BIOFACH 2025

Waldwege...

... zum effektiven Klima- und Biodiversitätsschutz

Zur Vermeidung gefährlicher Klimaveränderungen zeigen immer mehr Unternehmen Verantwortung, indem sie energieeffizienter produzieren und Restemissionen durch Klimaschutzprojekte kompensieren. Konsumenten schätzen dieses Engagement bei der Auswahl von Produkten und Dienstleistungen. Hierbei spielen Waldprojekte zunehmend eine wichtige Rolle. Durch die Entwicklung von Standards werden die Qualität der Waldklimaschutzprojekte gesichert bzw. multiple positive Wirkungen erzielt, z.B. im Rahmen des Biodiversitäts- bzw. Wasserschutzes. Deshalb unterstützen viele große Naturschutzverbände Waldklimaschutzprojekte.

Foto: © Katrina Brown, Fotolia
Von Eduard Merger

Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung extremer Klimaveränderungen und beim Erhalt der Biodiversität. Allein Tropenwälder beheimaten mehr als 50 Prozent der weltweiten Artenvielfalt. Jährlich werden etwa 18 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemission durch die Zerstörung von Wäldern verursacht. Dies entspricht einem jährlichen Waldverlust von der Größe der Schweiz. Zudem führt die globale Vernichtung von Waldökosystemen zu einer Verarmung der ländlichen Bevölkerung, deren Lebensgrundlage in einem engen Zusammenhang mit der Existenz und Qualität von Wäldern steht.

Freiwilliger Kohlenstoffmarkt

Mit dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls hat sich die Staatengemeinschaft (mit Ausnahme der USA) verpflichtet, eine gefährliche Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu vermeiden. Dabei wurden energieintensiv produzierende Unternehmen gesetzlich verpflichtet, ihre jährlichen Emissionen schrittweise zu reduzieren. Innovative Unternehmen, die nicht unter das Emissionsschutzgesetz fallen, werden ebenfalls häufig ihrer Verantwortung gerecht und engagieren sich für den Klimaschutz, indem sie freiwillig Emissionen reduzieren, bzw. am freiwilligen Kohlenstoffmarkt Emissionszertifikate kaufen, um ihre Restemissionen zu kompensieren. Dabei sind Wald- und Bodenklimaschutzprojekte die einzige Möglichkeit, Treibhausgase der Atmosphäre zu entziehen und dauerhaft in Wäldern und Böden zu speichern. Allein zwischen 2005 und 2009 hat sich das Handelsvolumen auf dem freiwilligen Markt verfünffacht - von zehn Millionen auf 50 Millionen Tonnen CO2. Aufgrund ihrer vielfältigen sozialen und ökologischen Leistungen werden Waldklimaschutzprojekte in diesem Marktsegment häufig bevorzugt.

Waldwegweiser
Foto: © Philipp Ledényi
Qualitätsstandards

Durch die rasante Entwicklung der Kohlenstoffmärkte etablierten sich in den letzten Jahren einige Qualitätsstandards und Register. Eine unabhängige Zertifizierung stellt die Integrität der Projekte sicher. Im Auftrag der Emissionshandelsstelle beim Umweltbundesamt hat Unique forestry consultants kürzlich die verschiedenen Standards auf ihre Wirksamkeit überprüft und entsprechende Empfehlungen abgeleitet. Desweiteren werden in einem vom Global Nature Fund und der Tropenwaldstiftung OroVerde durchgeführten Projekt derzeit Leitlinien entwickelt, die Unternehmen eine Orientierungshilfe bei der Bewertung von Waldklimaprojekten und Standards bieten sollen.

Unabhängige Standards stellen sicher, dass Emissionsreduktionen real, zusätzlich, messbar und permanent sind, sowie positive ökologische und soziale Wirkungen erzielen. Im Jahr 2009 wurden bereits mehr als 95 Prozent aller gehandelten Emissionszertifikate nach anerkannten Standards zertifiziert. Zum Teil unabhängig von den Standards wurden Registersysteme etabliert, ebenfalls mit dem Ziel, den Handel von Emissionszertifikaten transparent zu gestalten. Darüber hinaus bieten Register Anbietern und Käufern eine Handelsplattform.

