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Ritter Sport: Quadratisch, praktisch, fair

Interview mit Alfred T. Ritter zur Fairness des Familienunternehmens

Alfred T. Ritter ist der geschäftsführende Gesellschafter von RITTER SPORT, einem großen Unternehmen, das familiär geblieben ist und als Familienunternehmen Qualität und Fairness auf seine Fahnen geschrieben hat. Was viele nicht wissen: Der Geschäftsführer ist auch ein "Heizungsbauer" aus Überzeugung. forum sprach mit ihm über Beschaffungsrichtlinien und sein Engagement für Nachhaltigkeit.

Alfred T. Ritter wirtschaftet nach dem Credo: "Produzieren und verkaufen Sie etwas, was die Menschen wirklich brauchen".
Was hat Ritter dazu bewegt, das Thema Fair Trade als Beschaffungsrichtlinie zu integrieren?
Ein fairer und angemessener Umgang mit Menschen und mit der Natur sollte uns allen ein Grundanliegen sein. Fairer Umgang ist nachhaltiger Umgang. Wir als Schokoladenhersteller arbeiten nun einmal mit natürlichen Rohstoffen. Von unseren Lieferanten erwarten wir eine gleichbleibend hohe Qualität. Diese Qualität lässt sich nur durch einen fairen Umgang und einen fairen Preis dauerhaft halten.

Welche Probleme waren mit dem Thema Fair Trade verbunden?
Rohstoffe unterliegen leider besonders in den letzten Jahren, nicht zuletzt auf Grund von Spekulationen, recht hohen Preissteigerungen. Wir können diese Preiserhöhungen nur bis zu einem wirtschaftlich verträglichen Maße abfangen. Dann müssen wir diese Steigerungen an den Handel weitergeben. Dies ist zuletzt im Jahr 2008 geschehen, als wir unsere Abgabepreise signifikant erhöhen mussten. Natürlich hätten wir die Möglichkeit gehabt, an der Qualitätsschraube zu drehen, aber das kommt für uns nicht in Frage.

Wie hat der Verbraucher reagiert?
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass wir keinen Einfluss auf den Verbraucherpreis haben, es aber naheliegend ist, dass der Handel unsere Preiserhöhung an den Endverbraucher weiter gibt. Wir waren immer überzeugt, dass wir besonders "wählerische" Kunden haben, und so fiel die Reaktion positiv für uns aus. Unsere Verbraucher sind qualitätsbewusst und kaufen Ritter Sport, weil wir eine hohe Qualität bieten und auch wegen der guten Zutaten, wie z.B. ganze Nüsse und gefriergetrocknete Fruchtstückchen oder feines Edelmarzipan statt einer Marzipancreme, die verwendet werden. Natürlich muss ich aber auch sagen, dass wir anfangs einen kleinen Absatzeinbruch hinnehmen mussten, der sich aber wieder geglättet hat.

Seit 1990 unterstützt RITTER SPORT Kakaobauern in Nicaragua.
Was hat Ritter dazu bewegt, das Thema Fair Trade als Beschaffungsrichtlinie zu integrieren?Hört das Thema Fair Trade bei der Beschaffung in der 3. Welt auf oder wurden auch vor Ort in der Beschaffung, der Produktion und im Handel neue Ansätze realisiert?
Nachhaltigkeit kennt keine Grenzen. Diesen Grundsatz leben wir auf allen Beziehungsebenen. Wir kaufen unsere Rohstoffe wo möglich direkt vor Ort ein. Mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegen wir einen offenen und fairen Umgang, nur so lässt sich hohe Qualität halten. Dazu haben wir beispielsweise die unteren tariflichen Lohngruppen abgeschafft und bieten auch ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot. Da die Schokoladenproduktion ein recht energieaufwendiger Prozess ist, haben wir schon im Jahr 2002 ein eigenes Blockheizkraftwerk auf unserem Firmengelände gebaut. Damit decken wir rund 30 Prozent unseres Strombedarfs und etwa 70 Prozent unseres Wärmebedarfs. Die restliche Energie beziehen wir ausschließlich aus regenerativen Energiequellen und dem System der Kraft-Wärme-Kopplung. Natürlich sind auch unsere Fabrikdächer soweit wie möglich mit Photovoltaikanlagen bestückt.

Wie ist der Zusammenhang für Sie zwischen Fair Trade und Bio? Bedingt das eine das andere?
Optimalerweise ja, aber Fair Trade heißt nicht Bio und Bio ist auch nicht unbedingt Fair Trade. Ich glaube, auch hier spielt der Parameter "Qualität" eine zentrale Rolle. Wer gute und gleichbleibende Qualität erwartet, muss einen fairen Umgang auch auf lange Sicht hin pflegen und hat mit ökologisch produzierten Rohstoffen immer die bessere Wahl.

Insidern sind Sie als Visionär und innovativer "Öko"-Unternehmer bekannt. Wie kamen Sie dazu, sich um Heizungen zu kümmern?
Das für mich ausschlaggebende, traurige Erlebnis war der Atomreaktorunfall in Tschernobyl 1986. In der Türkei wurde die Haselnussernte für Ritter Sport vollständig verstrahlt. Da wurde mir klar, dass Atomenergie überflüssig sein und man auf alternative Energien umsteigen können muss. Klaus Taafel, Albrecht Martin und ich haben uns zusammen an einen Tisch gesetzt und begonnen, unsere Ideen zu sammeln und in die Tat umzusetzen. Gemeinsam haben wir dann 1988 die Paradigma Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG gegründet.

Was war der größte Rückschlag in Ihrem Engagement für Nachhaltigkeit?
Ein schmerzlicher Rückschlag in allen Bemühungen, die regenerativen Energiequellen zu fördern und auszubauen, ist die erneute Diskussion um die Laufzeiten der Atomkraftwerke. In diesem Zusammenhang finde ich auch den Vorwurf enttäuschend, dass die Solarenergie ohne staatliche Subventionen nicht wirtschaftlich sei. Dabei äußert sich aber niemand über die wahre Wirtschaftlichkeit der Atomenergie. Hier werden wichtige Rahmendaten, wie beispielsweise die Kosten für die Endlagerung, nicht mit einbezogen, wodurch ein verfälschtes Bild in der Öffentlichkeit entsteht.

Was war der größte Erfolg in Ihrer Unternehmerkarriere?
Natürlich liegt mir die Schokolade sehr am Herzen, aber ganz besonders freut mich die Unternehmensentwicklung, die meine Umwelttechnik-Firma Paradigma in den letzten 22 Jahren seit Gründung gemacht hat. Sie ist ein sehr großer Erfolg für uns und brachte in der Heizungstechnik eine große Entlastung für die Umwelt.

Wir gratulieren und danken für das Gespräch.

Quelle: Alfred Ritter GmbH & Co. KG

Wirtschaft | CSR & Strategie, 07.07.2010
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2010 - Die Verantwortung der Medien erschienen.
     
        
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