Transparenz auf dem Kapitalmarkt
Deutschland hat bei nachhaltigen Geldanlagen einiges aufzuholen
Nachhaltigkeit ist in Deutschland ein Kernbegriff des wirtschaftlichen Handelns geworden - zu Recht. Im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen aber spielt Deutschland bislang keine Vorreiterrolle. Damit sich das möglichst rasch ändert, muss die Bundesregierung neue Rahmenbedingungen schaffen und den Kapitalmarkt endlich in ihre Nachhaltigkeitsstrategie einbeziehen. Das "Forum Nachhaltige Geldanlagen" (FNG) hat einen Zehn- Punkte-Plan entwickelt, der der Politik als Leitfaden dienen kann.
Auch heute schon investieren immer mehr private Anleger ihr Geld nachhaltig. Das heißt, sie beziehen nicht nur Faktoren wie Rendite, Risiko und Liquidität in die Anlagestrategie mit ein, sondern auch ökologische und ethische Überlegungen. Wurden im Jahr 2000 in Deutschland etwa fünf Milliarden Euro nachhaltig angelegt, so waren es 2009 im deutschsprachigen Raum bereits 33,2 Milliarden Euro. Nachhaltige Geldanlagen sind dabei, sich vom Nischenangebot zum festen Bestandteil der Finanzdienstleistungsprodukte zu entwickeln. Sie bilden inzwischen ein ebenso breites Produktspektrum ab wie konventionelle Geldanlagen.
Immer mehr private Anleger sind sich bewusst, dass die Art und Weise, wie und in welche Unternehmen sie investieren, unmittelbar Auswirkungen auf die Beziehung von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft hat. Nachhaltige Geldanlagen ermöglichen aber nicht nur die Erfüllung der eigenen sozialen und ökologischen Werte, sondern sind auch vom rein ökonomischen Standpunkt aus sinnvoll: Studien beweisen, dass die langfristige Performance nachhaltiger Geldanlagen mindestens ebenso gut ist wie die konventioneller Geldanlagen.
Der Grund liegt auf der Hand: Investitionen werden nur in Unternehmen getätigt, die bewusst und sorgfältig mit Ressourcen umgehen, ökologische und soziale Standards umsetzen und auf Risiken aus dem Klimawandel früh reagieren. So werden Gefahren für die Rendite rechtzeitig erkannt und umschifft. Denn die Auswirkungen des Klimawandels oder mögliche ordnungsrechtliche Gesetzesvorgaben kommen nicht aus heiterem Himmel, sondern können beizeiten in die Unternehmensstrategie miteinbezogen werden.
Zaghaftes Deutschland
Dennoch - das Potenzial für nachhaltige Geldanlagen ist noch längst nicht ausgeschöpft. Ihr Anteil am gesamten Anlagevolumen lag 2007 in Deutschland und in Österreich bei nur 0,7 Prozent, in der Schweiz bei 2,8 Prozent. Andere Länder sind deutlich weiter: In Belgien betrug der Anteil am gesamten Anlagevolumen 20 Prozent, in den Niederlanden sogar 40 Prozent! Warum ist er in den deutschsprachigen Ländern so gering?
Ein gewichtiger Grund ist ganz sicher die Unsicherheit vieler Anleger. Fast jeder Finanzdienstleister hat mittlerweile das eine oder andere Produkt im Angebot, das mit Nachhaltigkeit wirbt. Einheitliche Standards gibt es aber bislang nicht. In welche Wertpapiere seine Gelder fließen, darüber konnte sich der Anleger nicht immer sicher sein. Das hat sich nun geändert, dank einer Initiative des "Forums Nachhalti ge Geldanlagen e.V." (FNG), einem 2001 gegründeten Zusammenschluss von Finanzberatern, Banken, Rating-Agenturen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich für mehr Nachhaltigkeit im Finanzbereich einsetzen. Knapp 100 Unternehmen und Organisationen sind derzeit Mitglied. Seit 2008 vergibt das FNG gemeinsam mit dem europäischen Dachverband "Eurosif" (European Social Investment Forum) das "Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds". Es wird all jenen Fondsanbietern zuerkannt, die in ihren Transparenzleitlinien ihre Anlagestrategie und ihr Handeln deutlich machen. Das neue Logo sorgt so für wesentlich mehr Klarheit auf dem Markt der Publikumsfonds. Bis heute haben sich 30 Unternehmen in Europa zu den Leitlinien des Transparenzlogos bekannt. Sie repräsentieren knapp 25 Prozent des Marktvolumens.
