Weltkulturerbe Yanomami!
Waldbewohner als Vorbild für den richtigen Umgang mit Ressourcen
Den Yanomami im nördlichen Regenwald Brasiliens steht ihr angestammtes Land laut Verfassung als zu schützendes Gebiet zu. Das wurde bis zur Jahrtausendwende massiv missachtet. Eine Armee von Goldsuchern war eingedrungen und verwandelte den Urwald in Wüste, tötete jeden, der Widerstand wagte. 65.000 Goldsucher gegen 20.000 Yanomami. Ein armer Teufel gegen den anderen. Indianer und Goldsucher - beide Opfer. Flinten gegen Pfeile. 120 illegale Landepisten, 400 Flugzeuge. Mafiös perfekt organisiert, von der Politik toleriert. "Man kann Völkerwanderungen nicht aufhalten", so der zynische Kommentar des damaligen Gouverneurs Juca Filho. Klar, er verdiente gut daran. Auch das letzte Urvolk sollte nicht von der Vernichtung verschont bleiben.
Ich war Augenzeuge dieses Bürgerkrieges im Regenwald geworden und habe 18 Jahre lang mit spektakulären Aktionen versucht, eine pro-indianische Lobby zu schaffen. Mit Büchern, TV-Filmen, Konsultation des Papstes, der Weltbank, der UNO. Vor allem mit Ausdauer und Fantasie ist das gelungen. Im Jahre 2000 war der Druck auf Brasilien ausreichend groß geworden. Die Yanomami erhielten einen akzeptablen Frieden. Den Goldsuchern wurde der Nachschub abgeriegelt, Flugzeuge wurden beschlagnahmt, wenn sie dennoch flogen. "Aber wir sterben trotzdem weiterhin", klagte Davi Kopenawa Yanomami, der bemerkenswerteste Häuptling, "und zwar an den Krankheiten, die die Goldsucher eingeschleppt haben."
Wie schon immer. Seit Kolumbus. Denn Habgier und Egoismus der Menschheit waren und werden immer stärker sein als ihr Verstand und ihre Vernunft. Zwar ist da die "Affenliebe" zu den eigenen Kindern, aber die ist sofort vergessen, wenn es um die Selbstbereicherung geht, um den momentanen Vorteil. Irgendwie klar. Nur der Beste und Stärkste überlebt, und der Einzelne hat es schwer, sich gegen den Strom zu behaupten. Erst Katastrophen werden uns zum Umdenken zwingen. Dann ist es für Viele und Vieles zu spät. Es geht der Welt und unserem Nachwuchs verloren. Dekadenz und Maßlosigkeit - daran sind schon ganz andere Kulturen zerbrochen.
Als Augenzeuge dieser Verbrechen überkam mich maßlose Wut. Mein Vorteil: Wut macht mich kreativ. Sie lähmt mich nicht. "Wir werden zumindest das tun, was im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt", entschieden meine damalige Kampfgefährtin Christina Haverkamp und ich. "Wir bauen den Yanomami eine Krankenstation. Gesunde Indianer werden ihren Wald verteidigen." Das haben wir getan. Dennoch - immer wieder dringen Goldsucher ein. Kleine Gruppen, die sich Wochen lang zu Fuß durch den Wald schlagen. Pioniere, die, wenn man sie gewähren lässt, erneute Völkerwanderungen auslösen werden. Armut und Verzweiflung sind ihr Antrieb, aber keine Lösung.
Deshalb treibt mich eine Idee um, und ich halte es mit Albert Einstein: "Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd scheint", soll er gesagt haben, "dann gibt es keine Chance für ihre Realisierung." Ich habe solch eine Idee. Sie sollte aller Erfahrung zum Trotz eine Chance haben:
"Erklärt die Yanomami zum Weltkulturerbe!"
Das erhöht ihren Bekanntheitsgrad, steigert ihr Ansehen und hilft, durch eine breitere Öffentlichkeit den Status Quo zu wahren, der sie schützt. Es hat mich von der ersten Begegnung an beeindruckt, ein Volk zu erleben, das ohne Hilfe von außen eine absolut autarke Lebensform entwickelt hat, angepasst an seine Welt, den Regenwald. Es ist nicht nur das Leben von und mit dem Wald. Es ist auch die enorme Handwerkskunst, die es mit dem Bau seiner Häuser, Waffen und Arbeitsgeräte beweist. Natur und Mensch - eine homogene Einheit. Ein gelebtes Beispiel für uns, die wir uns im aktuellen Internationalen Jahr der Wälder wie so oft nur an Worte klammern können.
