NABU-Analyse: Welche Parteien wollen Klimaschutz anpacken und Biodiversitätskrise stoppen?
Bundestags-Wahlprogramme unter der Lupe - Atomkraft, Tempolimit und Naturschutzrecht im Fokus
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 23.2. hat der NABU die
Wahlprogramme aller derzeit im Bundestag vertretenen Parteien einem
Check unterzogen. Wie umfassend werden zentrale Aspekte des Natur- und
Klimaschutzes darin berücksichtigt? Und welche Perspektiven bieten die
Programme?
© NABUDie Analyse des NABU zeigt: "Auf die wachsenden Probleme geben die
Parteien in ihren Wahlprogrammen oft nur unzureichende Antworten, teils
auch gar keine. Dabei brauchen wir jetzt dringend mehr Ambitionen im
Natur- und Klimaschutz sowie Maßnahmen zur Wiederherstellung unserer
geschädigten Ökosysteme", gibt der NABU-Landesvorsitzende Johannes
Enssle zu Bedenken. Er warnt eindringlich vor einem Aufweichen von
Umweltstandards und Beteiligungsrechten von Umweltverbänden. "Ein
Großteil der Bürgerinnen und Bürger wünscht sich einen starken
Naturschutz und den Schutz unserer Ökosysteme, wie Umfragen ( BUND-Umfrage 2024 ) belegen. Diese Wahl entscheidet darüber, ob es im Bundestag
politische Mehrheiten für den Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen gibt. Je länger wir den ökologischen Wandel
hinauszögern, desto höher werden die Folgekosten für uns als
Gesellschaft", betont Enssle.
Die Analyse des NABU zeigt, dass eine ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik längst nicht in allen Wahlprogrammen berücksichtigt ist. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl haben CDU/CSU ihre umweltpolitischen Ansätze abgeschwächt, obwohl der Handlungsbedarf größer denn je ist. Auch die SPD zeigt sich im Natur- und Klimaschutz weniger ambitioniert als noch vor vier Jahren. Besonders scharf kritisiert der NABU die Ankündigung der CDU, das Verbandsklagerecht abzuschaffen: "Wer das völkerrechtlich verbriefte Recht der Umweltverbände, zum Schutz der Natur auch vor Gericht ziehen zu können, angreift, legt die Axt an Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sollten CDU und CSU das nach der Wahl tatsächlich angehen, werden wir uns entschieden dagegen stemmen. Eine gesunde Demokratie braucht eine starke und wehrhafte Zivilgesellschaft", sagt NABU-Landeschef Enssle.
Wahlprogramm-Check: Aussagen der Parteien zu Natur- und Klimaschutz:
Der NABU ist satzungsgemäß überparteilich. Er spricht keine Wahlempfehlung aus. Weil sich die Umsetzung der Inhalte aus den Wahlprogrammen jedoch positiv oder negativ auf den Natur- und Klimaschutz und damit auf die Arbeit des NABU und seiner ehrenamtlich Aktiven auswirken würde, ist es Teil des Aufgabenspektrums des NABU, die Wahlprogramme der Parteien zu prüfen und die Öffentlichkeit über die Inhalte zu informieren.

Die Analyse des NABU zeigt, dass eine ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik längst nicht in allen Wahlprogrammen berücksichtigt ist. Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl haben CDU/CSU ihre umweltpolitischen Ansätze abgeschwächt, obwohl der Handlungsbedarf größer denn je ist. Auch die SPD zeigt sich im Natur- und Klimaschutz weniger ambitioniert als noch vor vier Jahren. Besonders scharf kritisiert der NABU die Ankündigung der CDU, das Verbandsklagerecht abzuschaffen: "Wer das völkerrechtlich verbriefte Recht der Umweltverbände, zum Schutz der Natur auch vor Gericht ziehen zu können, angreift, legt die Axt an Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Sollten CDU und CSU das nach der Wahl tatsächlich angehen, werden wir uns entschieden dagegen stemmen. Eine gesunde Demokratie braucht eine starke und wehrhafte Zivilgesellschaft", sagt NABU-Landeschef Enssle.
Wahlprogramm-Check: Aussagen der Parteien zu Natur- und Klimaschutz:
- Die SPD setzt auf internationalen Klimaschutz und den Ausbau von
Schutzgebieten. In zentralen Fragen wie der Kreislaufwirtschaft und
Maßnahmen zur Klimaneutralität fehlen jedoch klare Konzepte und konkrete
Zeitpläne.
- CDU/CSU betonen den Schutz von Naturgebieten und die
Reduzierung des Flächenverbrauchs, bleiben jedoch in der praktischen
Umsetzung unverbindlich. Eine stringente Strategie zur Klimaneutralität
bis 2045 fehlt.