Investieren mit Weitsicht
Das Transparenzlogo ist aber nur ein erster wichtiger Schritt. Die aktuelle Finanzmarktkrise zeigt, dass ein grundlegendes Umdenken in der Finanzwirtschaft notwendig ist. Statt des kurzfristigen, oft quartalsbeschränkten Denkens muss die nachhaltige Entwicklung in den Fokus der Entscheidungsfindung rücken. Die Akteure der Finanzmärkte müssen ihre Sichtweisen deutlich erweitern und dürfen sich bei der Beurteilung der Wirtschaftssituation nicht mehr nur auf ökonomische Fakten beschränken. Gerade bei Geldanlagen muss man die Frage stellen: Wie nachhaltig sind die Anlagekonzepte und Renditeerwartungen?
Unisono fordern derzeit Politiker, Medien und Verbraucherschützer mehr Moral und Verantwortungsbewusstsein auf den Finanzmärkten. Appelle allein aber werden nicht fruchten. Deshalb fordert das "Forum Nachhaltige Geldanlagen", dass sich die Politik nicht nur aufs Krisenmanagement beschränkt, sondern gestaltend aktiv wird. Sie muss die Rahmenbedingungen so verändern, dass auch auf den Finanzmärkten wieder die langfristigen Ziele in den Mittelpunkt rücken.
Die öffentliche Hand kann aber auch in ihrem eigenen Bereich - bei den staatseigenen Unternehmen, Unternehmensbeteilungen und Behörden - nachhaltiger wirtschaften: indem sie nämlich den Kapitalmarkt endlich in ihre Nachhaltigkeitsstrategie miteinbezieht. Eine nachhaltige Entwicklung ist das zentrale Ziel des Regierungshandelns, so schreibt es die 2002 von der Bundesregierung beschlossene nationale Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" fest.
Kapitalanlagestrategie erneuern
Die Bundesregierung ist in zahlreiche Abkommen und Strategien involviert, die von einer neu ausgerichteten eigenen Kapitalanlagestrategie unterstützt werden müssten. Dazu nur einige Beispiele: Die Bundesrepublik ist eines der zehn ständigen Mitglieder im Verwaltungsrat der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), zu deren Zielen die Beseitigung der Zwangsarbeit, die Abschaffung der Kinderarbeit und das Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf gehören. 2007 beschloss das Bundeskabinett als verbindliches Ziel, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Und seit September 2008 gelten auch für die deutsche Politik die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen: Bis 2015 soll der Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, halbiert, die Kindersterblichkeit verringert, der Schutz der Umwelt verbessert, die Gleichstellung der Geschlechter gefördert werden. Um diese Ziele zu erreichen, sollte die Bundesregierung den Kapitalmarkt stärker als bisher in ihre Politik miteinbeziehen. Die Nachhaltigkeit der Finanzmärkte kann und muss als Motor dienen, um die richtigen und wichtigen Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung zu erreichen.
Leitfaden für mehr Nachhaltigkeit
Bei Wirtschaftssubjekten in ihrem eigenen Einflussbereich sollte die öffentliche Hand vier Punkte im Auge behalten: Sie sollte sich nur an solchen Unternehmen direkt und maßgeblich beteiligen, die eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. Das öffentliche Vermögen und das Vermögen von Unternehmen der öffentlichen Hand, zum Beispiel der Sozialversicherungsträger, der öffentlichen Pensionseinrichtungen oder der öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute, sollten nur unter Berücksichtigung verbindlicher Standards für Nachhaltigkeit angelegt werden.
