Klima, 24.11.2024

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