Corporate Responsibility in der akademischen Lehre
Eine Herausforderung für sneep, das studentische Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik
Inwieweit wird Unternehmensverantwortung in den Lehrplänen wirtschaftswissenschaftlicher Hochschulen in Deutschland bisher berücksichtigt? Dieser Frage widmet sich eine Studie, die die Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit der Humboldt Universität Berlin und dem Centrum für Corporate Citizenship Deutschland (CCCD) vergangenes Jahr veröffentlicht hat. sneep gibt eine Einschätzung zur Studie und berichtet über Herausforderungen und Erfolge des Netzwerks.
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt der Studie "Corporate Responsibility in der akademischen Lehre":
1. Hat sich die Rolle der Unternehmen in der Gesellschaft verändert und haben sich entsprechend die Anforderungen an das Unternehmensmanagement gewandelt?
2. Werden CR-Aspekte in den wirtschaftswissenschaftlichen Curricula deutscher Hochschulen berücksichtigt?
3. Wie könnten CR-Curricula organisatorisch und inhaltlich gestaltet werden?
Während die erste Frage eindeutig bejaht wird und somit Handlungsbedarf erkennen lässt, ergibt sich bei der Frage nach den akademischen Curricula ein differenzierteres Bild. Deutsche Hochschulen haben der Studie zufolge die Relevanz des Themas zwar erkannt und bieten Kurse wie Wirtschafts- und Unternehmensethik (WUE) oder Umweltmanagement an. Besonders im Vergleich zum angloamerikanischen Raum besteht aber großer Nachholbedarf.
Wie lassen sich die Curricula nun konkret verbessern? CR-Studiengänge im Erststudium lehnen die Autoren der Studie ab. Sie empfehlen, WUE eher in bestehende Teildisziplinen in Verbindung mit spezialisierten Lehrstühlen zu integrieren. Auch Praktika und studentische Initiativen wie sneep seien in der Lage, die bestehende Lücke in der akademischen Lehre teilweise zu schließen.
Leichte Kritik am neuen Standardwerk
Trotz dem sehr guten und umfassenden Überblick, den die Studie über die Frage nach CSR in der akademischen Lehre sowie über die Komplexität des Themas vermittelt, sind einige Defizite zu erkennen: Die Studie untersucht "nur" wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten und der erfasste Zeitraum (Sommer 2006 bis 2007) vernachlässigt aktuelle Entwicklungen. Ferner verwundert es, dass international anerkannte Studien wie "business as unusual" (Netimpact, 2008) nicht berücksichtigt wurden.
Außerdem bleibt ein wichtiger Punkt unbeachtet: Während Studierende eines klassischen Wirtschaftsstudiengangs an 63 beziehungsweise 84 Prozent (je nach Ranking) aller internationalen Top-Universitäten verpflichtend mindestens einen Kurs im Bereich "business ethics" besuchen müssen, trifft dies in Deutschland nur in Ausnahmefällen zu. Nahezu alle Kursangebote in Deutschland sind freiwilliger Natur.
Engagement von sneep
Die Studie unterstreicht einige Herausforderungen, die sneep animieren, sich für Wirtschafts- und Unternehmensethik in Lehre und Praxis zu engagieren. sneep hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Themen rund um WUE an die Universitäten zu bringen und den erkannten Defiziten in der akademischen Lehre aktiv entgegenzutreten.
Seit nunmehr fünf Jahren organisieren die aktiven sneeps zahlreiche Projekte, die einerseits die Relevanz der Themen WUE und CSR in der Praxis deutlich machen und andererseits der Nachfrage nach einschlägigen Veranstaltungen in der akademischen Lehre von studentischer Seite Ausdruck verleihen. So werden zum einen Workshops, Fallstudien und Vortragsabende in Kooperation mit verschiedenen Unternehmen durchgeführt. sneep beteiligt sich an den Universitäten außerdem an Veranstaltungsreihen und Ringvorlesungen. Beispielsweise organisiert sneep München gemeinsam mit den Fachschaften BWL/VWL und in Kooperation mit sechs Fachbereichen an vier Hochschulen und hochrangigen Wirtschaftsvertretern die elfteilige Veranstaltungsreihe "business meets ethics" von Mai bis Juli 2009.
Nach wie vor stehen Studierende, denen WUE ein Anliegen ist, vor großen Herausforderungen, die aktuell auch durch die Umstellung auf das Bachelor/Master-System verschärft werden. Immerhin lässt sich mit der Anerkennung der Relevanz von WUE durch die Studie ein Erfolg verbuchen, den es jedoch in seiner praktischen Umsetzung kritisch zu verfolgen und weiter zu fördern gilt.