Die Bundesregierung sollte staatliche Förderungen für Finanzanlagen wie etwa Riester-Renten-Produkte an verbindliche Nachhaltigkeitsstandards binden und diese transparent machen. Und schließlich sollten gemeinnützige Stiftungen und Stiftungen des öffentlichen Rechts verpflichtet werden, offenzulegen, wie sie ethische, soziale und ökologische Belange bei der Anlage ihres Finanzvermögens berücksichtigen. Wer heute eine gemeinnützige Organisation fördert, kann nicht sicher sein, ob sein Mitgliedsbeitrag oder seine Spende nicht in Unternehmen und Projekte investiert wird, deren Wirkungen im Widerspruch zum Zweck der Gabe stehen. Dabei darf es nicht bleiben. Außerdem schlägt das "Forum Nachhaltige Geldanlagen" sechs Punkte vor, wie die Regierung das Bewusstsein und die Transparenz bei den Marktakteuren steigern kann:
1. Grundsätzlich sollten Bürger und Anlageberater mehr über die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung informiert werden. Dazu müssten Aspekte der Nachhaltigkeit in das Bildungssystem sowie in die Berufsausbildung der Finanzdienstleister integriert werden.
2. Finanzdienstleister sollten gesetzlich verpflichtet werden, im Beratungsgespräch Fragen der Nachhaltigkeit und individuelle Wertepräferenzen als Anlagemotiv, das heißt nicht-finanzielle Indikatoren, bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen.
3. Ferner sollten in Verkaufsprospekte und sonstige Verkaufsunterlagen zu Finanzprodukten Aussagen zur Nachhaltigkeit integriert werden müssen. Sie sollten im Rahmen der Zulassung seitens der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überprüft werden.
4. Das Transparenzlogo von "Eurosif" sollte zu einem generellen Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit und Transparenz bei Finanzdienstleistungsprodukten weiterentwickelt werden.
5. Unternehmen sollten verpflichtet werden, Investoren Auskunft über ihr nachhaltiges Handeln zu geben und im Lagebericht über die nicht-finanziellen Indikatoren zu berichten.
6. Und als letzter Punkt: Finanzdienstleister und institutionelle Investoren sollten zu nachhaltigem Investieren angehalten werden und darüber berichten.
Mit diesen Maßnahmen wäre ein großer Schritt für mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor getan. Nachhaltige Geldanlagen wiederum können entscheidend dazu beitragen, die so wichtigen Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft zu erreichen.
Auch heute schon investieren immer mehr private Anleger ihr Geld nachhaltig. Das heißt, sie beziehen nicht nur Faktoren wie Rendite, Risiko und Liquidität in die Anlagestrategie mit ein, sondern auch ökologische und ethische Überlegungen. Wurden im Jahr 2000 in Deutschland etwa fünf Milliarden Euro nachhaltig angelegt, so waren es 2009 im deutschsprachigen Raum bereits 33,2 Milliarden Euro. Nachhaltige Geldanlagen sind dabei, sich vom Nischenangebot zum festen Bestandteil der Finanzdienstleistungsprodukte zu entwickeln. Sie bilden inzwischen ein ebenso breites Produktspektrum ab wie konventionelle Geldanlagen.
Immer mehr private Anleger sind sich bewusst, dass die Art und Weise, wie und in welche Unternehmen sie investieren, unmittelbar Auswirkungen auf die Beziehung von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft hat. Nachhaltige Geldanlagen ermöglichen aber nicht nur die Erfüllung der eigenen sozialen und ökologischen Werte, sondern sind auch vom rein ökonomischen Standpunkt aus sinnvoll: Studien beweisen, dass die langfristige Performance nachhaltiger Geldanlagen mindestens ebenso gut ist wie die konventioneller Geldanlagen.
Der Grund liegt auf der Hand: Investitionen werden nur in Unternehmen getätigt, die bewusst und sorgfältig mit Ressourcen umgehen, ökologische und soziale Standards umsetzen und auf Risiken aus dem Klimawandel früh reagieren. So werden Gefahren für die Rendite rechtzeitig erkannt und umschifft. Denn die Auswirkungen des Klimawandels oder mögliche ordnungsrechtliche Gesetzesvorgaben kommen nicht aus heiterem Himmel, sondern können beizeiten in die Unternehmensstrategie miteinbezogen werden.