Weltkulturerbe Yanomami - es wäre auch für Brasilien ein Ruhmesblatt nie da gewesener Dimension, ein unvergängliches Denkmal für die neue Staatspräsidentin Dilma Rouseff. Ich finde es beglückend und hoffnungsvoll, dass forum Nachhaltig Wirtschaften und B.A.U.M. e.V. sich mit mir dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben haben und wünsche uns und diesem Volk jeden Erfolg.
Der Urwald, die Heimat der Yanomami, wird durch den Goldabbau völlig zerstört. |
Ich war Augenzeuge dieses Bürgerkrieges im Regenwald geworden und habe 18 Jahre lang mit spektakulären Aktionen versucht, eine pro-indianische Lobby zu schaffen. Mit Büchern, TV-Filmen, Konsultation des Papstes, der Weltbank, der UNO. Vor allem mit Ausdauer und Fantasie ist das gelungen. Im Jahre 2000 war der Druck auf Brasilien ausreichend groß geworden. Die Yanomami erhielten einen akzeptablen Frieden. Den Goldsuchern wurde der Nachschub abgeriegelt, Flugzeuge wurden beschlagnahmt, wenn sie dennoch flogen. "Aber wir sterben trotzdem weiterhin", klagte Davi Kopenawa Yanomami, der bemerkenswerteste Häuptling, "und zwar an den Krankheiten, die die Goldsucher eingeschleppt haben."
Wie schon immer. Seit Kolumbus. Denn Habgier und Egoismus der Menschheit waren und werden immer stärker sein als ihr Verstand und ihre Vernunft. Zwar ist da die "Affenliebe" zu den eigenen Kindern, aber die ist sofort vergessen, wenn es um die Selbstbereicherung geht, um den momentanen Vorteil. Irgendwie klar. Nur der Beste und Stärkste überlebt, und der Einzelne hat es schwer, sich gegen den Strom zu behaupten. Erst Katastrophen werden uns zum Umdenken zwingen. Dann ist es für Viele und Vieles zu spät. Es geht der Welt und unserem Nachwuchs verloren. Dekadenz und Maßlosigkeit - daran sind schon ganz andere Kulturen zerbrochen.
Als Augenzeuge dieser Verbrechen überkam mich maßlose Wut. Mein Vorteil: Wut macht mich kreativ. Sie lähmt mich nicht. "Wir werden zumindest das tun, was im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt", entschieden meine damalige Kampfgefährtin Christina Haverkamp und ich. "Wir bauen den Yanomami eine Krankenstation. Gesunde Indianer werden ihren Wald verteidigen." Das haben wir getan. Dennoch - immer wieder dringen Goldsucher ein. Kleine Gruppen, die sich Wochen lang zu Fuß durch den Wald schlagen. Pioniere, die, wenn man sie gewähren lässt, erneute Völkerwanderungen auslösen werden. Armut und Verzweiflung sind ihr Antrieb, aber keine Lösung.
Pfeil gegen Bulldozer: Yanomami im ewigen Kampf gegen die Goldsucher. |
Deshalb treibt mich eine Idee um, und ich halte es mit Albert Einstein: "Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd scheint", soll er gesagt haben, "dann gibt es keine Chance für ihre Realisierung." Ich habe solch eine Idee. Sie sollte aller Erfahrung zum Trotz eine Chance haben:
"Erklärt die Yanomami zum Weltkulturerbe!"
Das erhöht ihren Bekanntheitsgrad, steigert ihr Ansehen und hilft, durch eine breitere Öffentlichkeit den Status Quo zu wahren, der sie schützt. Es hat mich von der ersten Begegnung an beeindruckt, ein Volk zu erleben, das ohne Hilfe von außen eine absolut autarke Lebensform entwickelt hat, angepasst an seine Welt, den Regenwald. Es ist nicht nur das Leben von und mit dem Wald. Es ist auch die enorme Handwerkskunst, die es mit dem Bau seiner Häuser, Waffen und Arbeitsgeräte beweist. Natur und Mensch - eine homogene Einheit. Ein gelebtes Beispiel für uns, die wir uns im aktuellen Internationalen Jahr der Wälder wie so oft nur an Worte klammern können.
Weltkulturerbe Yanomami - es wäre auch für Brasilien ein Ruhmesblatt nie da gewesener Dimension, ein unvergängliches Denkmal für die neue Staatspräsidentin Dilma Rouseff. Ich finde es beglückend und hoffnungsvoll, dass forum Nachhaltig Wirtschaften und B.A.U.M. e.V. sich mit mir dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben haben und wünsche uns und diesem Volk jeden Erfolg.
Von Rüdiger Nehberg, TARGET e.V.
Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 07.09.2011
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