Von Jonas Gebauer und Elisabeth Reitmayr
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt der Studie "Corporate Responsibility in der akademischen Lehre":
1. Hat sich die Rolle der Unternehmen in der Gesellschaft verändert und haben sich entsprechend die Anforderungen an das Unternehmensmanagement gewandelt?
2. Werden CR-Aspekte in den wirtschaftswissenschaftlichen Curricula deutscher Hochschulen berücksichtigt?
3. Wie könnten CR-Curricula organisatorisch und inhaltlich gestaltet werden?
Während die erste Frage eindeutig bejaht wird und somit Handlungsbedarf erkennen lässt, ergibt sich bei der Frage nach den akademischen Curricula ein differenzierteres Bild. Deutsche Hochschulen haben der Studie zufolge die Relevanz des Themas zwar erkannt und bieten Kurse wie Wirtschafts- und Unternehmensethik (WUE) oder Umweltmanagement an. Besonders im Vergleich zum angloamerikanischen Raum besteht aber großer Nachholbedarf.
Wie lassen sich die Curricula nun konkret verbessern? CR-Studiengänge im Erststudium lehnen die Autoren der Studie ab. Sie empfehlen, WUE eher in bestehende Teildisziplinen in Verbindung mit spezialisierten Lehrstühlen zu integrieren. Auch Praktika und studentische Initiativen wie sneep seien in der Lage, die bestehende Lücke in der akademischen Lehre teilweise zu schließen.
Leichte Kritik am neuen Standardwerk
Trotz dem sehr guten und umfassenden Überblick, den die Studie über die Frage nach CSR in der akademischen Lehre sowie über die Komplexität des Themas vermittelt, sind einige Defizite zu erkennen: Die Studie untersucht "nur" wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten und der erfasste Zeitraum (Sommer 2006 bis 2007) vernachlässigt aktuelle Entwicklungen. Ferner verwundert es, dass international anerkannte Studien wie "business as unusual" (Netimpact, 2008) nicht berücksichtigt wurden.
Joachim Schwalbach/Anja Schwerk: Corporate Responsibility in der akademischen Lehre. Systematische Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für ein Curriculum. |
Außerdem bleibt ein wichtiger Punkt unbeachtet: Während Studierende eines klassischen Wirtschaftsstudiengangs an 63 beziehungsweise 84 Prozent (je nach Ranking) aller internationalen Top-Universitäten verpflichtend mindestens einen Kurs im Bereich "business ethics" besuchen müssen, trifft dies in Deutschland nur in Ausnahmefällen zu. Nahezu alle Kursangebote in Deutschland sind freiwilliger Natur.
Engagement von sneep
Die Studie unterstreicht einige Herausforderungen, die sneep animieren, sich für Wirtschafts- und Unternehmensethik in Lehre und Praxis zu engagieren. sneep hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Themen rund um WUE an die Universitäten zu bringen und den erkannten Defiziten in der akademischen Lehre aktiv entgegenzutreten.
Seit nunmehr fünf Jahren organisieren die aktiven sneeps zahlreiche Projekte, die einerseits die Relevanz der Themen WUE und CSR in der Praxis deutlich machen und andererseits der Nachfrage nach einschlägigen Veranstaltungen in der akademischen Lehre von studentischer Seite Ausdruck verleihen. So werden zum einen Workshops, Fallstudien und Vortragsabende in Kooperation mit verschiedenen Unternehmen durchgeführt. sneep beteiligt sich an den Universitäten außerdem an Veranstaltungsreihen und Ringvorlesungen. Beispielsweise organisiert sneep München gemeinsam mit den Fachschaften BWL/VWL und in Kooperation mit sechs Fachbereichen an vier Hochschulen und hochrangigen Wirtschaftsvertretern die elfteilige Veranstaltungsreihe "business meets ethics" von Mai bis Juli 2009.
Nach wie vor stehen Studierende, denen WUE ein Anliegen ist, vor großen Herausforderungen, die aktuell auch durch die Umstellung auf das Bachelor/Master-System verschärft werden. Immerhin lässt sich mit der Anerkennung der Relevanz von WUE durch die Studie ein Erfolg verbuchen, den es jedoch in seiner praktischen Umsetzung kritisch zu verfolgen und weiter zu fördern gilt.
Von Jonas Gebauer und Elisabeth Reitmayr
Kontakt: Jonas Gebauer und Elisabeth Reitmayr sind Mitglieder der sneep-Lokalgruppe München und des bundesweiten sneep-Koordinationsteams. Jonas.Gebauer@sneep.info Elisabeth.Reitmayr@sneep.info www.sneep.info www.business-meets-ethics.de |
Quelle:
Technik | Wissenschaft & Forschung, 10.08.2009
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