Zaghaftes Deutschland
Dennoch - das Potenzial für nachhaltige Geldanlagen ist noch längst nicht ausgeschöpft. Ihr Anteil am gesamten Anlagevolumen lag 2007 in Deutschland und in Österreich bei nur 0,7 Prozent, in der Schweiz bei 2,8 Prozent. Andere Länder sind deutlich weiter: In Belgien betrug der Anteil am gesamten Anlagevolumen 20 Prozent, in den Niederlanden sogar 40 Prozent! Warum ist er in den deutschsprachigen Ländern so gering?
Ein gewichtiger Grund ist ganz sicher die Unsicherheit vieler Anleger. Fast jeder Finanzdienstleister hat mittlerweile das eine oder andere Produkt im Angebot, das mit Nachhaltigkeit wirbt. Einheitliche Standards gibt es aber bislang nicht. In welche Wertpapiere seine Gelder fließen, darüber konnte sich der Anleger nicht immer sicher sein. Das hat sich nun geändert, dank einer Initiative des "Forums Nachhalti ge Geldanlagen e.V." (FNG), einem 2001 gegründeten Zusammenschluss von Finanzberatern, Banken, Rating-Agenturen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich für mehr Nachhaltigkeit im Finanzbereich einsetzen. Knapp 100 Unternehmen und Organisationen sind derzeit Mitglied. Seit 2008 vergibt das FNG gemeinsam mit dem europäischen Dachverband "Eurosif" (European Social Investment Forum) das "Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds". Es wird all jenen Fondsanbietern zuerkannt, die in ihren Transparenzleitlinien ihre Anlagestrategie und ihr Handeln deutlich machen. Das neue Logo sorgt so für wesentlich mehr Klarheit auf dem Markt der Publikumsfonds. Bis heute haben sich 30 Unternehmen in Europa zu den Leitlinien des Transparenzlogos bekannt. Sie repräsentieren knapp 25 Prozent des Marktvolumens.
Investieren mit Weitsicht
Das Transparenzlogo ist aber nur ein erster wichtiger Schritt. Die aktuelle Finanzmarktkrise zeigt, dass ein grundlegendes Umdenken in der Finanzwirtschaft notwendig ist. Statt des kurzfristigen, oft quartalsbeschränkten Denkens muss die nachhaltige Entwicklung in den Fokus der Entscheidungsfindung rücken. Die Akteure der Finanzmärkte müssen ihre Sichtweisen deutlich erweitern und dürfen sich bei der Beurteilung der Wirtschaftssituation nicht mehr nur auf ökonomische Fakten beschränken. Gerade bei Geldanlagen muss man die Frage stellen: Wie nachhaltig sind die Anlagekonzepte und Renditeerwartungen?
Unisono fordern derzeit Politiker, Medien und Verbraucherschützer mehr Moral und Verantwortungsbewusstsein auf den Finanzmärkten. Appelle allein aber werden nicht fruchten. Deshalb fordert das "Forum Nachhaltige Geldanlagen", dass sich die Politik nicht nur aufs Krisenmanagement beschränkt, sondern gestaltend aktiv wird. Sie muss die Rahmenbedingungen so verändern, dass auch auf den Finanzmärkten wieder die langfristigen Ziele in den Mittelpunkt rücken.
Die öffentliche Hand kann aber auch in ihrem eigenen Bereich - bei den staatseigenen Unternehmen, Unternehmensbeteilungen und Behörden - nachhaltiger wirtschaften: indem sie nämlich den Kapitalmarkt endlich in ihre Nachhaltigkeitsstrategie miteinbezieht. Eine nachhaltige Entwicklung ist das zentrale Ziel des Regierungshandelns, so schreibt es die 2002 von der Bundesregierung beschlossene nationale Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" fest.
Kapitalanlagestrategie erneuern
Die Bundesregierung ist in zahlreiche Abkommen und Strategien involviert, die von einer neu ausgerichteten eigenen Kapitalanlagestrategie unterstützt werden müssten. Dazu nur einige Beispiele: Die Bundesrepublik ist eines der zehn ständigen Mitglieder im Verwaltungsrat der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), zu deren Zielen die Beseitigung der Zwangsarbeit, die Abschaffung der Kinderarbeit und das Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf gehören. 2007 beschloss das Bundeskabinett als verbindliches Ziel, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Und seit September 2008 gelten auch für die deutsche Politik die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen: Bis 2015 soll der Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, halbiert, die Kindersterblichkeit verringert, der Schutz der Umwelt verbessert, die Gleichstellung der Geschlechter gefördert werden. Um diese Ziele zu erreichen, sollte die Bundesregierung den Kapitalmarkt stärker als bisher in ihre Politik miteinbeziehen. Die Nachhaltigkeit der Finanzmärkte kann und muss als Motor dienen, um die richtigen und wichtigen Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung zu erreichen.