- B90/Die Grünen verfolgen die ambitioniertesten
Umwelt- und Klimaziele. Sie setzen auf eine naturverträgliche
Energiewende, den Schutz der Artenvielfalt und eine umfassende
Klimaschutzstrategie. Die Umsetzung ihrer Konzepte ist jedoch nicht in
allen Punkten klar definiert.
- Die LINKE fordert eine ökologische Wende, bleibt
aber ohne klare Konzepte zur Finanzierung und praktischen Umsetzung. Der
Waldschutz spielt eine untergeordnete Rolle.
- Die FDP setzt weiterhin stark auf fossile Energien
und den Emissionshandel, lehnt strengere Naturschutzauflagen ab und
priorisiert wirtschaftliche Interessen.
- Die AfD lehnt Klimaschutzmaßnahmen weitgehend ab,
stellt den menschengemachten Klimawandel infrage und ignoriert
Naturschutzgebiete sowie Umweltauflagen.
- Das BSW verfolgt eine ähnliche Linie wie die AfD, stellt Umweltauflagen infrage und bevorzugt fossile Energieträger
- Atomkraft:
Für den NABU ist klar: Eine Rückkehr zur Atomkraft ist unnötig und
unsinnig. Die Parteien sind bei dieser Frage in zwei Lager gespalten:
Während für SPD, Grüne und Linke der Atomausstieg gut und unumkehrbar
ist und sie die Endlagersuche konstruktiv begleiten wollen, halten sich
CDU/CSU und FDP die Rückkehr zur Atomenergie als "klimafreundliche
Zukunftstechnologie" offen. Die CDU setzt auf Forschung, die FDP auf den
Markt. Beide wollen zuletzt abgeschaltete Meiler reaktivieren und sind
offen dafür, neue Atomkraftwerke zu bauen. Die Linke will nach dem Atom-
und Kohleausstieg auch ein Erdgasausstiegsgesetz. Das BSW setzt auf
neue Ansätze in der Kernenergie und möchte diese durch Forschung und
Entwicklung unterstützen. Die AfD fordert den Wiedereinstieg in die
Kernenergie, begleitet durch den Ausbau von Kohlekraftwerken.
- Tempolimit: Mehr Sicherheit, weniger
Energieverbrauch und Klimagase - der NABU setzt sich für ein Tempolimit
von 120 km/h ein, wie es in vielen europäischen Ländern längst gute
Praxis ist und von der Mehrzahl der Bundesbürgerinnen und -bürger ( statista 2025 ) gewünscht wird. Doch auch hierzu gehen die Meinungen der Parteien
weit auseinander: Während AfD, FDP und CDU/CSU ein generelles Tempolimit
auf Autobahnen ablehnen, setzt sich die Linke für 120 km/h auf
Autobahnen und Tempo 30 innerorts ein. SPD und Grüne wollen Tempo 130
auf allen Autobahnen. Das BSW äußert sich dazu nicht.
- Klagerechte der Verbände: Der NABU setzt sich dafür ein, dass geltendes Naturschutzrecht angewandt wird. Doch wie stehen die Parteien in ihren Wahlprogrammen zu Klagerechten für Verbände? Einzig die Linke unterstützt die Idee, die Natur als Rechtssubjekt anzuerkennen und fordert ein wirksames Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzverbände. Die Grünen wollen die Beteiligungsmöglichkeiten für die junge Generation ausbauen und allgemein die Bürokratie abbauen. Die SPD will darauf achten, dass beim Bürokratieabbau die Ziele des ökologischen Wandels nicht gefährdet werden. Die FDP setzt auf einen radikalen allgemeinen Bürokratieabbau, auch BSW und AfD wollen bürokratische Hürden beseitigen, ohne sich zu Klagerechten zu äußern. CDU/CSU fordern die Abschaffung des Verbandsklagerechts bei Infrastrukturvorhaben und wollen sich dafür auch auf EU-Ebene einsetzen.
Der NABU ist satzungsgemäß überparteilich. Er spricht keine Wahlempfehlung aus. Weil sich die Umsetzung der Inhalte aus den Wahlprogrammen jedoch positiv oder negativ auf den Natur- und Klimaschutz und damit auf die Arbeit des NABU und seiner ehrenamtlich Aktiven auswirken würde, ist es Teil des Aufgabenspektrums des NABU, die Wahlprogramme der Parteien zu prüfen und die Öffentlichkeit über die Inhalte zu informieren.
- NABU-Parteiencheck
- Wahlprogramm-Check des NABU Baden-Württemberg mit Fragen zu Atomenergie, Tempolimit und Verbandsklagen
Kontakt: NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e.V., Claudia Wild | Claudia.Wild@NABU-BW.de | www.NABU-BW.de
Gesellschaft | Politik, 07.02.2025

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