Berufliche Motive als Leistungsmotor und Karrieretreiber

Motivationsanalyse zur Gestaltung wirkungsvoller Personalentwicklung und Anreizsysteme

Mitarbeitermotivation ist als Thema bei Vorgesetzten und in Führungsseminaren immer präsent. Doch wovon das Ausmaß der persönlichen Einsatzbereitschaft tatsächlich abhängt und wie man sie fördern kann, darüber gibt es oft sehr unklare Vorstellungen. Wenig bekannt ist, wie viele berufliche Motive eigentlich wirksam sind. Wer weiß schon von den verschiedenen Motivationstypen, die Mitarbeiter zu unterschiedlichen Aufgabenstellungen, Positionen und Karrierewegen prädestinieren? Die individuellen Motivstrukturen zu kennen, ermöglicht jedoch eine sehr viel präzisere Personalauswahl und -entwicklung sowie auch eine deutlich wirksamere Gestaltung von Anreizen am Arbeitsplatz.

Wir haben die beruflichen Motive vom 148 Fach-, Vertriebs- und Führungskräften einer Analyse unterzogen. Dazu wurden die individuellen Motive mit Hilfe des Fragebogens zur Beruflichen Motivation erfasst und die Daten mit wissenschaftlich-statistischen Methoden auf systematische Muster und Strukturen untersucht. Wir fanden sechs Motivationstypen, die typisch für bestimmte Berufs- und Karrierewege sind.

Die sechs Motivationstypen

Die Allgemeine Menschenorientierung ist die am häufigsten gefundene Motivlage. Bei diesem Typ wird das Zusammensein mit anderen Menschen als angenehm und wünschenswert empfunden. Gemeinschaftliches Handeln und eine gute Teamatmosphäre sind sehr wichtig. Das Fehlen der Kontaktmöglichkeit am Arbeitsplatz, im Extremfall durch Arbeitslosigkeit, macht Menschen mit diesem Motiv unglücklich. Dabei ist die Relevanz dieser Motivation tendenziell abhängig vom Qualifikationsniveau: Für weniger qualifizierte Mitarbeiter ist sie wichtiger als für hochqualifizierte.

Commitment beschreibt einen Motivationstyp, bei dem es wichtig ist, sich gut aufgehoben und dem Unternehmen emotional zugehörig zu fühlen. Besonders gut entfalten kann sich ein Mensch dieses Typs in Unternehmenskulturen, die zur eigenen Persönlichkeit und den eigenen Wertvorstellungen passen. Dieser Motivationstyp kommt in allen von uns untersuchte Berufsgruppen vor, ist aber in der Regel nicht die stärkste Motivation. Für hochqualifizierte Fachkräfte ist sie sogar von vergleichsweise geringer Bedeutung.

Aktive Menschenorientierung findet man bei Personen, die sich engagiert und die Beziehung gestaltend mit anderen Menschen auseinandersetzen und auf sie Einfluss nehmen möchten. Bei ihrer Arbeit stellen sie den Menschen in den Mittelpunkt. Dabei stehen Aspekte wie die Übernahme der Verantwortung für andere oder die Führung von Mitarbeitern im Vordergrund. Dieser Motivationstyp kommt am seltensten vor. Am häufigsten trifft man ihn noch bei den hochqualifizierten Fachkräften an, bei oberen Führungskräften findet man ihn gar nicht, bei unteren sehr selten. Diese Motivlage scheint nicht führungstypisch zu sein, könnte aber für den Weg zur Führungskraft relevant sein.

Häufigkeitsverteilung der Motivcluster

Die Typische Fachkraft beschreibt einen Motivtyp, der sich durch eine hohe Fachorientierung und das Bedürfnis nach Sicherheit auszeichnet. Der Mitarbeiter dieses Typs ist meist sehr sorgfältig, systematisch und ausdauernd, oft verfügt er über zusätzliche Spezialkenntnisse. Die typische Fachkraft ist zudem dienstleistungsorientiert, denn sie möchte für andere etwas Nützliches tun. Gleichzeitig ist es ihr wichtig, die Balance zwischen der Arbeit und dem Privaten zu halten. Das Motivcluster "Typische Fachkraft" kommt erwartungsgemäß häufig bei Fachkräften vor. Führungskräfte zeigen diese Art von Motivation nicht.

Der extrinsisch motivierte Karrieretyp steht für Personen mit ausgesprochen hohen Macht- und Statusmotiven. Sie möchten wesentliche Entscheidungen treffen und die Richtung bestimmen. Auch Zielorientierung und Ehrgeiz gehören zu den Attributen dieser Motivationslage. Zwar kommt dieser Motivationstyp auf allen Positionen vor, jedoch deutlich häufiger bei oberen Führungskräften. Bei den Fachkräften trifft man ihn am seltensten an.

Der intrinsisch motivierte Leistungsträger legt viel Wert auf Freiheit, Eigenverantwortung und kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Personen dieses Typs verlangen nach einem eigenen Verantwortungsbereich, Selbstständigkeit und besonderen Herausforderungen. Diesen Motivationstyp findet man vor allem bei hochqualifizierten Fachkräften. Sie wollen als Experten herausfordernde Themenstellungen mit innovativen Konzepten bearbeiten. Bei unteren Vertriebsführungskräften ist dieser Motivationstyp gar nicht anzutreffen.

Zusammenfassung

Es lassen sich auf Basis des Fragebogens zur Beruflichen Motivation positionsspezifische Motivcluster erkennen, die das Verhalten und die Karriereentwicklung der Mitarbeiter erklären und vorhersagen können.

Je nach Qualifikationsniveau und beruflicher Position gibt es deutlich unterschiedliche Motivlagen. Gerade für geringer qualifiziertere Mitarbeiter ist der Arbeitsplatz vor allem ein Ort, um Geborgenheit und Kontakt in einer Gemeinschaft zu finden. Fachkräfte wollen in erster Linie einen soliden Job machen und einen sicheren Arbeitsplatz, der ihnen auch Zeit für ein Privatleben lässt. Kennzeichnend für Führungskräfte ist hingegen ihre geringe fachliche Motivation, für obere Führungskräfte zudem ihr starkes Streben nach Macht und Status. Hochqualifizierte Experten werden durch eine fachlich anspruchsvolle Tätigkeit motiviert, mit Geld und Statussymbolen kann man sie kaum reizen.

Die genaue Kenntnis der individuellen Motive eines jeden Mitarbeiters eröffnet vielfältige Möglichkeiten für die Mitarbeiterführung, Aufgabendelegation, Teamzusammensetzung, Personalentwicklung und die Gestaltung wirkungsvoller Anreizsysteme. Die Nutzung dieser Möglichkeiten wird nachhaltig sowohl zu höherer Arbeitsleistung als auch zu größerer Mitarbeiterzufriedenheit führen - eine Chance die man sich gerade heute nicht entgehen lassen sollte.
 
 
Von Christoph Nagler


Kontakt:

CNT Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwicklung mbH
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Tel.: 040 369 882 0
Fax: 040 369 882 33
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Ansprechpartner:
Christoph Nagler
Geschäftsführer, Diplom-Psychologe


Quelle:
Wirtschaft | Führung & Personal, 14.08.2009

     
        
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