Waldklimaschutzprojekttypen

Generell können Emissionszertifikate von drei verschiedenen Typen von Waldklimaschutzprojekten generiert werden. Aufforstungs- und Wiederaufforstungsprojekte (A/R), die Kohlenstoff der Atmosphäre entziehen und dauerhaft in der Biomasse und im Boden speichern; Projekte, die Emissionen im Rahmen von Entwaldung und Walddegradation vermeiden, zumeist an Orten, wo zur Zeit ein sehr hoher Entwaldungs- und Walddegradationsdruck herrscht (REDD+) und Projekte, bei denen durch die Einführung einer verbesserten Waldbewirtschaftung die Kohlenstoffvorräte in Waldökosystemen langfristig erhöht werden, z. B. durch die Verlängerung der Umtriebszeiten (IFM) (Erläuterung siehe Infobox).

Laut dem jährlichen Bericht von Ecosystem Marketplace wurden bislang Emissionszertifikate aus A/R-Projekten am häufigsten gehandelt, etwa 60 Prozent aller gehandelten forstlichen Zertifikate mit einem Gesamtwert von etwa US$ 52,2 Mio.. REDD+ Projekte hatten einen Marktanteil von etwa 24 Prozent (US$ 41.6 Mio.) und IFM-Projekte 8 Prozent (US$ 10 Mio.). Im Jahr 2009 lagen die Durchschnittspreise für Emissionszertifikate aus A/R-Projekten bei US$ 4,6, mit Höchstpreisen von bis zu US$ 28. REDD+ Projekte lagen durchschnittlich bei US$ 2,9 mit Höchstpreisen von bis zu US$ 13, und IFM-Projekte bei US$ 7,3 mit Höchstpreisen von bis zu US$ 15. Die großen Preisunterschiede lassen sich generell auf die Qualität der Projekte zurückführen und auf die Tatsache, dass sich aufgrund des Marktvolumens noch keine Standardpreise entwickelt haben. Folgende Faktoren bestimmten die Kosten für Emissionszertifikate aus Waldprojekten: Art und Weise der durchgeführten Maßnahmen, regionale Faktorkosten, verwendeter Standard, Menge der gekauften Zertifikate, ökologischer und sozialer Zusatznutzen, Marketingaufwand und Qualität des Projektentwicklers.

Beim Kauf von Zertifikaten ist insbesondere darauf zu achten, dass Projekte nach einem anerkannten Standard zertifiziert sind, der die gewünschte Qualität sicherstellt, sowie dass die Zertifikate in einem unabhängigen Register verwaltet werden. Darüber hinaus ist eine transparente und öffentlich zugängliche Dokumentation wichtig, damit Käufer in der Lage sind, sich persönlich über das Projekt zu informieren bzw. dies den nachgelagerten Konsumenten im Rahmen der Produktkommunikation vermittelt werden kann.




Wie entstehen Zertifikate aus Waldklimaschutzprojekten?

Bei allen Waldklimaschutzprojekten werden nicht die gegenwärtig vorhandenen Kohlenstoffvorräte gehandelt, sondern nur die Veränderungen der Kohlenstoffvorräte, die durch den Verkauf von Zertifikaten und dadurch finanzierte Waldbewirtschaftungs-, bzw. Waldschutzmaßnahmen ermöglicht wurden. Vor der Projektimplementierung müssen die vorhandenen Kohlenstoffvorräte bestimmt werden (Baseline). Im Projektverlauf werden die Projektaktivitäten und die daraus resultierenden zusätzlichen Emissionsreduktionen gemessen, berechnet und zertifiziert (Projektszenario). Diese Kohlenstoffveränderungen können dann nach einer erfolgreichen Zertifizierung verkauft werden.






Im Profil

Eduard Merger arbeitet für Unique forestry consultants in Freiburg im Breisgau als Climate Finance Berater an innovativen Geschäfts- und Finanzierungsmodellen für Klimaschutzprojekte im Landnutzungssektor. Im Forstbereich hat er die erfolgreiche Zertifizierung und Vermarktung einiger Waldklimaprojekte begleitet.

Kontakt:

Eduard Merger, Diplom-Forstwirt
UNIQUE Forestry Consultants GmbH
eduard.merger@unique-forst.de
Telefon +49 (0)761 / 20 85 34 - 0
www.unique-forst.de







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Quelle:
Umwelt | Biodiversität, 29.03.2011

     
        
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