Leitfaden für mehr Nachhaltigkeit
Bei Wirtschaftssubjekten in ihrem eigenen Einflussbereich sollte die öffentliche Hand vier Punkte im Auge behalten: Sie sollte sich nur an solchen Unternehmen direkt und maßgeblich beteiligen, die eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. Das öffentliche Vermögen und das Vermögen von Unternehmen der öffentlichen Hand, zum Beispiel der Sozialversicherungsträger, der öffentlichen Pensionseinrichtungen oder der öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute, sollten nur unter Berücksichtigung verbindlicher Standards für Nachhaltigkeit angelegt werden.
Die Bundesregierung sollte staatliche Förderungen für Finanzanlagen wie etwa Riester-Renten-Produkte an verbindliche Nachhaltigkeitsstandards binden und diese transparent machen. Und schließlich sollten gemeinnützige Stiftungen und Stiftungen des öffentlichen Rechts verpflichtet werden, offenzulegen, wie sie ethische, soziale und ökologische Belange bei der Anlage ihres Finanzvermögens berücksichtigen. Wer heute eine gemeinnützige Organisation fördert, kann nicht sicher sein, ob sein Mitgliedsbeitrag oder seine Spende nicht in Unternehmen und Projekte investiert wird, deren Wirkungen im Widerspruch zum Zweck der Gabe stehen. Dabei darf es nicht bleiben. Außerdem schlägt das "Forum Nachhaltige Geldanlagen" sechs Punkte vor, wie die Regierung das Bewusstsein und die Transparenz bei den Marktakteuren steigern kann:
1. Grundsätzlich sollten Bürger und Anlageberater mehr über die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung informiert werden. Dazu müssten Aspekte der Nachhaltigkeit in das Bildungssystem sowie in die Berufsausbildung der Finanzdienstleister integriert werden.
2. Finanzdienstleister sollten gesetzlich verpflichtet werden, im Beratungsgespräch Fragen der Nachhaltigkeit und individuelle Wertepräferenzen als Anlagemotiv, das heißt nicht-finanzielle Indikatoren, bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen.
3. Ferner sollten in Verkaufsprospekte und sonstige Verkaufsunterlagen zu Finanzprodukten Aussagen zur Nachhaltigkeit integriert werden müssen. Sie sollten im Rahmen der Zulassung seitens der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überprüft werden.
4. Das Transparenzlogo von "Eurosif" sollte zu einem generellen Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit und Transparenz bei Finanzdienstleistungsprodukten weiterentwickelt werden.
5. Unternehmen sollten verpflichtet werden, Investoren Auskunft über ihr nachhaltiges Handeln zu geben und im Lagebericht über die nicht-finanziellen Indikatoren zu berichten.
6. Und als letzter Punkt: Finanzdienstleister und institutionelle Investoren sollten zu nachhaltigem Investieren angehalten werden und darüber berichten.
Mit diesen Maßnahmen wäre ein großer Schritt für mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor getan. Nachhaltige Geldanlagen wiederum können entscheidend dazu beitragen, die so wichtigen Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft zu erreichen.
Claudia Tober ist seit März 2009 die Geschäftsführerin des Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Sie ist Diplom-Volkswirtin und hat nach ihrem Studium mehrere Jahre als Beraterin beim Forschungs- und Anwendungsverbund für Verkehrssystemtechnik gearbeitet. Seit 2002 war sie Referentin bei verschiedenen Bundestagsabgeordneten im Bereich Finanzen, seit 2005 Referentin für den finanzpolitischen Sprecher von B90/die Grünen, Dr.Gerhard Schick.
von Claudia Tobler
Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 05.01.2010
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