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Kernenergie ist eine teure Inno­vations­bremse und gefährliche Investitions­barriere

Scientists for Future belegen, dass die Kernenergie keine preiswerte Option für den Klimaschutz darstellt

Seit der Energiekrise werden Kernkraftwerke wieder verstärkt als zuverlässige und preiswerte Option für Energieversorgung und Klimaschutz ins Spiel gebracht. Doch das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn im Bundestagswahlkampf anderes verlautbart wird, sind bahnbrechende technologische Fortschritte, etwa durch neue Reaktortypen wie die Small Modular Reactors (SMR) in den nächsten, im Kampf um das Klima entscheidenden Jahrzehnten nicht zu erwarten.

© wostemme, pixabay.com© wostemme, pixabay.com
Kurz vor den anstehenden Bundestagswahlen kursieren wieder vermehrt Meldungen in den Nachrichten rund um Kernenergie und die nukleare Wiederaufarbeitung gefährlicher, hochradioaktiver Substanzen sowie vermeintliche Durchbrüche bei Reaktortechnik oder dem Gefährdungspotential und der Lagerdauer von nuklearen Brennstoffen.

Immer wieder wird dabei auch die Kernenergie als preiswerte Option für den Klimaschutz ins Spiel gebracht. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ob Hinkley Point (UK), Olkiluto (Finnland) oder Flamanville (Frankreich): überall explodieren die Baukosten und in der Folge auch die Strompreise.

Keine Renaissance der Kernkraft in Sicht
Obwohl vor wenigen Tagen selbst der französische Rechnungshof angesichts der massiven Kosten und mangelnder Rentabilität der Technologie die Atomnation Frankreich zum Ausstieg mahnte, versprechen deutsche Politiker eine Renaissance und Wiederinbetriebnahme stillgelegter Atomkraftwerke. Dabei investieren aber laut World Nuclear Report nur noch 13 Länder in neue Kernkraftwerke. In Zeiten sich mehrender Terrorangriffe und des Ukrainekrieges verdeutlichen der Drohnenangriff auf den Sarkophag der Atomruine Tschernobyl oder die dramatischen Attacken auf Europas größtes Kernkraftwerk Saporischschja die strategischen Gefahren von nuklearen Anlagen. 

Dass der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz den Atomausstieg noch im Januar 2025 in der FAZ als "schweren strategischen Fehler" kritisiert [2], ist aus wissenschaftlicher Sicht kaum verständlich. Er beklagt, dass diese Entscheidung „mit sachlichen Entscheidungen nichts zu tun gehabt" habe und dass es „blanke Ideologie sei, auf dem Höhepunkt einer Energiekrise drei funktionierende, vollkommen störungsfrei laufende Kernkraftwerke stillzulegen". Der Blick auf aktuelle Fakten zeigt eher, dass Kernenergie teuer ist und sie als kurzfristige, sichere Alternative der Stromversorgung nicht zur Verfügung steht.

Stromkosten durch Atomausstieg nicht gestiegen
Falsch ist beispielsweise die oft gehörte Behauptung, dass die Stromkosten durch den Atomausstieg angestiegen seien. Prof. Dr. Claudia Kemfert bringt  es in einer Sachverständigenanhörung des Bundestages 2024 auf den Punkt: „Die Day-Ahead-Strompreise sanken sogar am 15. April 2023, trotz der Stilllegungen." Und auch insgesamt sind die Stromgestehungskosten der Kernkraft hoch, im Vergleich zu anderen Stromerzeugungstechnologien die höchsten überhaupt, wie die Grafik im Attachment zeigt.
 
Quelle: Lazard (2023), zitiert in der Sachverständigenanhörung des Bundestages 2024 (Kemfert et al)Quelle: Lazard (2023), zitiert in der Sachverständigenanhörung des Bundestages 2024 (Kemfert et al)
Heute sind Erneuerbare Energien, insbesondere Sonne und Wind, kostengünstigere Wettbewerber der Atomenergie, die nur etwa ein Viertel der Stromgestehungskosten pro KWH verursachen. Eine Studie der US-Investmentbank Lazard kommt zu dem Schluss, dass Strom aus regenerativen Quellen nur 5 US-Cent pro KWH kostet, Kernenergie fast 20 Cent. Dabei sind die Kosten von Rückbau und Entsorgung radioaktiver Abfälle noch gar nicht berücksichtigt. 

Neue Reaktortypen und Wiederaufarbeitung unrealistisch
Auch die von Bayerns Ministerpräsident Söder und amerikanischen KI-Konzernen jüngst wieder ins Gespräch gebrachten kleinen, modularen Reaktoren (Small Modular Reactors, SMR), im deutschen „Sogenannte Neuartige Reaktorkonzepte" (SNR) genannt, sind nicht geeignet, einen sinnvollen Beitrag zur Energiewende zu leisten. In einer Studie vom Februar 2024 schätzen Christian von Hirschhausen und seine Mitautoren den Sachverhalt vielmehr wie folgt ein [4]: 

„Die vielfach in der öffentlichen Diskussion und von Entwicklern selbst formulierte Erwartung, dass SNR einen signifikanten Beitrag zur Lösung der heutigen Probleme der Kerntechnik betragen können, kann angesichts des gegenwärtigen Entwicklungsstandes dieser Systeme und der tatsächlich nachgewiesenen und erwartbaren Vor- aber auch Nachteile der einzelnen Technologielinien damit insgesamt nicht als realistisch eingeschätzt werden."

Zu den gleichen Ergebnissen rund um Kernkraft kommen zahlreiche weitere wissenschaftliche Studien, viele ebenfalls mit Beteiligung von Wissenschaftlern, die die Scientists for Future unterstützen. Sie finden sie zusammen mit dieser Mitteilung auf unserer Webseite [1].

Links

Kontakt: Scientists for Future Deutschland, Markus Feilner | presse@scientists4future.org | www.scientists4future.org


Technik | Energie, 19.02.2025

     
        
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