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Windenergie am Wendepunkt

Multi-Megawatt-Anlagen als Schlüssel zur Klimaneutralität

Der Übergang zu leistungsstarken Multi-Megawatt-Anlagen steht im Fokus der Windenergiebranche. Technologische Durchbrüche und strategische Partnerschaften sind entscheidend, um erneuerbare Energien weiter auszubauen. forum hat dafür mit Andreas Mangold, Leiter Anwendungstechnik Windsysteme bei Schaeffler, über die aktuellen Herausforderungen, die Rolle der Zulieferer und neue Finanzierungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Zukunft gesprochen. 
 
Herr Mangold, welche Technologien und Entwicklungen im Bereich Wind müssen forciert werden, um möglichst bald die globale Energieversorgung durch erneuerbare Energien zu erreichen? 
Andreas Mangold, Leiter Anwendungstechnik Windsysteme bei Schaeffler in Schweinfurt. © SchaefflerAndreas Mangold, Leiter Anwendungstechnik Windsysteme bei Schaeffler in Schweinfurt. © Schaeffler
Windenergie ist längst ein bedeutender Bestandteil der globalen Energiewende. Mit ihrer hohen Effizienz und dem stetigen Fortschritt in der Anlagentechnologie ist sie ein Eckpfeiler der nachhaltigen Energieversorgung. Doch um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen und der steigenden Nachfrage an Windenergie gerecht zu werden, muss die Technologie weiter optimiert werden.

Windkraftanlagen im Leistungsbereich von 3 bis 5 Megawatt überzeugen bereits mit ihrer Zuverlässigkeit aufgrund des hohen Reifegrads der Technologie. Doch die nächste Generation von Multi-Megawatt-Anlagen stellt eine neue Herausforderung dar. Die Technologie ist grundsätzlich vorhanden, doch um Windkraftanlagen mit höheren Leistungswerten zu realisieren, muss vor allem die Zuverlässigkeit der Antriebsstränge erhöht werden. Hier ist entscheidend, nicht nur die vorhandenen Technologien zu skalieren, sondern auch Phasen der Konsolidierung einzuräumen, um Anlagen für den Serienbetrieb und die langfristige Nutzung zu optimieren. Diese Weiterentwicklung ist mit einem hohen Validierungsaufwand und enormen Investitionen verbunden, nicht nur aufseiten der Anlagenhersteller, sondern auch bei den Zulieferern.

Über die Technologie hinaus bedarf es eines Blicks auf den industriepolitischen Zusammenhang. Um Klimaziele durch erneuerbare Energien „made in Europe" zu erreichen, sollte die Politik an der Wettbewerbsfähigkeit und der technologischen Souveränität Europas arbeiten. Dabei ist der strategische Blick auf die ganze Wertschöpfungskette, vom Rohstoff über den Zulieferer bis zum Betreiber, wichtig.

Welche technologischen Durchbrüche in der Windenergiebranche halten Sie für entscheidend, um den Übergang zu Multi-Megawatt-Anlagen zu beschleunigen? Wie können Unternehmen branchenübergreifend von diesen Innovationen profitieren? 
LORC Test-Anlage für Windräder in Lindø, Dänemark. © R&D Test SystemsLORC Test-Anlage für Windräder in Lindø, Dänemark. © R&D Test Systems
Bei Schaeffler sehen wir, dass sich Technologie und Architektur des Antriebsstrangs bereits stark weiterentwickelt haben. Der zu erreichende Durchbruch ist, diese Technologie über die nötigen Validierungs- und Optimierungsaufwände in die Zuverlässigkeit zu überführen. Dieser Weg kann nur über enge Kooperationen gelingen. Wir setzen im Rahmen unseres Closed Loop Engineering-Ansatzes auf realitätsnahe Validierung und technologische Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Hierzu sind wir in Zusammenarbeit mit R&D Test Systems, einem der führenden Anbieter von Prüfständen für die Windindustrie, am Bau des weltweit leistungsfähigste Prüfstand für Rotorlagerungen, LORC (Lindø Offshore Renewables Center), beteiligt. In Kooperation mit OEMs werden wir hier als erster Kunde unsere Rotor-Lagerungen für kommende Generationen von Windkraftanlagen ab Ende 2025 testen.

Inwiefern verändert der Trend zu größeren Windkraftanlagen die Anforderungen an Zulieferer und Dienstleister in der Wertschöpfungskette? Welche neuen Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich daraus für innovative Unternehmen?
Mit dem Wachstum der Anlagen werden auch die Anforderungen an die Zulieferer zunehmend komplexer. Für uns als Wälzlagerhersteller bedeutet dies, dass wir als Entwicklungspartner auf Augenhöhe mit unseren Kunden zusammenarbeiten – über die reine Belieferung mit Kernkomponenten hinaus. Die enge Zusammenarbeit hat sich am Markt etabliert, da die zunehmende Komplexität der Windkraftanlagen nur durch eine sehr frühzeitige und intensive Einbindung aller Partner bewältigt werden kann.

Der Ausbau von großen Windkraftanlagen erfordert erhebliche Investitionen. Welche neuen Finanzierungsmodelle und Geschäftsmodelle sehen Sie in der Branche, die es Unternehmen ermöglichen, in nachhaltige Technologien zu investieren? Welche Rolle spielen dabei staatliche Förderungen und private Investoren?
Simulation und Berechnung von Windturbinen-Lagern © SchaefflerSimulation und Berechnung von Windturbinen-Lagern © Schaeffler
Zunächst braucht es stabile politische Rahmenbedingungen, damit Unternehmen mit Planungssicherheit Investitionen tätigen und final Ausbauziele erreicht werden können. Neben politischen Instrumenten, wie der CO2-Bepreisung, schaffen auch Direktvermarktungskonzepte wie Power Purchase Agreements (PPA) zunehmend einen selbstragenden Ausbau der erneuerbaren Energien.

Zeitgleich sehen wir, dass Zölle in bestimmten Märkten Investitionen der Hersteller in andere Märkte verschoben haben. Diese Umwälzungen haben wiederum auch Einfluss auf die Zulieferer.

Der globale Ausbau der Windenergie ist mit unterschiedlichen geografischen und politischen Herausforderungen konfrontiert – von regulatorischen Rahmenbedingungen bis hin zu Infrastrukturen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Welche Märkte bieten Ihrer Meinung nach momentan das größte Potenzial, und wie können Unternehmen diese Chancen erfolgreich nutzen?
Abhängig von den politischen Entwicklungen sind nach wie vor China, Europa, Americas aber auch Indien die relevanten Märkte. Wir nehmen aber auch zunehmend Länder wie z.B. Brasilien als aktive Marktteilnehmer wahr. 

Um von lokalen Wachstumschancen zu profitieren, müssen Unternehmen sich den dortigen Marktbedingungen anpassen. Wir haben dies früh erkannt und eine weltweite Präsenz aufgebaut, die uns erlaubt, diese Märkte umfassend im Sinne von „local-to-local" zu bedienen.
 
Vielen Dank für das Gespräch!

Die Schaeffler AG mit Sitz in Herzogenaurach ist ein börsennotierter deutscher Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Mit innovativen Technologien, Produkten und Services in den Feldern Elektromobilität, CO2-effiziente Antriebe, Fahrwerkslösungen und erneuerbare Energien ist Schaeffler ein verlässlicher Partner, um Bewegung effizienter, intelligenter und nachhaltiger zu machen – und das über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Andreas Mangold ist Leiter der Anwendungstechnik Windsysteme bei Schaeffler in Schweinfurt.

Kontakt: Schaeffler AG, Andreas Mangold | andreas.mangold@schaeffler.com | www.schaeffler.com/de


Technik | Energie, 03.12.2024

     
        
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